BriMel unterwegs
Vernissage bei einer etwas anderen Galerie

Zur Eröffnung der Vernissage im Garten | Foto: Brigitte Melder
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Ludwigshafen. Eine bisher unbekannte Galerie war das Besuchsziel am 2. Juni, nämlich die Galerie „Hochkant“ am Lattenzaun im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim. Der Künstler und Hausherr Frank Andre versucht mit Mikro-Street-Art einen kleinen Beitrag zur urbanen Kultur in Ludwigshafen zu leisten. Auf einer Länge von 1,90 m bereichern zwölf hochkantige „Latten-Bilder“ den öffentlichen Raum um einen interessanten Farbtupfer, der vielleicht den einen oder anderen Passanten mit einem neuen bunten Aspekt zu erfreuen vermag.

Die kleine feine Ausstellung am 2. Juni ab 14.30 Uhr wurde in ganz gemütlichem Gartenambiente mit Sekt begossen. Das sympathische Gastgeber-Ehepaar Andre hatte ein paar Tische hübsch gedeckt, mit Blumen dekoriert und eine Bar aufgebaut, die alles bot was das Herz begehrte und nach der Vernissage gab es noch leckeren Kuchen. Zum Großteil kamen Freunde von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, in der Mechthild Andre über die Saiten ihres Cellos streicht. Aber auch andere kunstbegeisterte Gäste wollten die Hochkant-Galerie unbedingt anschauen, die mit so viel Herzblut das erste Mal an die Öffentlichkeit ging.

Die Besucher und Besucherinnen mussten nach draußen auf den Gehweg, um das Kunstwerk zu besichtigen, aber das ist so gewollt, damit jeder, der vorbeiläuft oder vorbeifährt es sehen kann und die Werke nicht im Verborgenen vor sich hinschlummern. Also alle an die Latten! Herr Andre erzählte ein wenig über die Idee zu diesem bemalten Lattenzaun. Es war einmal eine Thuja, die leider nach dem vergangenen trockenen Sommer unansehnlich geworden war und entfernt werden musste. Nun war das Loch im Grün und da kam ihm die Idee zu diesem Experiment, den weiß gestrichenen Lattenzaun davor doch einfach einmal bunt zu bemalen, sozusagen als Hingucker. Er fragte sich natürlich, ob das dann gut aussehen würde und wie das Kunstwerk auf die Menschheit wirken würde und ja, es sah gut aus. Er möchte Vorbild sein und dazu inspirieren, vielleicht selbst zuhause an den Grundstücken ein bisschen Farbe anzubringen. Ein Brett kann auch etwas anderes sein als nur ein Brett, nämlich ein Kunstwerk. Seine gewählten Motive sind sehr unterschiedlich. So ließ er sich von Joseph Beuys und Gerhard Richter inspirieren. Er kombinierte zum Beispiel mit Schablone und Spraydose Harry Potter mit Gerhard Richter. Jede Interpretation ist frei. Spricht es an oder nicht und wenn ja warum? Das monochrome Bild nach Art Barnett Newman sehe eigentlich ganz banal aus mit seiner rot-gelben Fläche, es hat aber dennoch einen „Hinguckerwert“. Anders als bei dem Original, auf das ein Anschlag verübt wurde, hofft er, dass sein „Newman“ noch lange so aussehen wird wie im Moment. Ein anderes Bild erinnert an eine Felsspalte oder eine Wunde, in der man eine Landschaft zu erkennen glaubt. Als friedvolle Ausstrahlung malte er japanische Kirschblüten. Zum Thema Uniforme Menschen nahm er einen rostigen Untergrund und stellte darauf den Kampf mit dem kreativen Chaos dar. Eine andere Latte gestaltete er mit sich überlappenden Aufklebern, die er wie ein Mosaik zusammensetzte. Man hat einfach eine Idee und setzt sie dann um. Er möchte die Menschen sensibilisieren, die Umwelt mitzugestalten. Die Ameisen am nächsten Hochkant seien ihm etwas zu pummelig geworden, damit war er selbst nicht so zufrieden. Das Motiv ist von der Stempelkunst der Aborigines inspiriert, die mit ihren Grafiken praktisch Geschichten erzählen und eine andere Ausdrucksweise haben. Die ersten 190 cm Lattenzaun sind nun also fertig, jetzt wird es Zeit, die nächsten 190 cm anzugehen und zu verschönern, auch wenn die Thuja noch recht gut aussieht.

Zu diesem Event hatte Frank Andre dieses wundervolle passende Gedicht von Christian Morgenstern parat:

Der Lattenzaun
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da –
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein,
drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh nach Afri – od – Ameriko.
(mel)

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Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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