Glücklich über das eigene pädagogische Konzept

Sieben Erzieherinnen sammelten in Antwerpen Erfahrungen, darunter Morena Gueli (Dritte von links) und Daniela Schlöder (Zweite von rechts).  | Foto: Prot. Kita-Verbund LU
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Sieben Erzieherinnen aus protestantischen Kitas in Ludwigshafen haben zwei Wochen lang in belgischen Kitas hospitiert. In Ludwigshafens Partnerstadt Antwerpen hat die Gruppe viele Anregungen für die eigene Arbeit gesammelt – und vor allem Wertschätzung für das pädagogische Konzept der protestantischen Kitas mit nach Hause gebracht.

Es hört sich nach einer sehr andersartigen Kita-Welt an, von die beiden Teilnehmerinnen berichten: Daniela Schlöder, 41 Jahre alt und Erzieherin in der Kita Regenbogen, und die 21-jährige Morena Gueli aus der Kita Kunterbunt in der Gartenstadt. Die Kleuterschool, wie der Kindergarten in Belgien heißt, ist Teil des Schulsystems. Sie ist meist mit der Grundschule unter einem Dach – und funktioniert auch wie eine Schule.

Keine altersgemischten Gruppen, sondern Schulklassen

Kinder ab zweieinhalb bis sechs Jahren besuchen die Kleuterschool, für Vorschulkinder ist das Lernen dort Pflicht. Die Gruppen sind nicht wie hier altersgemischt, sondern werden nach Jahrgängen gebildet. „Eigentlich sind es Schulklassen: 25 Kinder mit einer Lehrerin“, berichtet Daniela Schlöder. Um die Pflege der Kleinsten wie Windeln wechseln kümmert sich eine zusätzliche Kraft.

Verblüfft waren die Ludwigshafener Erzieherinnen, wie neue Kinder in die Kleuterschool aufgenommen werden. „Der Einstieg ist hart, es gibt keine Eingewöhnung“, sagt Daniela Schlöder. Sie und Morena Gueli schildern, dass die Kleinen geweint haben, als die Eltern nach wenigen Minuten gehen mussten. Aber beide haben gemerkt: „Die Eltern akzeptieren dieses Kita-System.“

Die Mädchen und Jungen müssen von 8.45 bis 15.30 Uhr anwesend sein, mittwochs endet die Betreuungszeit früher. Eltern können einen Früh- und Spätdienst dazubuchen, müssen diese Betreuung aber bezahlen. Die Schulferien gelten auch für die Kleuterschool.

Stundenplan statt Freispiel

Der Tagesablauf folgt einem Stundenplan mit festen Unterrichtszeiten und Pausen. „Es gibt tatsächlich einen Lehrplan“, schildern Schlöder und Gueli. Zwei bis drei Wochen lang wird ein Thema behandelt. Die Kinder lernen spielerisch, zum Thema Ritter etwa durch Rollenspiele, mit Arbeitsblättern oder indem sie mit Bausteinen Burgen bauen. „Die Kinder spielen mit Auftrag“, sagt Daniela Schlöder. Die erledigten Aufgaben werden bewertet.

Vorschulkinder müssen einen Sprachtest bestehen, um die Grundschule besuchen zu können. Bestehen sie nicht, wiederholen sie das Vorschuljahr in der Kleuterschool. Die belgischen Kitas müssen der Stadt und dem Staat regelmäßig nachweisen, dass die Bildungsziele erreicht werden.

Und das Fazit? „Wir haben unsere pädagogische Arbeit schätzen gelernt, dass wir viele Dinge berücksichtigen und zum Beispiel Kinderrechte aufgreifen“, erklärt Daniela Schlöder. Auch wenn vieles befremdlich wirkte, fanden die Erzieherinnen zahlreiche interessante Anregungen. Daniela Schlöder hat der Morgenkreis sehr gut gefallen: „Hier werden wichtige Themen wie Wochentage und Wetter wiederholt und Routinen geschaffen.“

„Wir können von Belgien lernen, wie man feste Rituale schafft“, ergänzt Frank Wolf, theologischer Gesamtleiter des protestantischen Kita-Verbunds. Er und die pädagogische Gesamtleiterin Sabrina Wöhlert haben den Auslandsaufenthalt ein paar Tage lang begleitet. Sabrina Wöhlert ist positiv aufgefallen, dass die Kinder sehr achtsam mit Spielsachen und Material umgehen. Und sie lobt, wie kreativ und schön ein Raum zu einem bestimmten Thema gestaltet ist. Der Einfallsreichtum hat auch die Erzieherinnen begeistert. „Die belgischen Kitas behandeln Themen sehr vielseitig“, sagt Morena Gueli.

Deutsch-belgischer Austausch auch in Zukunft

Die „Antwerpen-Gruppe“ kommt bald noch einmal zusammen, um das Erlebte auszuwerten, um Anregungen für die eigene Arbeit zu sammeln. Die Ergebnisse stellt der Kita-Träger allen Verbund-Kitas zur Verfügung.

Möglich wurde der Aufenthalt durch eine Förderung in Höhe von 40.000 Euro aus dem EU-Programm „Erasmus plus“. Der Kita-Träger hatte den Auslandsaufenthalt den Erzieherinnen und dem Erzieher angeboten, die im vergangenen Jahr ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatten. Die Hälfte nutzte die Chance. Jede Teilnehmerin lernte in dieser Zeit zwei Einrichtungen kennen. Antwerpen zählt rund 542.000 Einwohner und liegt im flämischen Teil von Belgien, wo Niederländisch gesprochen wird. Mit Englisch konnten sich die Deutschen gut verständigen.

Die Ludwigshafener hoffen auf einen Gegenbesuch, ein Termin ist noch unklar und hängt von der EU-Förderung ab. Das Interesse der Belgier an der Kita-Arbeit in Ludwigshafen ist aber groß, versichert Frank Wolf. „Wir haben Neugier geweckt.“ Denn die Belgier wollen wissen, wie in deutschen Kitas Wissen vermittelt wird. Über diese Frage hat die Ludwigshafener Gruppe viel diskutiert. Lernen belgische Kinder nach dem Besuch in der Kleuterschool später in der Schule besser? Frank Wolf hat nachgesehen, was die Pisa-Studie dazu sagt, in der das Wissen von Schulkindern international ermittelt wird: „Deutschland und Belgien sind hier gleich auf.“

Sieben Erzieherinnen sammelten in Antwerpen Erfahrungen, darunter Morena Gueli (Dritte von links) und Daniela Schlöder (Zweite von rechts).  | Foto: Prot. Kita-Verbund LU
In der belgischen Kleuterschool steht Wissensvermittlung an erster Stelle. Dabei werden viele Dinge mit Wortbildern versehen.  | Foto: Prot. Kita-Verbund LU
Autor:

Yvette Wagner aus Ludwigshafen

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