BriMel unterwegs
Platz der Deutschen Einheit platzte aus den Nähten
Ludwigshafen. Am Abend des 29. Juli wurde wieder allerhand an Events in der Ludwigshafener City geboten. Den Anfang machte die australische Gruppe „Gravity and Other Myths“ in der „Wettkampfarena“ auf dem Platz der Deutschen Einheit. Um 20.30 Uhr war der Platz vor der Rheingalerie zum Bersten voll mit Zuschauern. Wohl dem, der früh genug da war und einen tollen Blick auf die Truppe hatte.
Die Veranstaltung ging vom Kulturzentrum dasHaus aus und der Eintritt war frei. Der 32. Ludwigshafener Kultursommer 2022 wird unterstützt durch die Sparkasse Vorderpfalz als Hauptsponsor sowie durch den Kultursommer Rheinland-Pfalz.
Die australische Truppe Gravity & Other Myths verwandelte einen schlichten Platz in ein Universum spektakulärer Weltklasse-Akrobatik. "A Simple Space" wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Best Circus Award des Adelaide Fringe Festival. In lässigen T-Shirts und hochgekrempelten Jeans gingen die fünf Akrobaten und zwei Akrobatinnen schonungslos an ihre körperlichen Grenzen. So intim präsentiert, dass die Hitze zu spüren und jeder Atemzug zu hören war. Es war ein Zirkus der besonderen Klasse. Die fröhlichen sieben Artisten und Artistinnen hatten unheimlich viel Kraft und Ausdauer. Einer schaffte es sogar im Wettkampf 30 mal aus dem Stand heraus in der Luft die Rolle zu machen. Es fing alles zuerst harmlos an, dann schrie einer aus der Truppe „Following“ und nacheinander ließen sich alle fallen, wohlgemerkt es war ein einstudiertes Fallen. Es folgte ein erotisches Seilhüpfen, wobei ein Kleidungsstück nach dem anderen fiel. Und tatsächlich hatte der Artist zum Schluss nichts mehr an und sprang weiter über das Seil, wohlgemerkt schützend die Hände vor seinem besten Stück. Das alleine ist schon ein Kunststück, denn die beiden anderen Kollegen schwangen weiterhin das Seil. Die Menschenpyramide und das Hin- und Herwerfen der beiden Akrobatinnen bildeten den Abschluss nach einer schweißtreibenden spektakulären Stunde. Die Infos bekam ich von Rainer aus Ludwigshafen, denn ich kam leider ziemlich spät dazu, Sicht gleich Null, und freute mich über den kleinen Plausch. Und wer es verpasst hat, dem bietet sich heute um 17.15 und 20.30 Uhr sowie am Sonntag um 13 und 16 Uhr nochmals die Gelegenheit.
Anschließend wurde die Bühne frei gemacht für die nächste Gruppe Tangaj Collective" aus Rumänien mit dem Tanzstück „Daughters“, die um 21.50 Uhr auftreten sollten. Drei junge durchtrainierte Frauen auf Rollschuhen sind Töchter einer verwirrten Generation. Sie sind gefangen zwischen der Freiheit der Moderne und den Prägungen vorangegangener Generationen von Müttern und Großmüttern. Dies alles passierte mit vollstem Körpereinsatz. Untermalt wurde die Show von der düsteren, elektronischen Musik des ukrainischen Komponisten Monocube und den halluzinatorischen Videosequenzen der deutschen Künstlerin M. Kardinal. Die Stimme aus dem Off erzählte auf Englisch die Geschichte zum Tanz. Es begann alles in Slow Motion, Körperbeherrschung pur, ästhetisch anzuschauen und jeder einzelne Muskelstrang wurde sichtbar. Manche Bewegungsabläufe auf der Stelle erinnerten an den Moonwalk. Plötzlich küssten sich alle drei Rollschuhfahrerinnen über längere Minuten auf dem Boden sitzend und nur die Köpfe zusammengesteckt. Was völlig entschleunigt begann wurde nach ca. 30 Minuten durch ein wildes Headbanging und schnelle Kreisbewegungen mit den Armen abgelöst, um augenblicklich wieder in den Slow-Motion-Gang zu verfallen. Zum Abschluss schüttelten nochmal alle Drei wie in Ekstase ihre Haarpracht, um dann nach und nach in sich zusammenzufallen. Das war ein Ausdruckstanz der besonderen ART.
Im Vergleich zur vorherigen Performance von Gravity & Other Myths war diese Show nicht so mitreißend und die Reihen lichteten sich. Geschmäcker sind nun mal verschieden. Auch hier bietet sich heute nochmals die Gelegenheit nochmals zuzuschauen um 21.50 Uhr.
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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