Multitalent Jacob Collier: Ein Unikat
Musikredaktion powered by RPR1. Von David Banks und Joshua Geib
Musik. Preisfrage: Welcher britische Künstler gewann als einziger für jedes seiner vier ersten Alben jeweils einen Grammy? Ed Sheeran, Sir Elton John? Oder doch Harry Styles? Vielleicht eine Frau? Adele!? Allesamt grandiose Musiker, jedoch nicht die Antwort auf diese Frage. Es ist – Trommelwirbel: Jacob Collier! Moment. Jacob wer? Dem geneigten Musikinteressierten mag der Name schon mal untergekommen sein. Für die breite Masse ist der junge Mann jedoch sicher eher ein unbeschriebenes Blatt. Das ist eigentlich schade, zeigt sein enormer Erfolg doch, dass es sich bei Jacob Collier nicht um den „Average Joe“ aus UK handelt.
Wenig verwunderlich scheint sein musikalischer Werdegang, schließlich wurde er in eine äußerst musikalische Familie geboren. Seine Mutter und sein Großvater spielten Violine und lehrten an der Royal Academy of Music in London. Collier selbst lernte bereits mit zwei Jahren Geige spielen. Später konzentrierte er sich auf Stimme und Klavier und begann eigene Songs zu schreiben. Erste Erfolge feierte er auf YouTube mit Coverversionen von Songs wie Stevie Wonders „Isn’t she Lovely“ oder „Pure Imagination“ aus dem Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“.
Auf seinem 2016er Debütalbum „In my Room“ zeigte Jacob erstmals seine außergewöhnliche Vielseitigkeit und sein feines Gespür für angewandte Harmonik. Und der Name des Albums war Programm, denn das Multitalent nahm das gesamte Werk alleine in seinem Zimmer auf, spielte alle Instrumente selbst ein und produzierte die Platte ohne fremde Hilfe. Die Belohnung: sein erster von vielen Grammys für „You and I“. Seither hat sich für den jungen Briten einiges getan. Fünf Grammys hat er bereits im Regal stehen und auch sein letztes Album „Djesse Vol. 3“ war 2021 in der Kategorie „Album des Jahres“ nominiert.
Dass solche Qualitäten das Interesse anderer Musiker wecken – selbstredend. Niemand geringeres als Quincy Jones höchstpersönlich nahm Collier früh in seiner Karriere unter Vertrag. Szenegrößen wie John Mayer oder Becca Stevens zählt er zu seinen Feature-Gästen. Und selbst Hans Zimmer, seines Zeichens der größte lebende Komponist epochaler Filmmusik, lud ihn für den Film „Boss Baby“ zur Zusammenarbeit ein. Den größten kommerziellen Erfolg hat der Londonian aber zweifelsohne Coldplay und deren Album „Music of the Spheres“ (2021) zu verdanken. „My Universe“ von Coldplay und BTS, an dem Collier mitschrieb, hat allein auf Spotify bereits über eine Milliarde Streams gesammelt und wurde zum weltweiten Superhit, der, nebenbei bemerkt, auch Chris Martin und Co eine völlig neue Zielgruppe in die Fanbase spülte.
Für Jacob gilt jedoch seit Anfang seiner Karriere: „Live is Live“! Denn vor allem seine Liveauftritte machten ihn berühmt und werden heute noch auf YouTube mehrere Millionen Male geklickt. Jazz, A Cappella, Groove, Klassik, Gospel oder Neo-Soul – in allen Genres bewegt sich der Multiinstrumentalist spielerisch und auf Weltniveau. Doch nicht alleine sein musikalisches Talent, innerhalb eines Songs zwischen mehreren Instrumenten zu wechseln, überzeugen dabei. Es ist vielmehr seine Fähigkeit, das Publikum mitzureisen. Er dirigiert, lässt mal eben eine dreistimmige Harmonie anstimmen, oder anspruchsvolle Rhythmen mitklatschen. Ganz ohne Probe oder vorherige Ansage. Die Besucher sind also nicht nur stumme Zuhörer, sondern gestalten jeden Auftritt aktiv mit.
Zudem haben seine Liveshows keinen festen Plan. In welcher Tonart er seine Songs singt, entscheidet er spontan, ebenso, welches Lied er als nächstes singt – Improvisieren gehört bei dem Jazzer Collier zum guten Ton. Das macht jede Show zum Unikat und den besonderen Reiz der Jacob Collier Experience aus. Und ganz egal, wie unvorhersehbar es für den Fan bleibt, eines ist sicher: Es Jacob Collier beim Moers Festival 2016 wird nie langweilig und vor allem keine Enttäuschung.
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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