BriMel unterwegs
Tacheles Klezmer-Band mit viel Applaus bedacht
Ludwigshafen. Im Jahre 2020 spielte die Klezmer-Band noch unter Corona-Auflagen in der wunderbaren LUcation, dem ehemaligen Hallenbad Nord der GML. Am 6. Mai 2023 spürte man nicht nur anhand des zahlreich erschienenen Publikums, dass diese Zeit zurück lag, sondern auch an der lockeren Atmosphäre bei allen. Die Begrüßung erfolgte durch den GML-Chef Dr. Thomas Grommes. Er begrüßte und kündigte an, dass das Konzert in zwei Teilen mit einer Pause dazwischen stattfinden würde. Es war ein lauer Abend und er freute sich, dass sich einige für diese Art Musik interessieren. Noch ein paar Informationen über das Hallenbad folgten, in dem von 1956 bis 2001 tatsächlich noch richtig geschwommen werden konnte, denn heute ist es nur noch ein Löschwasserbecken. Aber was ganz Besonderes sei, dass es hier immer wieder fantastische Events zu sehen und zu hören gibt und es als Informationszentrum für „Die vier Elemente“ benutzt wird.
Der Veranstalter Fridolin e.V. mit der Tacheles Klezmer-Band machte dieses Konzert mit den vier Musikern möglich. Der Leiter des Ensembles ist Robert Majeric und der Organisator Robert Plasberg, der mit seiner Violine das Publikum verzauberte. Auf der für speziell diese Musikrichtung dominanten Klarinette spielte Robert Majeric, das Akkordeon brachte Neuzugang Jan Rink zum Schwingen und am Kontrabass zupfte Uli Holz die Saiten. Es ist eine gemischte Band bestehend aus zwei Hobby- und zwei Profimusikern, die seit 7 Jahren gern gesehene Gäste hier im Hallenbad Nord sind.
Die Moderation für den Abend übernahm Robert Plasberg und er erzählte vor jedem neuen Stück eine kleine Geschichte dazu. Zu hören bekam man Corman’s Bulgar, Oyfn Pripetshik, Kolyn, Kinderyorn, 7:40 A M, A Nign, A Glezele Yash. Der typische dominante Klang der Klarinette fügte sich harmonisch zu Violine, Akkordeon und Kontrabass. Einmal klang es traurig und dann wieder mit voller Lebensfreude gefüllt, wie bei dem an das italienische Volkslied „Bella Ciao“ erinnernde Stück aus dem italienischen Widerstand. Eine melancholische Interpretation nahm Schwung auf und der Kontrabass von Uli Holz hatte seinen Solopart. Ein Klagelied eines musikalischen Gebetes folgte. Alleine auf der Violine spielend verzauberte Robert Plasberg so sehr, dass man eine Nadel fallen gehört hätte. Dann stießen Klarinette und Akkordeon hinzu und eine ganz andere Stimmung war zu spüren. Man hatte immer mal wehmütige und ergreifende Gefühle. Bevor es in die Pause ging machte Dr. Grommes noch auf die Ausstellung aufmerksam. Sowohl auf dem Wasser als auch an den Wänden gab es etwas zu sehen, was beachtenswert war, denn Fotos von Menschen, die sich um die Abfallentsorgung kümmern, hatten hier an den Wänden einen Platz gefunden, um gesehen zu werden.
Nach 30 Minuten Pause legte die Band sofort wieder los und diesmal hatte Jan Rink mit dem Akkordeon seinen Solopart. Die folgenden Stücke hießen Devil’s Foot Cake, Ederlezi, Bubamara, Miron’s Traum, Trolls Freilach, Forget the tears und Odessa, aus dem die jüdischen Auswanderer kamen und sich mit dem Lied an ihre Heimat erinnerten. Ein jiddisches fröhliches Lied hatte einen temperamentvollen Charakter und wurde als nächstes von dem melancholischen Stück „Vergiss die Tränen“ abgelöst. Die Musiker wurden alle namentlich vorgestellt und der Auftritt war vorbei, aber nicht ohne Zugabe, die das Publikum durch vehementes Klatschen forderte. Natürlich kamen sie dieser Aufforderung nach und spielten Jovano und Blessing Nigun. Und auch ein Dankeschön an die Film- und Fotoassistentin Larissa Dubjago aus der Ukraine, die in Freundschaft mit der Band verbunden ist und den Abend verewigt hatte.
Pressetext: Die Tacheles Klezmer-Band präsentierte die mitreißende Musik der osteuropäischen jüdischen Tradition und Kultur. Von leidenschaftlichen Tänzen bis hin zu melancholischen Balladen wurde eine breite Palette von Stücken dargeboten, die alle Herzen berührten. Tacheles besteht aus vier leidenschaftlichen Musikern, die sich auf die Klezmermusik spezialisiert haben. Mit Klarinette, Geige, Akkordeon und Kontrabass brachten sie die traditionellen Klänge und Rhythmen der osteuropäischen Klezmermusik zum Leben.
Ursprung: Klezmer kommt aus dem Jiddischen und bedeutet „Gefäß, aus dem Musik kommt“. Heute bezeichnet man damit die Volksmusik-Tradition der Juden Osteuropas. Einflüsse aus Ungarn, Rumänien, der Ukraine und Polen haben sich im Laufe der Zeit zu einer ganz eigenen typischen Musik verbunden. Die Musik wurde meist von kleinen Kapellen zu Hochzeiten, Dorffesten und anderen Gelegenheiten gespielt. Aber auch von Kirchen wurden diese „Klezmorim“ gerne in Dienst gestellt. Im Holocaust ist mit den Menschen auch ihre Musik verschwunden. Seit den späten 80er Jahren entwickelt sich langsam wieder eine Klezmerszene in Europa, die an die musikalischen Traditionen anknüpft.
Die einzigartige Akustik und Optik in dieser Location machte wieder einen Augen- und Ohrenschmaus aus diesem Event. Nächste Veranstaltung ist am nächsten Sonntag „Lachen unter Tränen” – Jiddische Volks- und Kunstmusik, ein Beitrag zum Kultursommer Rheinland-Pfalz mit Werken von Weinberg, Schostakowitsch, Orkin (UA der Auftragskomposition) um 18 Uhr in der Friedenskirche St. Bernhard in Speyer. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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