Stadt, GAG und ZOAR starten Kooperation
Betreuung von Wohnungslosen
Ludwigshafen. Um die Perspektive für Menschen, die derzeit in den Einweisungsgebieten für Obdachlose in den Stadtteilen West und Mundenheim leben, zu verbessern, setzt die Stadtverwaltung künftig ein umfassendes Sozialkonzept ein. Die unterschiedlichen Säulen dieses Konzeptes sind darauf ausgerichtet, die Hilfen für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen in Ludwigshafen schrittweise anzupassen und besser an den Bedürfnissen der Betroffenen zu orientieren. Eines der Elemente des Sozialkonzeptes ist das sogenannte Dezentralisierungsmodell, das die Stadt Ludwigshafen gemeinsam mit der Wohnungsbaugesellschaft GAG und dem Evangelischen Diakoniewerk ZOAR entwickelt hat. Sozialdezernentin Beate Steeg, Wolfgang van Vliet, Vorstand der GAG, und Peter Kaiser, Vorstand des Evangelischen Diakoniewerks ZOAR, stellten das Konzept am Montag, 17. August 2020, gemeinsam vor und unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung.
Ziel des Dezentralisierungskonzeptes ist es, Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf zu befähigen, wieder in eigenen Wohnungen im Stadtgebiet zu leben, im Idealfall selbstständig und nicht mehr abhängig von staatlichen Transferleistungen. Um dies zu erreichen, wollen die Kooperationspartner Stadt, GAG und ZOAR Menschen mit besonderen sozialen Problemlagen, die in den Einweisungsgebieten für Obdachlose leben, eine gezielte psychosoziale Begleitung und Unterstützung zukommen zu lassen. Diese Begleitung soll die Grundlage dafür legen, dass nach und nach Menschen, die momentan in den Einweisungsgebieten nach den Vorschriften des Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes (POG) untergebracht sind, im Stadtgebiet wieder in eigenem Mietwohnraum Fuß fassen können. Das Dezentralisierungskonzept nimmt insbesondere Personen mit besonderen sozialen Problemlagen in den Blick, die es nicht aus eigener Kraft schaffen, in stabile Wohn- und Lebensverhältnisse zurückzufinden.
Das Modell sieht dabei die vernetzte Zusammenarbeit zwischen der GAG, der Stadt Ludwigshafen und dem Evangelischen Diakoniewerk ZOAR vor. Die Kooperationspartner gehen mit der Vereinbarung die gemeinsame Verpflichtung ein, mit vereinten Kräften auf dieses Ziel hinzuwirken. Personen mit entsprechend festgestelltem Unterstützungsbedarf erhalten nach diesem Konzept über einen längeren Zeitraum eine ambulante Begleitung zur Überwindung ihrer individuellen sozialen Schwierigkeiten. Diese Begleitung wird durch Mitarbeiter*innen des Evangelischen Diakoniewerks ZOAR erbracht.
Nach erfolgreicher Teilnahme an dieser ersten Phase der ambulanten Begleitung ziehen die Betroffenen während einer zweiten Phase in Wohnungen der GAG um, die zunächst von der Stadt Ludwigshafen angemietet werden. Ziel ist es, dass sich am Ende der Begleitung die Stadt aus dem Mietverhältnis zurückziehen kann und die Betroffenen als Hauptmieter in der Wohnung bleiben können. „Mit dem Dezentralisierungsmodell setzen wir einen wichtigen Baustein auf dem Weg zum Sozialkonzept für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen in Ludwigshafen um. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten wird uns in Zukunft einen schrittweisen Richtungswechsel in der Wohnungslosenhilfe der Stadt Ludwigshafen ermöglichen. Wir versprechen uns davon, durch den gezielten Blick auf die Wohnsituation und die sozialen Schwierigkeiten die Lebensqualität der Menschen langfristig und nachhaltig verbessern zu können“, sagt Beate Steeg. „Als kommunale Wohnungsbaugesellschaft ist es uns ein tägliches Anliegen, gemeinsam mit der Stadt Ludwigshafen auch die Menschen gut im Blick zu haben, die es schwerer haben als andere, in ihrer Wohn- und Lebenssituation gut zurechtzukommen. Die GAG hat bereits in der Vergangenheit eng mit der Fachstelle für Wohnraumsicherung der Stadt Ludwigshafen zusammengearbeitet. Die neue Vereinbarung zum Dezentralisierungsmodell verfestigt nun diese Strukturen und wir holen uns mit ZOAR einen Leistungserbringer an Bord, der langjährige Erfahrung in der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung hat“, erläutert GAG-Vorstand Wolfgang van Vliet. Peter Kaiser, Vorstand des Evangelischen Diakoniewerks ZOAR, ist überzeugt: „Als Träger von Leistungen für Menschen mit Beeinträchtigungen und sozialen Problemlagen haben wir langjährige Erfahrungen darin, Menschen auf ihrem Weg zu einer selbstbestimmten Bewältigung ihres Alltages zu begleiten. Wir freuen uns darauf, uns als Kooperationspartner in das Modell einbringen und damit diesen Veränderungsprozess für Ludwigshafen aktiv mitgestalten zu können“.
In den beiden Einweisungsgebieten in Ludwigshafen leben aktuell 508 Menschen. Neben der Umsetzung eines Sozialkonzepts plant die Stadt Ludwigshafen umfassende bauliche Veränderungen an Gebäuden in der Bayreuther Straße. Über den Sachstand zum gesamten Sozialkonzept für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen in Ludwigshafen berichtet die Stadtverwaltung am Nachmittag des 17. August 2020 in der Sitzung des Bau- und Grundstücksausschusses. Es beinhaltet neben dem Dezentralisierungsmodell noch weitere Handlungsfelder wie Prävention, Sozialpsychiatrische Begleitung und den Aufbau organisatorischer Strukturen bei der Stadtverwaltung zur Umsetzung der Hilfen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten. kim/ps
Autor:Kim Rileit aus Ludwigshafen | |
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