Helmut van der Buchholz führt zu Grünflächen mit Ausbaupotenzial

Maudacher Bruch: Im Frühling tragen sanfte Brisen einen dichten Schleier aus Blütenpollen umher   | Foto: Julia Glöckner
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  • Maudacher Bruch: Im Frühling tragen sanfte Brisen einen dichten Schleier aus Blütenpollen umher
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Ludwigshafen. Alles ist relativ, auch Superlative wie „meist versiegelte Stadt Deutschlands“. Laut Gesamtverband Deutscher Versicherer folgen viele andere Städte Ludwigshafen in Sachen Versiegelung dicht: LU hat 67 Prozent Siedlungsfläche, Städte wie Mannheim und Rüsselsheim haben 66 und 65 Prozent. Angesichts der großen Potenziale beim Grünflächenausbau könnte LU im Ranking also schon bald sinken. Zudem folgt die Stadt den neuesten Trends bei der Pflege der Anlagen.

Von Julia Glöckner

Bei vielen Neu- und Altbauten im Stadtgebiet bestehen nach neuesten Forschungsergebnissen vor allem für die Fassaden- und Dachflächenbegrünung Potenziale. „Der Neubau neben dem Pfalzbau hat durch unbedachte Balkone großes Potenzial für hängende Gärten, wie zukunftsweisende Forschungsprojekte belegen“, erklärt Helmut van der Buchholz auf seiner Tour durch LUs Grünflächen. Der Architekt zeigt bei seiner Reihe an Stadtführungen unter dem Titel „Die sieben Weltwunder von Ludwigshafen“ nur die schönen Seiten LUs und ihre städtebaulichen Potenziale.  Die Flachdachbegrünung wird laut Stadt seit vielen Jahren als Standard in Bebauungsplänen festgesetzt.

Die Verwaltung hat schon Ideen für die Entsiegelung des Ludwigsplatzes. „Der Platz ist die grüne Lunge der Innenstadt“, so Buchholz. „Die beregneten S-Bahnschienen sind in die Grünanlage integriert. Würde man den ruhenden Verkehr in Grünflächen umwandeln, was in Ludwigshafen nicht von allen gerngesehen wird, könnte man das Stadtgrün dort erweitern.“ Auch über die Stilllegung des Durchgangsverkehrs und die Umwandlung der Fläche in mehr Stadtgrün hätten viele Stadtpolitiker schon nachgedacht.

Im weiter westlich liegenden Friedenspark sorgen neben den vielen Bäumen vor allem die liebevoll gepflegten Bewohnerparzellen für noch mehr Diversität. Die Stadt legte den Friedenspark in den 80ern auf dem stillgelegten Betriebsgelände des ehemaligen Dämmstoffwerks von Grünzweig und Hartmann an. Der Park ist eine von mehreren Grünflächen, die zusammen das durchgängige grüne Band bilden, das die Stadt bis an den Rhein in Ost-West-Richtung durchzieht. „Die Umsetzung des grünen Bands ist nie ganz vollendet worden“, sagt Buchholz. „Seine Grünflächen sind teils nicht verbunden und man muss von einer Fläche zur nächsten hüpfen.“

So fährt man ein Stück Bürgermeister-Grünzweig-Straße entlang, um dem grünen Band bis in den Marienpark zu folgen. Ein paar hundert Meter weiter beginnt der Ebertpark, der wie eine natürliche Klimaanlage wirkt. Das grüne Wunderwerk erstreckt sich über eine riesige Fläche. Die Ludwigshafener lieben diese grüne Oase. Zwischen den kreativ gestalteten Flächen findet sich auch Wildwuchs, der so belassen wird. Das ist die Form des Gärtnerns, die zukunftsweisend ist. „Der Park ist ein Kostenfaktor und trotzdem will die Stadt ihn erhalten“, sagt Buchholz. „Das schafft man ohne Eintrittsgebühren.“ Er ist öffentliches Gut und soll allen Menschen zugänglich bleiben – nicht nur solchen, die nicht darüber nachdenken müssen, ob sie sich den Besuch leisten. Der Betrieb des Luisenparks sei im Vergleich teurer, so Buchholz.

