Baustart: Hochstraße Süd wird leiser, tragfähiger und führt S-Bahn nach LU Süd
Ludwigshafen.Am Montag, 17. Juli, wird der Neubau des Teilstücks zwischen weißer Hochstraße und Konrad-Adenauer-Brücke beginnen. Dort klafft seit dem Abriss der sogenannten Pilzhochstraße 2020 eine Lücke. Die neue Stahlbetonkonstruktion wird besonders tragfähig sein und führt eine RNV-Trasse von Mannheim nach Ludwigshafen Süd.
Von Julia Glöckner
Die Baumaßnahmen beginnen ab Juli beim Faktorhaus und werden Richtung Westen fortgesetzt, wie die Stadtspitze bei einem Presserundgang über die Baustelle bekannt gab. Zunächst wird das Gelände neben dem Faktorhaus entwässert, wofür ein Kanal gebaut wird. Im Anschluss werden die Obermastleitungen der RNV der neuen Konstruktion angepasst und TWL-Leitungen verlegt.
Neue Hochstraße Süd wird tragfähig konstruiert
Ab Oktober beginnt dann der Tiefbau. Dabei werden Pfähle rund 20 Meter tief in tragfähige Bodenschichten gebohrt, die zusammen die Last der Betonbodenplatte aus Beton tragen. Anschließend werden 43 Pfeiler auf der Bodenplatte errichtet, die den Überbau aus Stahl und Beton für die Fahrbahnen tragen. Die Modernisierung der weißen Hochstraße beginnt im Oktober. Sie erhält einen neuen Asphaltbelag.
Die Spannbetonbrücke erhält so eine moderne, stabile Konstruktion und Bauweise und ist gleichzeitig besonders wirtschaftlich. „Auf den Auffahrten werden Autofahrer sich künftig leichter einfädeln können“, erklärte Tiefbauamtsleiter Björn Berlenbach. „Der Flüsterasphalt mindert Abrollgeräusche und somit Verkehrslärm.“ Unter der Brücke lässt sich nun der neue Pendlerradweg mit einplanen, der City mit Hauptbahnhof verbindet und Pendler von Schifferstadt bis nach Mannheim bringt. Zudem wird über eine S-Kurve in die Mundenheimer Straße eine neue Bahntrasse verlegt, die künftig LU Süd und Rheingönheim direkt mit Mannheim verbindet.
Die Stadt hatte die Hochstraße im August 2019 teils gesperrt. Aus statischen Berechnungen ging hervor, dass die Brücke angesichts von immer mehr Rissen im Beton unter der hohen Verkehrslast einsturzgefährdet ist. Weitere Berechnungen zeigten, dass die Pilzhochstraße selbst ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen konnte. 2020 begannen die Abrissarbeiten.
Lange Planungsphase für Hochstraße Süd
„Die langen Zeiträume bis hin zum Lückenschluss sind für Bürger teils nicht nachvollziehbar. Es waren große Vorarbeiten zu leisten und die Abwendung von Risiken ist in Deutschland zeitaufwändig“, sagte Kämmerer Andreas Schwarz. Zudem habe das sogenannte Planfeststellungsverfahren Zeit gekostet, das die Interessen aller Betroffenen in der Planung vor Baugenehmigung berücksichtigt und abwägt. Dies war bei dem Bauwerk mitten in der City eine besondere Herausforderung, weil man ganz unterschiedliche Interessenlagen bedenken musste, wie Baudezernent Alexander Thewalt berichtete. Dabei trafen Interessen von Anwohnern Radlern, ÖPNV und Autofahrern aufeinander. Ein Kompromiss habe die Bauprojektgesellschaft herbeigeführt.
Wer trägt die Kosten für die neue Hochstraße
Die Baukosten kann die Stadt derzeit nicht genau absehen. Denn man muss mit inflationsbedingten Preissteigerungen beim Brückenbau rechnen. Auf Basis aktueller Preise ergeben sich niedrigere Kosten als im Fall, dass künftige Preissteigerungen mit einrechnet werde. So kommt man, vorausgesetzt die Preise bleiben wie sie sind, auf Gesamtkosten von rund 139 Millionen Euro. Geht man von künftigen Preissteigerungen im Baugewerbe bis zur Fertigstellung von rund 30 Prozent bis 2026 aus, kommt man dagegen auf Gesamtkosten von zirka 181 Millionen Euro.
