Lesung mit Friederike Gösweiner im EBZ
Ein Abend, der Vergnügen bereitete
"Regenbogenweiß" - welch ein Titel für einen Roman. Die österreichische Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Stipendiatin am Künstlerhaus Edenkoben, Dr. Friederike Gösweiner hat ihn geschrieben. Und so widersprüchlich der Titel auch klingt, so plausibel konnte Hans Thill, künstlerischer Leiter am Künstlerhaus ihn erklären. In seinem Haus ist die junge Autorin noch bis Juni 2022 Stipendiatin. In seiner Vorrede leuchtete er ihren Werdegang aus und gab einen Überblick über ihr Werk, zu dem auch das Libretto für eine Operette gehört, die bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt wurde.
Eines vorweg, das Buch "Regenbogenweiß" ist mehr als eine vergnügliche Sommerlektüre. Er vereinigt vieles in sich: Die Bandbreite reicht von Genderroman über wissenschaftlicher Roman hin zu Familienroman. Die Autorin tendiert dazu, ihn Familientagebuch zu nennen. Und das kommt am ehesten hin. Beschrieben wird eine Familie, bestehend aus Mutter und zwei erwachsenen Kindern, die in Dialogen zu Wort kommen. Er umfasst die Zeitspanne von November 2014 bis Mai 2016. Der Vater ist verstorben, es gilt, das Erbe zu verteilen. Wer ihn liest, den werden die inneren Dialoge der Figuren begeistern. Es ist die Selbstreflexion der handelnden Personen, die genaue Zeichnung ihrer Charaktere, die erkennen lassen, mit welcher Akribie hier am Thema gearbeitet wurde.
Friederike Gösweiner ist jedoch zugleich eine gute Interpretin ihres eigenen Textes. Leichtfüßig fügt sie ihrem geschrieben Text durch ihren Vortrag eine weitere Dimension bei.
Als sie in der anschließenden Diskussion bekennt, einmal Klavier studiert zu haben, und sich beim Schreiben an der klassischen Sonatenform orientiert zu haben, da wird klar, wieso sich bei den Zuhörern eher der Eindruck eines Konzertes aufdrängte, denn Zeuge einer Autorenlesung gewesen zu sein. Und so genossen die Besucher des Ernst-Bloch-Zentrum einen Vortrag, der wohl auch dem Namensgeber der Einrichtung gefallen hätte. Friederike Gösweiner saß sozusagen zu Häupten des in Ludwigshafen geborenen Philosophen über seinem früheren Arbeitszimmer. Man sah förmlich Ernst Bloch in seinem Lehnstuhl sitzen und schweigend seine Pfeife rauchend.
Günther Hummrich
Autor:Günther H.P. Hummrich aus Ludwigshafen |
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