Die Tour führt die Bahnunterführung hindurch bis auf den nördlich des Pesch-Hauses verlaufenden Radweg nach Oggersheim. „Bei der Planung der neuen Heinrich-Pesch-Siedlung hat man sich vorgenommen, nachhaltig und ökologisch zu bauen“, sagt Buchholz. Der Radweg führt an Ackerflächen vorbei. Auf einem Stück landwirtschaftlicher Nutzfläche in LU West wurden bereits die richtigen Weichen für die Zukunft gestellt. Dort überlässt man der Natur die Regie. Nach einem Mitte Juli verabschiedeten EU-Gesetz verpflichtet sich der Kontinent bis 2030 dazu, 20 Prozent aller Landschaftsflächen auf diese Weise zu renaturieren, damit Lebensräume wiederhergestellt und Arten wieder angesiedelt werden, die durch Menschen und Klimawandel Schaden genommen haben. „Es ist ein moderner Trend, der Natur Freiraum auf Flächen zu lassen“, sagt Buchholz. Natürlich komme man dadurch in Konflikt mit dem Ziel, Ackerflächen im Sinne der Lebensmittelversorgung möglichst wirtschaftlich zu nutzen.

Die Gruppe radelt durch den Maudacher Bruch bis in die Gartenstadt, wo durch genossenschaftliche Organisation privater Bauherren in gegenseitiger Hilfe seit den 60ern kleinteilige Wohnhäuser entstanden sind. Die Siedlung hat durch ihre vielen Vorgärten großes Potenzial, Klimahitze und Artenschwund entgegenzuwirken, solange keine Schottergärten angelegt werden. Die Stadt hat in den letzten Jahren Satzungen aufgestellt, um einer Versiegelung von Vorgärten entgegenzuwirken. Entlang der Tourstrecke über den Schänzeldamm Richtung Mundenheimer Sportanlagen säumen immer wieder zukunftsweisende Naturflächen den Weg, wo die Stadt nicht mehr regulierend eingreift und die Natur die Regie übernommen hat.

Auch der Mundenheimer Friedhof, an dem die Tour-Strecke bis zur Parkinsel vorbeiführt, sowie die großen Sportrasenflächen in und um das Südweststadion gehörten zu den städtischen Grünflächen.

Die Parkinsel mit Auwäldchen wurde durch die Eingemeindung Mundenheims im Jahr 1900 zum Naherholungsgebiet.
„Das Gelände liegt zwischen zwei und vier Meter unterhalb des Straßenniveaus und wird immer wieder durch Rheinhochwasser überschwemmt. Das bewahrt es davor, anders genutzt zu werden. Der Parkcharakter bleibt für immer gesichert“, erklärt Buchholz. Mit den Solitärbauten entlang des Rheinufers Süd habe die Stadt finanziell das beste aus den Flächen herausgeholt. Denn man ziehe dort Wohnklientel an, das mehr Steuern zahle als andere. Bei der Wohnbebauung sei es daher darum gegangen, weder zu dicht noch zu freiflächig zu bauen. Die seit Stilllegung des Hafens in den 90ern begrünte Rheinpromenade, über die die Tour weiter in die City führt, ist Teil des vernetzten Bands aus Parks und Grünflächen.

Nicht nur die Parkinsel, auch der Platanenhain am Berliner Platz wird bleiben, wo die nächste Etappe der Tour hinführt, bevor sie am Hack-Museumsgarten endet. Zwar wollte der Investor neben dem geplanten Hochhaus auf dem Berliner Platz den Hain entfernen, um dort ein Parkhaus zu bauen. Mit seiner Insolvenz ist in der hitzigen Debatte um den Erhalt des Hains aber nun eine Pause eingekehrt – und die Demonstranten, die sich in der Vergangenheit zum Protest gegen das geplante Parkhaus an die Platanen anketteten, haben sich vorerst durchgesetzt.

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Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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