Damit müsse man angesichts des Preisanstiegs beim Brückenbau von 18 Prozent vom Jahr 2021 auf 2022, den der Baupreisindex des Statistischen Bundesamts ausweist, und von 5,8 Prozent vom Jahr 2022 auf 2023 in einem Worst-Case-Szenario durchaus rechnen, so der Gesamtprojektleiter Eberhardt Küssner. „Irgendwo dazwischen werden die endgültigen Kosten liegen“, ergänzte Kämmerer Andreas Schwarz. Davon werden Bund und Land rund 80 Prozent tragen. Das machen demnach zwischen 108 und 144 Millionen aus. Es bleibt Kosten zwischen 31 und 37 Millionen bei der Stadt Ludwigshafen.
„Angesichts unserer prekären und vor allem strukturell bedingten Haushaltslage sowie absehbar zunehmender Lasten ist das eine enorme Belastung, die Stadt und Stadtgesellschaft im volkswirtschaftlichen Interesse der Region und des Landes schultern", verdeutlichte Kämmerer Andreas Schwarz. Die Stadt wolle einerseits ihrer Rolle bei der Eigenfinanzierung gerecht werden, so Schwarz. Andererseits habe man von Anfang an intensiv mit Bund und Land bei der Lösung des Finanzierungsproblems in Kontakt gestanden und suche diesen weiterhin, ergänzte OB Jutta Steinruck.
Das Bauende an der Hochstraße ist für Ende 2025 vorgesehen. Mögliche Bauverzögerungen etwa durch erschwertes Arbeiten bei 50 Grad auf der Brückenoberfläche sind als Puffer mit einkalkuliert, wie Baudezernent Alexander Thewalt berichtete.
Ab 2026 kann der Verkehr über die Hochstraße, die als Hauptverkehrsader über zwei der drei Rheinbrücken im Raum Mannheim/Ludwigshafen die A650 mit der linksrheinischen A656 verbindet, wieder rollen. Allerdings ist ab 2026 dann der Bau der neuen Stadtstraße geplant, wo bislang die Hochstraße Nord verläuft.
Bürgerkontakt
Die Stadt will im Dialog mit den Bürgern bleiben. Zwar wählte man das Fräsverfahren statt den Presslufthammer und bindet den Baustellenstaub durch Wasserberieselung. Es kann aber nicht ganz ohne Lärm und Staubemissionen gebaut werden. Die Stadt sei auf Feedback der Anwohner angewiesen, wo und wie man Belästigungen durch die Maßnahmen minimieren könnte, sagte Steinruck.
Für Anwohner steht mit Dieter Jung wieder ein kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Ab Dienstag, 1. August ist er im Faktorhaus in der Tourist-Information von Dienstag bis Donnerstag zwischen 10 und 13 Uhr und 14 und 17 Uhr persönlich erreichbar. Montags ist er von 13 bis 16 Uhr im Info-Punkt am ehemaligen Rathaus-Center. Darüber hinaus ist er telefonisch erreichbar unter 0621 5046686 sowie per E-Mail dieter.jung@bpg-ludwigshafen.de. Dieter Jung ist vielen Menschen im Umfeld der Hochstraße Süd bekannt. Er hat bereits den Abriss der Pilzhochstraße begleitet und kümmert sich um die Anliegen der Anwohner:innen.
Verkehrseinschränkungen
Der ÖPNV bleibt bis auf wenige Wochenenden unbeeinträchtigt. Für Fußgänger und Radfahrer ändert sich vorerst nichts. Während der Modernisierung der Weißen Hochstraße sind Sperrungen unvermeidbar. Die Unterführung an der Heinigstraße wird während der Bauphase für rund zwei Wochen in beiden Fahrtrichtungen für den Individualverkehr voll gesperrt. Das gleiche gilt für die Pylonbrücke sowie für die Lorientallee, die voll- oder teilgesperrt sein werden.
Parkplätze entfallen
Ab Mitte Juli 2023 werden die Bewohner-Parkplätze westlich der Berliner Straße bis zur Heinigstraße wegfallen, da das Gelände für die Baustelle benötigt wird. Das Parken in diesem Bereich wird während der gesamten Bauphase nicht möglich sein. Ausweichparkplätze werden in der Heinigstraße eingerichtet, wo ein entsprechendes Bewohnerparken ausgeschildert wird. Ab Oktober 2023 werden weitere Parkplätze westlich der Heinigstraße bis zur Kreuzung Dammstraße/Bürgermeister-Kutterer-Straße für die Logistik beansprucht. Die Stadt bemüht sich um Ausweichparkplätze.
Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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