Attentat beendet Holzweg der Pfalz
„Autonome Pfalz“
Mord. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu verschiedenen Versuchen der Abspaltung der Pfalz. Am 12. November 1924 wurde die „Autonome Pfalz“ tatsächlich ausgerufen, aber schon zwei Monate später mit einem Attentat beendet.
Drei Männer stürmen in den Speisesaal des Speyerer Hotels „Wittelsbacher Hof“. „Hände hoch, es gilt nur den Separatisten!“, rufen die Männer, Schüsse fallen, das Feuer wird erwidert. Getötet wurden am 9. Januar 1924 Franz Josef Heinz, der am 12. November 1923 in Speyer die „Autonome Pfalz“ ausgerufen hat, und seine engsten Gefolgsleute sowie ein unbeteiligter Bekannter von Heinz und zwei der Attentäter, Franz Hellinger und Ferdinand Wiesmann. Ein Geschäftsmann, der gar nichts mit der Sache zu tun hatte, wurde schwer verletzt. In einem Vortrag am Montag, 10. September, ab 19.30 Uhr wird Joachim P. Heinz, Schulleiter des Hans-Purrmann-Gymnasiums in Speyer, Pfalzpreisträger und durch zahlreiche Veröffentlichungen ausgewiesener Kenner der pfälzischen Geschichte einen Vortrag über die Hintergründe der Tat halten.
Bayerische Regierung kapituliert
Franz Josef Heinz aus Orbis bei Kirchheimbolanden verfolgte das Ziel einer unabhängigen, an Frankreich angelehnten Pfalz. Sein „Pfälzisches Corps“ hatte im Oktober 1923 Landau, Neustadt und Kaiserslautern besetzt, woraufhin die Bayerische Regierung der Pfalz kapitulierte und Heinz die „Autonome Pfalz“ ausgerufen hatte. Eine nach der anderen pfälzischen Kommune unterwarf sich den Separatisten, die sich der Unterstützung der französischen Besatzungstruppen sicher sein konnte.
Dann wurden die Anführer der „Autonomen Pfalz“ von Mitgliedern des Wikingbundes ermordet, eines rechtsradikalen Wehrverbands, der auch gegen die Weimarer Republik kämpfte. Die Bayerische Regierung hatte die Tat nicht nur gebilligt sondern beauftragt, sagt Joachim P. Heinz. Faktisch bedeutete diese Tat das Ende der „Autonomen Pfalz“, auch wenn es noch eine Nachfolgeregierung gab.
Ein letztes Desaster erlebte die „Autonome Pfalz“ am 12. Februar 1924, als eine große Menschenmenge das von der „Autonomen Pfalz“ besetzte Bezirksamt in Pirmasens gestürmt wurde. Die Forderung der Menschenmenge nach Wiedereinführung der Pressefreiheit beantworteten die zwölf Separatisten im Bezirksamt mit Handgranaten und Schüssen. Daraufhin wurde das Bezirksamt angezündet und erstürmt, die Separatisten getötet oder anschließend gelyncht. Auf Seiten der Demonstranten starben sechs Menschen, zwölf wurden schwer verletzt.
Verhandlungen beenden "Autonome Pfalz"
Das Ende der Autonomen Pfalz war jedoch auch ohne den Mord besiegelt. Mit der Verbesserung der Verhältnisses zwischen Frankreich und Deutschland Anfang 1924 schwand die französische Unterstützung für die „Autonome Pfalz“. Unter britischer Vermittlung kam es im Februar 1924 zum „Speyerer Abkommen“, das den Abzug der Separatisten und den Übergang der Verwaltung an die Bayerische Kreisregierung regelte.
Die Morde an Heinz und seinen Gefolgsleuten wurde von der Staatsanwaltschaft übrigens nicht verfolgt, sondern als legaler Akt der Staatsnothilfe gewertet. Für die getöteten Attentäter wurde 1932 auf Initiative der Nationalsozialisten auf dem Speyerer Friedhof ein Denkmal errichtet. rk
Abtrünnige Pfalz
Schon mit dem Ende des Ersten Weltkrieges gab es separatistische Tendenzen in der Pfalz. Der Chemiker Eberhard Haaß gründete mit französischer Unterstützung in Landau den „Bund Freie Pfalz“. Am 1. Juni 1919 rief Haas die Pfälzische Republik aus, doch der Versuch das Regierungspräsidium in Speyer zu besetzen scheiterte. Am gleichen Tag demonstrierten dort 10.000 Menschen für die bayerische Regierung.
Mit Inflation und steigender Not war es der Sozialdemokrat Johannes Hoffmann und andere Sozialdemokraten, die für einen eigenen Pfälzischen Staat kämpften. Auch Hoffmann wurde durch Frankreich unterstützt, wollte jedoch im Deutschen Reich verbleiben. Vor allem am Widerstand in der eigenen Partei scheiterte Hoffmann. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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