BriMel unterwegs
„So um 5“ – Heiter bis ernsthaft – Full house
Ludwigshafen. Es gibt immer ein erstes Mal und so begab es sich, dass ich am 3. März vor 17 Uhr erstmals einen Fuß in die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen setzte. Das Konzert mit der außergewöhnlichen Bezeichnung „So um 5 – Heiter bis ernsthaft“ war restlos ausverkauft. Auf dem Programm standen
• „Ein musikalischer Spaß“ von Wolfgang Amadeus Mozart, Sextett KV 522
• „Quartetto serioso“ von Ludwig van Beethoven, Streichquartett f-Moll, op. 95
• Von Paul Hindemith die Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“ wie sie eine schlechte Kurkapelle morgens um 7 am Brunnen vom Blatt spielt
• Von Ludwig van Beethoven, Sextett Es-Dur, op. 81b
Ich war zu spät, um der Einführung von Frau Dr. Nicole Aeschbach zu lauschen, die einen kleinen Überblick über das heutige, etwas andere Programm gab. Die Anordnung in diesem Konzertsaal sieht so aus, dass mittig die Akteure sitzen und das Publikum kreisförmig drum herum. Und damit jeder eine gute Sicht hat, geht es Stufe um Stufe höher. SUPER! Die Begrüßung übernahm Daniel Kroh, der sich bedankte, dass 225 Besucher*innen den Weg hierher gefunden haben. Am 19. Mai findet das letzte Saison-Konzert „Luft von anderen Planeten“ statt und auch die neue Saison sei phantastisch, versprach er. Er bedankte sich bei allen Personen im Hintergrund, wie den für die Mikrophone und die Tonaufnahme zuständigen Wolfgang Güntner. Das Konzert wird als Video von Lars Lauer zusammengestellt, welches man dann später auf dem YouTube-Kanal der Staatsphilharmonie sehen kann. Dank an Thomas Müller für Licht und Ton. Und auch ein Dankeschön an die Kuchenfee Frau Wons, die seit Jahren die Kuchen für die Konzerte backt.
Dann betrat „so um 5“ das sechsköpfige Ensemble den Saal: Yoerae Kim (Violine), Anikó Szathmáry (Violine), Guillem Selfa Oliver (Viola), Mechthild Andre (Violoncello), Stefan Berrang (Horn) und Konrad Probst (Horn) – alle Spots waren auf sie gerichtet und es konnte losgehen. Die manchmal etwas schiefen Töne beim „Musikalischen Spaß“ von Mozart waren so gewollt, da es ja heute „heiter bis ernsthaft“ werden sollte. Dem Publikum gefiel es, da es auch nur ganz kurze Passagen waren. So nahm man es Stefan Berrang am Horn nicht krumm, dass er bei seiner Spielpause im 3. Satz eine Zeitschrift schnappte und darin las. Auch Konrad Probst (Horn) hatte „Sendepause“ und holte sich ein Nackenhörnchen, um Powernapping zu machen. Die Streicher indes spielten herausragend. Besonders hervorzuheben ist auch der Solopart der Violinistin Yoerae Kim. Sehr lustig inszeniert war auch der komödiantische Einsatz im nächsten Satz mit den „Hörnern“, die ihn zu vergessen schienen. Waren sie doch noch ganz vertieft in der Zeitschrift und beim Schlaf. Es dauerte ca. eine halbe Stunde bis der erste große Applaus gegeben werden durfte, bis dahin war alles mucksmäuschenstill.
Nach einem kleinen Umbau kamen nun nur die vier Streicher für Beethovens „Quartetto serioso“ zum Einsatz. Der einzige Mann in dieser Besetzung, Guillem Selfa Oliver, erinnerte mich wegen seiner Optik ein wenig an den Stargeiger David Garrett. Nach einer Stunde wunderbaren Spielens ging es in die Pause, in der sich Musiker*innen und Publikum bei Kaffee und Kuchen oder anderen Getränken unterhielten. „Kurz nach 6“ ging es weiter. Der Kaffeeduft der Pause zog bis in den Konzertsaal und versprühte heimelige Wohlfühlatmosphäre.
Zur Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“ nahmen wieder nur die Streicher Platz. Neben meisterlichem Können hatte auch hier wieder die komödiantische Seite ein Plätzchen. Viel Applaus und die obligatorische Verbeugung vor dem Publikum führte erst einmal einen kleinen Umbau nach sich, denn zum Abschluss stand noch das Sextett Es-Dur von Ludwig van Beethoven auf dem Programm. Es war einfach nur fantastisch und nach einem frenetischen Applaus gab es vom Haus auch noch für jeden Musiker und jede Musikerin eine große Rose, die die Hornbläser sogleich in ihr Horn als Blumenvase setzten. Es waren zwei Stunden musikalischen Hochgenusses, die auch das Ehepaar Berrang genoss, die extra aus Kaiserslautern angereist waren, um dem Konzert ihres Sohnes beizuwohnen.
Die Musiker und Musikerinnen hätten jeder einzeln ein Konzert geben können, so liest sich ihre Vita. Aber alle haben eines gemeinsam: Sie haben bereits in ihrer Kindheit die Liebe zur Musik entdeckt und sind bis heute dabeigeblieben.
Wer an dem Newsletter dieser Kammermusikreihe Interesse hat, kann sich über soum5@staatsphilharmonie.de hierzu anmelden. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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