BriMel unterwegs
Olaf Schönborn’s Q4 im „Freischwimmer“
Ludwigshafen. Am 3. Dezember wurde zur Tea Time geladen und zwar zu „Jazz at tea time“ um 16 Uhr. Das authentische Hallenbadambiente vom „Freischwimmer“ hatte der Geschäftsführer Jozua Knol unter sich. 2016 bauten die Technischen Werke Ludwigshafen diesen Gebäudeteil zu einem Kulturzentrum um und nannten es „Freischwimmer“. Das Nichtschwimmerbecken, in dem früher die Kinder schwimmen lernten, wurde in der Grundform so belassen, nur umgestaltet. Das Olaf Schönborn Quartett hatte heute die Ehre hier zu performen und spielte Werke von Paul Desmond, der durch das Dave Brubeck Quartett bekannt wurde (er komponierte dessen größten Hit Take Five). Olaf übernahm die Moderation über den Abend, erzählte zwischen den einzelnen Stücken immer kleine Anekdoten. Heute war es das erste Mal, dass sie in dieser Location spielen und für die meisten Zuschauer auch der erste Besuch.
In diese Location lockte es auch den Posaunisten Bernhard Vanecek aus Limburgerhof, der heute einmal nicht selbst spielen musste, sondern einfach nur genoss. Auch der ehemalige Geschäftsführer der LUKOM, Michael Cordier, war heute zu Gast. Ingo Zwipf lernte 1964 in genau dieser Location schwimmen und hat das Jugendschwimmer-Abzeichen gemacht.
Das Quartett bestand aus dem Drummer Oliver Strauch aus Saarbrücken, am Kontrabass stand Jan Dittmann aus Mannheim, die halbakustische Gitarre beherrschte der Jazz-Gitarrist Marcus Armani, ebenfalls von der anderen Rheinseite kommend und am Saxophon verzauberte der Ludwigshafener Olaf Schönborn. Die Akustik war hervorragend in diesem teilgefliesten Raum. Familiär ging es zu, da nicht allzu groß, aber immerhin mit ca. 40 Gästen befüllt und rechts und links des Beckens wären auch noch je 10 Plätze frei gewesen. Nach der Begrüßung durch Jozua Knol betraten die Musiker das Becken, um mit „Jazz at tea time“ loszulegen. Zum Einstieg gab es den Titel Bossa Antigua mit Soloparts von Olaf und dem Gitarristen als Kostprobe ihres Könnens. Olaf meinte lachend, der erste Termin als auserwählte Gruppe mache sie praktisch zum Geheimtipp. Er freute sich, dass ohne Werbung so viele Zuhörer gekommen sind. Das Motto heute sei „Tribute to Paul Desmond“. Mit einer Ballade „Nancy with the laughing face“ ging es weiter. Immer wieder hatten die Musiker Soloparts dazwischen, was mit einem anerkennenden Applaus bedacht wurde.
Während des Saxophonspiels schien Olaf Schönborn völlig in sich gekehrt und spielte sein Instrument praktisch blind. Schließlich fragte er das Publikum, ob der Sound hier gut sei? Da alles ohne Verstärker aufgebaut sei, sie also nur ihr „Handwerkszeug“ bedienen würden entstand so etwas wie Jazzclubfeeling und der Ort könnte vielleicht einmal eine „LUCATION“ mit regelmäßigen Konzerten werden Es folgte eine Instrumental-Komposition von Django Reinhardt mit „Nuages“, den Wolken, das sich in Frankreich zu einem Hit und dann zum Jazzstandard entwickelte. Man bat um Publikumsbeteiligung durch Schnipsen mit den Fingern. „Wir sind eine Familie und fühlen den Groove!“ Das Original stammt von Simon & Garfunkel und heißt „The 59th Street Bridge Song – Feelin‘ Groovy“ und der Refrain sollte ebenfalls mitgesungen werden. Danach gab es eine kleine Pause, deren Sinn es sei, sich auch ein wenig auszutauschen. So sollte es sein und die Musiker mischten sich unter das Publikum.
Es ging weiter mit Stücken von Simon & Garfunkel und jeder kennt „El condor pasa“ als Jazzversion, bei der die typischen Töne der Melodie natürlich nicht zu überhören waren. Die Füße wippten und die Köpfe bewegten sich im Takt. Und dann hatte endlich auch der Drummer Oliver Strauch seinen Solopart und erntete großen Beifall. Nochmal ein Musikstück zum Mitklatschen im Takt folgte, aber nur auf Takt 6 und 7 bei „Mrs. Robinson“ von Simon & Garfunkel. Eigentlich war das Programm dann beendet.
Logisch, dass hier eine Zugabe gefordert wurde, die sie natürlich auch gerne gaben, sogar zwei. „Struttin‘ with some barbecue“ ist eine Jazzkomposition in Liedform, die Lil Hardin Amstrong verfasste und 1928 veröffentlichte. Paul Desmond machte eine „Samba with some barbecue“ daraus und das Quartett übernahm es als Zugabe. Zum Abschluss kündigte Olaf Schönborn an, dass diese Art Event jeden 3. Dienstag im Monat geplant sei mit jeweils unterschiedlichen Musikrichtungen und Musikern. Man darf gespannt sein! Die zweite Zugabe folgte auf den Fuß, ein typisches Saxophonstück, Take Five bei dem Olaf Schönborn mit seinem Instrument verwachsen schien, eine Einheit. Aber danach war dann endgültig Schluss und die zwei Stunden Unterhaltung wie im Fluge vergangen. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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