Aus dem Unternehmen auf die Kanzel: Ulf Erxleben verstärkt protestantisches Pfarr-Team in Ludwigshafen

Ulf Erxleben.  | Foto: Prot. Dekanat LU/Wagner
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Ab September verstärkt Ulf Erxleben das protestantische Pfarr-Team in Ludwigshafen. Der 56-Jährige ist kein Pfarrer, darf aber als ordinierter Prädikant alle seelsorglichen Aufgaben übernehmen. Für den Job in Ludwigshafen hat er seine Tätigkeit bei einem Unternehmen für Energie- und Umwelttechnik gekündigt.

Erxleben fand erst spät den Weg zum Glauben, hat ihn aber seitdem konsequent verfolgt. So konsequent, dass er seinen gut bezahlten Job in der Wirtschaft nun gegen Seelsorge tauscht. Denn in der Kirche findet er die Heimat, die er lange vermisst hat.

Ulf Erxleben wuchs in einer kirchenfernen Familie in der ehemaligen DDR auf - erst in der Altmark an der deutsch-deutschen Grenze, dann im Oderbruch an der deutsch-polnischen Grenze. „Der Umzug riss mich komplett aus meinem sozialen Umfeld“, sagt er. Im Oderbruch fühlte er sich nie zu Hause. In der Schule rebellierte er gegen das politische System, weshalb er von der Stasi bespitzelt wurde.

Nach der Schule ging Ulf Erxleben zurück in die Altmark, weil er sich nach Heimat sehnte – und wurde enttäuscht. „Heimat gab es nicht mehr, denn nur wenige erinnerten sich an mich.“ In der Pfalz suchte er als junger Mann eine neue Heimat, lernte hier seine Frau kennen. Das Paar schlug Wurzeln in Edenkoben, bekam eine Tochter.

Erster Gottesdienst beflügelt

Doch die Frage nach der Heimat beschäftigte Ulf Erxleben weiter. Die Antwort fand er überraschend und ganz anders, als er dachte. 2010 wurde sein Neffe getauft. Erxleben musste am Gottesdienst teilnehmen – zum ersten Mal in seinem Leben. „Da hat’s mich erwischt“, sagt er. Der protestantische Pfarrer Uwe Laux predigte über Wurzeln eines Menschen. Da wurde Ulf Erxleben klar: Heimat und Wurzeln sind nicht unbedingt an einen Ort oder an eine Region gebunden. Sie können auch im Glauben und in einer Gemeinschaft bestehen. „Das war die Art von Wurzeln, die ich wollte“, betont er.

Die Idee trieb ihn um. Er klopfte beim Pfarramt in Edenkoben an. Mit Pfarrerin Judith Geib führte er intensive Gespräche, besuchte sonntags die Gottesdienste. Noch im selben Jahr ließ er sich taufen.

Zwei Jahre später wollte Ulf Erxleben nicht mehr nur zuhören, sondern tiefer einsteigen und selbst das Evangelium verkünden. Deshalb nahm er an so ziemlich jeder Fortbildung für theologische Laien teil, die es in der Pfalz gab, darunter die Laien-Uni Theologie Pfalz des heutigen Ludwigshafener Dekans Paul Metzger. Erxleben absolvierte eine Ausbildung zum Lektor, anschließend zum Prädikanten. Lektoren und Lektorinnen können Gottesdienste leiten, aber dürfen die Predigt nicht selbst verfassen, sondern „nur" vorlesen. Prädikanten und Prädikantinnen haben eine erweiterte theologische Ausbildung. Sie verfassen Predigten selbst und spenden die Sakramente wie das Abendmahl und die Taufe, den Trau-Segen und den Sterbe-Segen. Seit 2015 hielt Ulf Erxleben ehrenamtlich Gottesdienste in zehn Gemeinden im Kirchenbezirk Neustadt.

Entscheidung für Gott und gegen das Geld

Jetzt geht der gelernte Heizungsbauer und Betriebswirt den nächsten Schritt. Bei verschiedenen Unternehmen war er unter anderem im Kundendienst, im Verkauf, als Projektleiter und zuletzt als Gebietsmanager tätig. Wie seine Taufe hat Ulf Erxleben den jetzt anstehenden Wechsel gut durchdacht und bewusst entschieden. Seit 2023 können in der Evangelischen Kirche der Pfalz Pfarrstellen mit Nicht-Theologen besetzt werden. Damit will die Landeskirche neue Arbeitsformen erproben und versucht Lücken zu füllen. Denn viele Pfarrerinnen und Pfarrer wechseln in den Ruhestand und zu wenige wachsen nach. So kann Ulf Erxleben als Mann aus der Wirtschaft und Prädikant hauptamtlich Seelsorge leisten.

Dass er nun deutlich weniger Einkommen erhält, erscheint ihm zweitrangig. Er will vor allem glaubwürdig leben. Ziel von Wirtschaftsunternehmen ist, Gewinne zu erzielen – das passt nicht zu Erxlebens Überzeugung: „Geld ist ein Mittel zum Leben, aber keine Lebensmitte und kein Lebensinhalt“, stellt er fest. „Ich kann nicht zwei Herren dienen, nicht dem Mammon und Gott. Jetzt habe ich mich für Gott entschieden.“

Termin

Ulf Erxleben wird von Dekan Paul Metzger offiziell in sein Amt eingeführt in einem Gottesdienst am Sonntag, 8. September, 10.30 Uhr, im Gemeindezentrum Pfingstweide (Eingang Dr.-Hans-Wolf-Platz, Ludwigshafen-Nord)

Autor:

Yvette Wagner aus Ludwigshafen

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