Biotechnologie hat Wachstumspotenzial in RLP
Abbvie investiert 150 Millionen in Standort Ludwigshafen
Ludwigshafen. Landesmutter Malu Dreyer und Vertreter aus Politik und Forschung feierten am Montag, 29. April, eine 150 Millionen schwere Investition von AbbVie in den Forschungsstandort Ludwigshafen. Auf dem Werksgelände entsteht ein hochmodernes Institut mit Laboren und Büros. „Phänomenal“ nennt Kanzler Scholz die Reihe an Investitionen in Rheinland-Pfalz in der Biotechnologiebranche.
Von Julia Glöckner
Auf sechs Etagen werden im neuen Institut mehr als ein Drittel der 1.000 Forscher, die bei Abbvie beschäftigt sind, am Standort arbeiten. „Die Investition ist ein Versprechen in die Innovationskraft des Standorts und in seine Zukunft“, sagte Martin Gastens, Vizepräsident für Forschung (Abbvie). Das Institut soll künftig neue Medikamente entwickeln – etwa gegen Parkinson, Alzheimer, Krebs und Autoimmunkrankheiten.
„Was hier in Rheinland-Pfalz passiert, hat Kanzler Scholz kürzlich als ‚phänomenal‘ bezeichnet“, betonte Gastens. Phänomenal, weil erst Anfang April der Pharmariese Lilly in Alzey ein riesiges Forschungsinstitut gebaut hat. Und vor drei Wochen investierte das Institut Tron für transnationale Onkologie in ein neues Labor in Mainz. An einigen weiteren Orten im Land investierten Firmen in der Wertschöpfungskette von der Entwicklung bis zur Produktabfüllung in ihre Forschung, in Werke oder erhöhten ihre Tagesleistung bei der Fertigung.
„Die Investitionen zeigen, welche Bedeutung Rheinland-Pfalz inzwischen als Pharma- und Biotechnologiestandort hat und mit welcher Dynamik wir uns bewegen“, betonte Malu Dreyer. „Ein bedeutsames Momentum, die Erfindung des ersten Biontech-Impfstoffs, lenkte den Blick aufs Land Rheinland-Pfalz. Dieses Momentum gilt es nutzen, um den Biotechnologiestandort auszubauen.“
Rheinland-Pfalz ist auf einem guten Weg, um einer der führenden Standorte für Biotechnologie und Lebenswissenschaften zu werden. Das Land schafft innovationsfreundliche sowie zukunftsweisende Rahmenbedingen – sowohl für die Forschung als auch Firmen. Dafür tauscht sich die Politik im Biotechnologiebeirat und in der Biotechnologie-Akademie mit Forschung und Unternehmen aus. "Wir werben etwa für Ansiedelungen und weitere Investitionen“, sagte Dreyer, und weiter: „Digitalisierung und Automatisierung verändern den Arbeitsmarkt. Wir helfen damit auch Arbeitnehmern. Denn die Biotechnologiebranche lässt neue Arbeitsplätze entstehen. Gleichzeitig entsteht hier ein innovatives Netzwerk für Biotech-Unternehmen, das Großinvestitionen rentabel macht.“
„Heute ist ein schöner Tag für Ludwigshafen“, sagte Jutta Steinruck. „Seit 1886 ist dieses Unternehmen Teil der DNA Ludwigshafens. 80 Prozent der Medikamente haben bei Entwicklung und Produktion den Standort Ludwigshafen durchlaufen. Wir glauben, dass wir hier in Ludwigshafen Ressourcen und Humankapital mobilisieren können, schließlich sind wir Teil der Exzellenzregion Rhein-Neckar, gemeinsam mit der Uni Heidelberg und dem Pharmariesen Roche. Hier arbeiten Firmen und Industrie eng zusammen.“
Der Standort Ludwigshafen ist weltweit der zweitgrößte von Abbvie. Wissenschaftler, Ingenieure, Produktionsleiter und Logistik arbeiten Hand in Hand. Denn in Ludwigshafen werden die Arzneimittel nicht nur entwickelt, sondern teils auch hergestellt und exportiert. „Der Standort Ludwigshafen ist ein Kompetenzzentrum. Er wird eine entscheidende Rolle spielen für die zukünftigen Gewinne, ja das Wachstum von Abbvie“, sagte Azita Saleki-Gerhadt. Innovation ist zudem Grundlage für die Wertschöpfung. Damit ist die Investition aus eine in die Wirtschaftsleistung RLPs und in die Ludwigshafens. Abbvie trägt zirka eine Milliarde Euro zum deutschen Bruttoinlandsprodukt bei.
„Jetzt ist die Zeit für die großen Innovationssprünge in der Biotechnologie. Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Krebs nehmen die Gesellschaft stark in Anspruch“, erklärte Dreyer. „Viele Medikamente, die einen Durchbruch in der Medizin erreicht haben und das Leben der Menschen maßgeblich verbessert haben, wurden von Abbvie entwickelt. Der Fortschritt in der Biotechnologie ist relevant für Leben der Menschen sowie für die Gesellschaft.“
Das Bundeskabinett hatte im Dezember die nationale Pharmastrategie beschlossen. Damit können Medikamente schneller geprüft und zugelassen werden und Gesundheitsdaten aus Kliniken stehen auch für Pharmafirmen bereit. Zudem soll der Handel mit EU-Produkten künftig durch Rabattverträge forciert werden. Ferner wird der Bund mehr in Biotech-Forschung investieren. Derzeit wird geprüft, inwieweit der Bund Biotechfirmen künftig beim Ausbau in Produktionsstätten fördern kann. „Diese Rahmenbedingungen sind für zukünftige Investitionsentscheidungen ganz entscheidend“, sagte Gastens.
Die Forscher sollen hier auch eine Heimat finden, so Malu Dreyer. Dafür würden Land, Stadt und Abbvie gemeinsam alles tun. Die Wissenschaftler erwarten attraktive, modernste Arbeitsbedingungen, um die Spitzenforschung am Standort sicherzustellen. Das Gebäude ist anpassbar an die fortschreitende Laborautomatisierung. „Ich habe schon an vielen Orten geforscht“, betonte der Vizepräsident für Forschung, Tom Hudson, „Aber an keinem Ort habe ich so exzellente Forscher getroffen wie hier.“ Das soll auch so bleiben. jg
Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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