„Rote Bank“ gegen Gewalt an Frauen eingeweiht
„Hinschauen - nicht wegschauen“
Von Charlotte Basaric-Steinhübl
Ludwigshafen. Großer Andrang herrschte am Dienstag, 8. März 2022, beim „gelben Haus“ an der Rheinschanzenpromenade. Bei strahlendem Sonnenschein, aber eisigen Temperaturen, wurde am Internationalen Frauentag von Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck, die kurzfristig für Sozialdezernentin Beate Steeg eingesprungen war, und dem Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Rheinpfalz, Georg Litz, die „Rote Bank“ eingeweiht.
„Die Rote Bank“
„La Panchina Rossa“, übersetzt „Die Rote Bank“, wurde erstmals 2014 in Italien aufgestellt. Weitere Städte folgten, unter anderem steht seit 2021 eine „Rote Bank“ in Speyer. Die Bänke, die in auffälligem Rot das Stadtbild prägen, sollen ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen, aufmerksam machen, zum Nachdenken anregen und an die vielen Frauen erinnern, die Opfer von Gewalt geworden sind. Diese Idee wurde vom Stadtrat aufgegriffen und vom Rat für Kriminalitätsverhütung in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle realisiert.
Gewalt Alltag vieler Frauen
Gewalt gehört für viele Frauen immer noch zum Alltag – im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz, zu Hause. Gewalt findet nicht am Rande der Gesellschaft statt, sondern kann jede Frau treffen. Gerade Gewalt in engen sozialen Beziehungen ist sie oft ein Tabu, denn sie findet nicht öffentlich statt. „Mit der Roten Bank setzen wir ein starkes Zeichen im öffentlichen Raum: Hier ist kein Platz für Gewalt gegen Frauen“, betonte Georg Litz, Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Rheinpfalz und stellvertretender Vorsitzender des Rats für Kriminalitätsverhütung. Er erläuterte, dass der größte Teil der Gewaltdelikte an Frauen verübt werde und davon der größte Teil im sozialen Umfeld, in der Familie, in Beziehungen. Früher seien diese „Beziehungstaten“ oft als „Privatsache“ verharmlost worden. Aber auch heute würden viele dieser Gewaltdelikte nicht gemeldet. Georg Litz rief dazu auf, die Augen offen zu halten und zu melden, wenn man Fälle von Gewalt mitbekomme. So könne man dabei helfen, die Gefahrenlage zu beenden und auch Hilfe zu organisieren.
Nur circa 150 Meter entfernt vom Standort der Roten Bank war vor einigen Wochen eine Frau vergewaltigt worden. Man hatte daraufhin überlegt, ob man die Bank woanders aufstellen solle, sich aber dann dafür entschieden, sie genau dort stehen zu lassen. „Wir alle tragen Verantwortung dafür, dass Gewalt gegen Frauen bekämpft wird. Auf das Thema öffentlich aufmerksam zu machen, nicht wegzusehen, ist ein erster, wichtiger Schritt“, betonte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck.
Fotoaktion
Zur Einweihung der „Roten Bank“ fand eine Fotoaktion mit dem Kaiserslauterer Fotokünstler Thomas Brenner statt. Alle waren dazu eingeladen, auf der Bank Platz zu nehmen und damit ihre Solidarität mit betroffenen Frauen zu zeigen. Die Fotos sowie das jeweilige Statement der Beteiligten werden auf der städtischen Internetseite zu sehen sein. Aber auch im Nachgang zur offiziellen Fotoaktion ist jeder dazu aufgerufen, bewusst auf der Bank Platz zu nehmen und so seine Solidarität zu bekunden. Dabei kann man sich selbst auf der Bank fotografieren und die Selfies auf Social-Media-Kanälen posten und teilen.
Hilfe für betroffene Frauen
Neben der Roten Bank steht ein Informationsschild, das die Bedeutung der Bank erläutert. Außerdem findet man dort die Nummer des Hilfetelefons gegen Gewalt an Frauen sowie einen QR-Code, der direkt auf die Website der Stadt Ludwigshafen mit Links zu sämtlichen Anlaufstellen führt. Betroffene Frauen finden vor Ort Unterstützung beim Frauenhaus, der Interventionsstelle bei Gewalt in engen sozialen Beziehungen, SOLWODI e.V. und der Fachstelle Wildwasser und Notruf e.V. bei sexualisierter Gewalt.
Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck nutzte die Einweihung der Roten Bank, um sich bei allen Initiativen zu bedanken, die diese Hilfsangebote anbieten. „Ohne diese Angebote wurden viele Frauen, gerade auch mit Kindern, den Weg in die Normalität vielleicht nicht finden,“ so Steinruck.
Sie rief dazu auf, über die Rote Bank zu reden: „Erklären Sie, dass dies keine normale Bank ist und welchen Zweck sie erfüllt.“
Und der Polizeipräsident appellierte: „Fassen Sie sich ein Herz und helfen Sie, wenn Sie Fälle von Gewalt mitbekommen. Hinschauen - nicht wegschauen!“ ps/bas
Hilfe für betroffene Frauen:
Telefon: 08000 116 016
Notruf: 110
www.ludwigshafen.de/buergernah/chancengleichheit/gleichstellungsstelle/gewalt-gegen-frauen/linkliste
Zivilcourage trainieren:
Bei der VHS Ludwigshafen findet am Samstag, 26. März 2022 sowie am Samstag, 2. April 2022, jeweils von 11.30 bis 17.30 Uhr, ein Kurs „Zivilcourage trainieren“ statt. Das Training ermutigt Menschen Zivilcourage zu zeigen, vermittelt hilfreiche Informationen und bietet Raum zur praktischen Übung. Weitere Informationen gibt es unter www.vhs-lu.de, auch die Anmeldung erfolgt dort.
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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