20 Jahre Vogelzählung: Kleiner Zaunkönig ganz groß, Schwalben machen sich rar

Ein Rotkehlchen | Foto: NABU/FHecker

NABU. Bestes Frühlingswetter lockte am langen Wochenende vom 9. bis 12. Mai, zum Vögelzählen in Gärten, Parks und auf dem Balkon. Mehr als 2800 Menschen in Rheinland-Pfalz haben an der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ teilgenommen und über 63.000 Vögel gemeldet, bundesweit sichteten sogar über 58.000 Naturbegeisterte über 1,2 Millionen Vögel.

Jetzt liegen die Ergebnisse von Deutschlands größter Citizen-Science-Aktion vor, die bereits zum 20. Mal vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV organisiert wurde. Auf Platz eins der am häufigsten gesichteten Vögel landete – wie fast immer – der Haussperling. Bundesweit gefolgt von Amsel, Kohlmeise und Star, und auch in Rheinland-Pfalz vor Kohlmeise, Amsel und Blaumeise.

„Das überdurchschnittlich warme Frühjahr hat sich offenbar in der Vogelwelt bemerkbar gemacht, indem einige Arten früher zurückgekehrt oder mit der Brut gestartet sind“, sagt NABU-Landesgeschäftsführer Olaf Strub. Daran habe auch der kurze Kälteeinbruch im April nichts geändert. So wurde beispielsweise der Zilpzalp in Rheinland-Pfalz um 41 Prozent häufiger gesichtet als im Vorjahr. „Als Mittel- und Kurzstreckenzieher ist er, wie auch einige andere Arten, etwas früher aus seinem Winterquartier zurück nach Deutschland gekommen.“

Ein weiterer Profiteur des milden Winters könnte der Zaunkönig sein. Er wurde in Rheinland-Pfalz um zehn Prozent häufiger gemeldet als im Vorjahr. Die Art sei anfällig für lange Kälteperioden, die es im vergangenen Winter nicht gegeben habe. Das könne laut Strub die Population im ganzen Land gestärkt haben.

Weniger gute Nachrichten gibt es von den Insektenfressern zu vermelden. Die Mehlschwalbe (minus 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) stürzt bei uns in Rheinland-Pfalz nahezu ab und auch die Rauchschwalbe verliert (minus drei Prozent in Rheinland-Pfalz, deutschlandweit sogar minus 18 Prozent). Das könnte vor allem mit dem winterlichen Intermezzo während der Zugrückkehr im April zu tun haben. Nur bei den Mauerseglern gibt es ein leichtes Plus von fünf Prozent bei den Sichtungen. Damit pendeln sich die diesjährigen Beobachtungen in den recht stabilen Trend der letzten Zählaktionen ein.

„Wenn wir aber auf die vergangenen 20 Jahre zurückschauen, sehen wir, dass auch bei den Mauerseglern der Trend eher nach unten geht“, so Strub. „Unsere Zählungen sind Momentaufnahmen. Erst die Kontinuität über Jahre gibt uns ein realistisches Bild von der Bestandsentwicklung der Arten.“ Diese Trends haben die Ornithologen des NABU zum 20. Geburtstag der Vogelzählung für die 18 häufigsten Gartenvögel zusammengestellt. So nahmen die Sichtungen bei Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube zu, während sie bei Grünfink, Amsel und Hausrotschwanz immer weiter abnahmen. Strub: „Unsere Zahlen zeigen, dass typische Waldvögel wie Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube in den vergangenen 20 Jahren den Siedlungsraum erobert haben, weil sie hier offenbar in Gärten und Parks ein gutes Nahrungsangebot und sichere Bedingungen vorfinden.“ Die insgesamt starken Rückgänge bei den insektenfressenden und gebäudebrütenden Arten dürften eine Folge des Insektensterbens sowie von fehlenden Nistmöglichkeiten sein.

Die nächste Vogelzählung findet mit der „Stunde der Wintervögel“ von Freitag, 10. bis Sonntag, 12. Januar 2025 statt.red

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Autor:

Karin Hoffmann aus Ludwigshafen

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