Bohrungen nach Bodenschatz Lithium sollen Potenzial für Geothermiekraftwerk ermitteln

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Ludwigshafen.Die Stadt ist ungemein reich an Bodenschätzen. Im Oberrheingraben gibt es Lithium in großen Mengen. Dieses will die Firma Vulcan Energie über Grundwasserbohrungen an die Oberfläche transportieren. Das Wasser in den jungen Gesteinsschichten unter der Stadt ist außerdem besonders heiß. Daher eignet es sich gut für die Nutzbarmachung über ein Kraftwerk, um Prozessdampf für BASF sowie Heizwärme zu erzeugen.

Von Julia Glöckner

Vulcan Energie will durch erste Bohrungen zunächst klären, ob ausreichend Lithium auf der linkrheinischen Seite verfügbar ist, um ein solches Geothermiekraftwerk rentabel zu machen. Der Stadtrat stimmte den ersten Voruntersuchungen am Montag zu. „Eine Geothermiekraftwerk wird Energie bezahlbar machen und sichert die Versorgung. Das ist ein Riesengewinn für die Menschen“, sagte OB Steinruck bei der Ratssitzung. „Außerdem wäre das ein Riesenfaktor auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeerzeugung in Ludwigshafen, denn die Versorgung mit Gas ist nicht sicher, von dem wir schrittweise wegmüssen.“ Geothermie bringe Standortsicherheit und mache die Stadt attraktiver. Laut Vulcan Energie könnte man die gesamte Stadt über eine Anlage mit Wärme versorgen.  

Vulcan Energie betonte den besonderen geologischen Standortvorteil. Das Grundwasser in den jungen Gesteinsschichten des Oberrheingrabens ist besonders heiß. Den Standortvorteil für Unternehmen wie BASF wolle Vulcan Energie gerne heben. Auch BASF muss bis 2035 klimaneutral werden und sieht darin eine Chance auf schnelle Dekarbonisierung und billigere Energie. TWL, BASF, Stadt und Vulcan Energie arbeiten daher in einem Public Private Partnership Projekt Hand in Hand. Vulcan Energie fördert mit dem Kraftwerk Lithiumchlorid, das nach seiner Umwandlung in Lithium für die Herstellung von E-Autos dringend gebraucht wird.
In wenigen Jahren könnte hier also ein Geothermiekraftwerk stehen, wenn die Testbohrungen ausreichend Hitze und Lithium im Gesteinsgrundwasser nachweisen. In Landau und Trier hat Vulcan Energie bereits zwei Anlagen gebaut. Solche Geothermiekraftwerke befördern heißes Wasser nach oben. Dieses lässt sich mittels einer Wärmepumpe auf ein höheres Temperaturniveau heben, um 200 Grad heißes Prozesswasser, genauer Wasserdampf, fürs BASF-Werk zu erzeugen. Der Dampf kondensiert als Prozesswasser wieder zu 70 bis 110 Grad heißem Wasser zurück: Diese Wärmeenergie kann über einen Wärmetauscher ins Fernwärmenetz eingespeist werden. Pro Jahr lassen sich mit der Anlage 5,1 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht dem Volumen der Erde.

In Mannheim sind die Voruntersuchungen bereits abgeschlossen, auch in Frankenthal werden sie bald anlaufen. Bei den Bohrungen kann es zu geringer seismischer Aktivität, also zu Erdbeben, kommen. Ziel ist es, diese immer unter der Schwelle zu halten, wo sie bemerkbar werden. In Ausnahmefällen gelingt das nicht und es kann zu Rissen an Gebäuden kommen. Vulcan Energie betonte die langjährige Erfahrung des eigenen Unternehmens. Man wisse, wie man mit Bohrsystemen umgehen müsse, damit es nicht so weit komme. Ein Messaufnehmer nehme auf, ob es Abbrüche im Untergrund gibt. Kommt es in absoluten Einzelfällen zu Rissen an Häusern, nimmt man Kontakt zu Geschädigten auf und findet eine Lösung.

Der Direktor des Landesamts für Geologie und Bergbau, Andreas Tschauder, erklärte: „Der Erdbebendienst überwacht die Bohrungen und kann selbst feine, leichte Erdbeben messen. Ein Ampelsystem schreibt vor, wann Bohrungen einzustellen oder ein Kraftwerk herunterzufahren ist. Falls es zu Schäden kommt, muss der Unternehmer dafür aufkommen.“ Dafür sind Bergbaufirmen wie Vulcan Energie versichert. Wird ein Schaden gemeldet oder vor Gericht verhandelt, ist das Recht immer auf der Seite des Hauseigentümers, es sei denn die Bergbaufirma liefert ausreichend Beweise dafür, dass sie diesen Schaden nicht verursacht hat. Das kommt einer Beweislastumkehr gleich, nachdem Richter oder andere Entscheider davon ausgehen, dass das Bergbauunternehmen Schuld ist, sofern dieses keine ausreichende Beweislast für seine Unschuld liefert. jg

Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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