Hafenromantik und Hightech: Contargo öffnete zur Hafentour seine Tore

Die beiden großen Kräne verladen Container auf Schiffe im Hafenbecken | Foto: Julia Glöckner
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Ludwigshafen. Der Kaiserwörthhafen gehört zu den Wahrzeichen der Stadt. Dort öffnet Contargo aus Sicherheitsgründen nur einmal im Jahr seine Pforten für Besucher. Am Donnerstag, 18. April, zum Tag der Logistik führte Terminalleiter Thomas Weppler über das Hafenareal.

Hafenromantik und Nostalgie kommen vor allem auf der Schellstraße auf, wo ehemalige Anlagepoller den Weg säumen. Sie führt kurvig zum Contargogelände. Das Hafenterminal fasziniert mit modernem Hightech. Schon am LKW Gate zum Terminal erlaubt heute KI das vollautomatisierte Einchecken und Auschecken. Per Scan bestätigt der Fahrer, dass er den richtigen Container auf der Ladefläche hat. Die KI gibt das Okay und öffnet die Schranke.

Contargo bedient in der Region ein großes Terminal auf zwei Rheinseiten – in Ludwigshafen und Mannheim. In Mannheim werden vor allem Container vom Laster auf die Schiene umgeschlagen und umgekehrt. Dagegen hat sich der Hafenbetreiber in Ludwigshafen wie eh und je aufs Verladen vom Laster aufs Wasser spezialisiert. „Über die Gleise, die vor dem Contargo-Büro beginnen, ist die Anbindung an den Hauptbahnhof auf dieser Rheinseite schwierig. In Mannheim kommt man mit den Wagons viel leichter zum Hauptbahnhof“, erklärt Hafenmitarbeiter Fabian Westermann.

Prinzipiell können bei Contargo auf allen drei Transportwegen Container ankommen und sie können auf LKW, Schiene und Wasser weitergehen. Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt auf der Binnenschifffahrt. Es betreibt heute die großen Binnenhäfen entlang des Rheins bis Rotterdamm, in Süddeutschland zudem drei Häfen am Main. Die Container brauchen von hier zwei Tage zum Seehafen. „Von dort aus geht es mit dem Seeschiff in die weite Welt, in die USA, nach Afrika und Asien“, sagt Westermann.

Die Tour führt entlang des großen Areals. Von Haushaltsware bis Benzin wird hier alles verschifft. „Das Gefahrengut ist in einem eigenen Lager deponiert“, sagt Westermann. "Auch Kühlcontainer werden hier zwischengelagert, um verschifft zu werden. Sie werden auf Kühlung etwa von 20 Grad eingestellt. Mitarbeiter prüfen immer wieder, ob die Temperatur gehalten wird." Bei fragiler Ware wie Glas weicht der Kunde gern aufs Binnenschiff aus.

Weit abgelegen am Ende des Depots lagern die defekten Container. Wenn sie im Umlauf sind, gehen sie kaputt, rosten, die Beladung kann durchbrechen. Die Contargo eigene Werkstatt vor Ort prüft, ob sie noch tauglich sind und repariert bei Bedarf. Alle Container sind sicher verschlossen, also verplombt. „Wenn die Wasserschutzpolizei und der Zoll vorbeikommt und prüfen will, ob das was auf dem Papier steht auch drin ist, wird er geöffnet“, erklärt der Terminalleiter Weppler. Über Contargo läuft sonst auch die Zollabwicklung.

CO2-Reduktion ist Teil des Leitbilds. Seit Jahren baut Contargo deshalb seine großen Drehkreuze zwischen Schiene, Wasser und Straße aus. Man setzt auf eine Kombi der drei Transportwege und spart damit zwei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ein. „Wir sehen uns als Vorreiter beim Ausbau von LKW-E-Ladestationen, zwei davon gibt es schon, vier weitere sind 2025 geplant. E-LKWs fahren mit einer E-Ladung 350 Kilometer. Sie beliefern deshalb vor allem die Region. Die Fotovoltaik auf den Kränen speist je nach Tageszeit Strom ins öffentliche Netz zurück. Contargo Waterway-Logistik baut derzeit die erste Schiffsflotte aus, die mit Wasserstoff fährt.“ Der Schwerpunkt liegt nach wie vor auf der Schifffahrt. Denn mit 41 Binnenschiffen oder 21 Schubleichtern kann man so viele Container transportieren, wie mit 11.300 Lastern. Die Binnenschifffahrt ist demnach ein CO2-armer Transportweg.

Ein Stapler verlädt gerade Ware, Laster fahren alle paar Minuten ein und aus. Weppler hält die Besuchergruppe an, auf den Gehwegen zu bleiben. Auch die Stapler, die die Container auf die Laster heben, nutzen modernste Hightech. "Die Fahrer sehen auf seinem Display genau, wo der gefragte Container steht und wo er auf Schiene, Wasser oder den Laster muss", sagt Weppler.

Vor 2021 lief das Terminal noch fast auf Vollauslastung, das Kapazität des Terminals war also zu 95 Prozent ausgereizt. Dann kam 2021 die große Sommerdürre mit Rheinniedrigwasser, ein großes Transportschiff steckte im Suez-Kanal fest und blockierte die wichtige Wasserstraße. 2022 begann der Ukraine-Krieg. Das veränderte den Markt. Bei Niedrigwasser kann ein Schiff deutlich weniger laden, der Tiefgang wäre sonst zu groß. Man musste auf LKWs und Schiene ausweichen und das erhöhte die Preise auf der gesamten Transportkette. Damit werden auch die Waren für Endverbraucher teuer. Vor allem die weiterverarbeitende Industrie für Chemieprodukte stockt dann. BASF ist wie eh und je guter Kunde. Laut Weltbank könnte das in längeren Sommerdürren künftig sogar die Konjunktur beeinträchtigen, was bislang zum Glück ausblieb.

Derzeit hat das Terminal eine Auslastung von zirka 85 Prozent. „Contargo stellt sich deshalb solide auf, um resilient zu bleiben gegenüber solchen äußeren Einflüssen und die Preise stabil zu halten. Ende 22 befuhren wir mit 60 Zügen 22 laufende Zugverbindungen und können also künftig auf die Schiene ausweichen. So positionieren wir uns für die Zukunft, damit unsere Logistik nicht durch Preisschwankungen negativ beeinflusst wird. Wir setzen auf eine eigene Flotte von Zügen, Schiffen und LKWs.“ jg

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Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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