Heidelberger Künstler Arvid Boecker: Prozess des Malens
Heidelberg.Der Duft von Leinöl liegt in der Luft, auf dem Arbeitstisch liegen Tuben mit Ölfarben und Kanister mit Ölen und Lösungsmitteln, Pinsel, Werkzeuge und Farbmusterkarten. Im Atelier des Heidelberger Künstlers Arvid Boecker, das im Garten seines Hauses liegt, ist alles wohl organisiert. An den Wänden leuchten seine Bilder, Farbflächen im immer gleichen Format und in zwei gleich große, übereinander liegende Flächen aufgeteilt.
Arvid Boecker: Konkrete Kunst als lebendige Auseinandersetzung
Die Arbeiten von Boecker werden der sogenannten Konkreten Kunst zugeordnet, abstrakte Bilder, die auf mathematisch-geometrischen Grundlagen ruht. Piet Mondrian ist wohl einer der bekanntesten Vertreter. Bei der Farbfeldmalerei von Boecker geht es immer wieder neu um den Prozess des Malens, um die Parameter von Format, Bildgröße, Aufteilung und Strukturierung einer Fläche, um Rhythmus und Schichtung, um die Balance von Regel und Abweichung, Konstruktion, Impression und Expression, um Horizontale und Vertikale und um das Verhältnis von Farbtönen, Hell und Dunkel, Kalt und Warm, wie der Kunstkritiker und Heidelberger Professor Hans Gercke sagt. Diese Arbeiten seien anders als die Forderung der Konkreten Kunst es nahelegt jedoch keine kalten, lediglich theoretisch Konstruktionen, sondern Ergebnis einer lebendigen Auseinandersetzung und einer reflektierten, tiefen Erfahrung.
Zur Kunst kam Boecker eher zufällig. Er war auf einer Vernissage eines Kölner Künstlers gelandet und er kam mit dem Künstler ins Gespräch. Der erklärte dem 17-Jährigen seine Bilder. Boecker war von diesem radikalen Lebensentwurf beeindruckt und beschloss, selbst Künstler zu werden. Er studierte an der neugegründeten Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar in Saarbrücken – eine Zeit, die von einer großartigen Aufbruchsstimmung geprägt war. Neben seinem Studium der Malerei engagierte sich Boecker im AStA der Hochschule und leitete das Referat für Öffentlichkeitsarbeit, wo er die Hochschulzeitschrift herausgab. 1994 schloss Boecker sein Studium an der HBK Saar mit Auszeichnung ab und gewann den Förderpreis für Absolventen Deutscher Kunsthochschulen, der ihm eine Museumsausstellung mit Katalog und 20.000 DM einbrachte. Gleichzeitig erhielt er den Kunstpreis der Stadt Landau, den Förderpreis der Bosch AG und ein Atelierstipendium von ACME Studios in London. Nur drei Tage nach seinem Abschluss zog Arvid Boecker nach London.
Künstler Arvid Boecker international und regional vertreten
Auch das Kunst-Magazin „art" wurde auf den jungen Künstler aufmerksam und veröffentlichte einen Artikel über ihn und seine Arbeiten. Nach der Veröffentlichung erhielt Boecker zahlreiche Einladungen zu Ausstellungen und wurde von zwei Galerien unter Vertrag genommen. Nach zwei Jahren im Ausland zog Boecker 1995 nach Heidelberg und hat seine Arbeiten bei inzwischen über 250 Ausstellungen in Asien, Australien, den USA und vielen europäischen Ländern präsentiert. Boecker arbeitet mit zehn Galerien in Deutschland sowie in London, Paris und Rotterdam zusammen. In diesem Jahr hat er seine Werke bereits in zwölf Ausstellungen und bei Kunstmessen in Karlsruhe und New York gezeigt. Einmal im Jahr verbringt er einige Wochen als Artist in Residence und wurde bereits nach New York, Paris, Reykjavik und ins Marc Rothko Center in Lettland eingeladen. Auch in Heidelberg zeigt er jedes Jahr seine Bilder und hatte Einzelausstellungen beim Heidelberger Kunstverein und im Kurpfälzischen Museum. rko/red
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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