„Mister Ludwigshafen“ hat seine letzte Arbeitswoche als LUKOM-Chef
„Ich liebe das Wasser“
Von Charlotte Basaric-Steinhübl
Ludwigshafen. Michael Cordier ist seit 2010 Geschäftsführer der LUKOM Ludwigshafener Kongress- und Marketinggesellschaft mbH. Sein Spitzname „Mister Ludwigshafen“ passt perfekt, denn für seine Heimatstadt gibt er alles. Übergeordnetes Ziel: Die Vermarktung der Stadt Ludwigshafen. Was so einfach klingt, beinhaltet eine beeindruckende Fülle an Aufgaben, für die er mit aktuell 52 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zuständig ist: So organisiert die LUKOM nicht nur das Kinderparadies im Friedrichspark, den Fastnachtsumzug, die Wochenmärkte, den Weihnachtsmarkt und zahlreiche Stadtmarketingveranstaltungen, sie ist auch für das komplette Stadtmarketing, die Parkhäuser, die Bürgerhäuser in den Stadtteilen sowie die Touristeninformation am Berliner Platz verantwortlich. Außerdem liegen absolute Top-Events in den Händen der LUKOM: das spektakuläre Stadtfest mit 60 Stunden kostenloser Live-Musik und Top-Stars, das jährlich bis zu 250.000 Besucherinnen und Besucher begeistert und der wunderbare TWL-Lichterzauber im Dezember und Januar. Auch das Parkfest mit einer über hundertjährigen Tradition wird von der LUKOM organisiert. Damit ist aber die To-do-Liste noch lange nicht zu Ende, denn das LUKOM-Team leitet und vermietet auch noch den Pfalzbau und die denkmalgeschützte Friedrich-Ebert-Halle. Ende Mai verlässt „Mister Ludwigshafen“ nun die Kommandobrücke als LUKOM-Chef.
Zeit für das Wochenblatt als kreativer Partner auf einen Rückblick auf die letzten zehn Jahre, aber auch für einen Ausblick und einige Gedanken zur aktuellen Situation.
???: Die Liste an Aufgaben, für die die LUKOM zuständig ist, ist lang. Wie haben Sie Ihre Arbeit für die LUKOM erlebt?
Michael Cordier: Die Aufgaben waren sehr vielfältig. Wir haben ein eingespieltes Team mit einem großartigen Teamgeist. Das Netzwerk in unserer Stadt ist sehr besonders, dazu gehören insbesondere die Mitglieder des Marketingvereins, die Einzelhändler, das Stadtgespräch, die Optimisten, die IHK-Tischrunde der Ludwigshafener Wirtschaft, die Macher der Lucations (besondere Orte für Kunst), die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt – vom Gebäudemanagement über die Polizei und Feuerwehr bis hin zum Grünflächenamt. In diesem Umfeld arbeiten zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes.
???: Sie haben zu Beginn Ihrer Amtszeit einen Imagewandel als Ziel herausgegeben und hatten damals als Vision „Ludwigshafen, die liebenswerte oder lebenswerte Stadt am Fluss“. Wie sehen Sie das Image der Stadt heute?
Michael Cordier: Wir kennen die aktuellen Probleme in unserer Stadt. Zwei Fußgängerzonen sind in Zeiten von Internet und von Einkaufscentern einfach zu groß. Handel ist Wandel. Und hier hat sich tatsächlich Vieles verändert. Man weiß ja von mir, dass ich eher der Typ „das Glas ist halb voll“ bin. Ludwigshafen ist an den Rhein gerückt. Wer von der Rhein-Galerie auf die Parkinsel läuft oder radelt, kann sich davon überzeugen. Viele Menschen sind nach Ludwigshafen gezogen, Ludwigshafen wächst weiter. Ich habe einfach nicht nur die Vorurteile im Kopf. Ich sehe, was diese Stadt noch an Potentialen hat. Die Politik hat ja auch das Gebiet der City zum Entwicklungsgebiet ausgerufen. Hier gibt es sicherlich viel zu tun. Zu Ludwigshafen gehören auch die 14 Stadtteile. Hier lebt es sich aus meiner Sicht wunderbar. Das spüre ich ja persönlich auch seit 68 Jahren.
???: Was waren Ihre Highlights in den vergangenen Jahren?
Michael Cordier: Das Stadtfest mit den drei großen Bühnen, Bundesligahandball mit den Eulen in der Eberthalle, der Digitalgipfel im Pfalzbau, die Ausbildungsmesse Sprungbrett, der Lichterzauber, meine Motztouren … Außerdem viele neue Netzwerke wie die Tischrunde der Ludwigshafener Wirtschaft, das Stadtgespräch, „WIR“ vom Berliner Platz und vieles andere mehr.
???: Die Corona-Krise hat alle hart getroffen. Welche Auswirkungen hat sie aus Ihrer Sicht auf die Stadt Ludwigshafen und die LUKOM?
Michael Cordier: Ich denke, dass vor allem Netzwerke und Kooperationen wie beispielsweise die Tischrunde, Gewerbevereine, Bereichsleiter der Stadt, die Bürgerstiftung, BASF oder die Metropolregion wichtiger denn je sind. Zum einen ist für die Markenentwicklung der Stadt weniger Geld im „Topf“, zum anderen stützen diese Netzwerke die Regionalität. Und das „WIR vor Ort“, also lokal kaufen und lokal produzieren, wird und sollte ein stärkeres Gewicht bekommen. Hier kommt auch das Wochenblatt ins Spiel, das lokal ausgerichtet und ein wichtiger Meinungsbildner in der Stadt ist. Der Prozess der Stadtentwicklung wurde vom Wochenblatt seit einiger Zeit sehr intensiv und partnerschaftlich begleitet. Dies sollte auf jeden Fall fortgeführt werden.
???: Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Corona-Krise?
Michael Cordier: Die Corona-Krise hat viele Dinge offengelegt, die es jetzt zu überdenken gilt. Dazu zählt die Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern aus allen Bereichen oder auch die Situation der Erntehelfer. Fleisch ist zu billig, aber auch anderswo müssen wir feststellen: immer billiger ... - das geht nicht, es zählt die Qualität. Wir müssen die Kultur unterstützen und in Not geratenen Unternehmen helfen. Die lokalen Dienstleister sowie den Handel und die Gastronomie vor Ort kann jeder durch sein Konsumverhalten unterstützen. Wer seinen Urlaub zu Hause verbringt, vielleicht aufs Rad steigt, in die Natur geht, der tut etwas Gutes für die Umwelt, für sich und auch für die Region.
???: Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?
Michael Cordier: Das LUKOM-Team ist hoch motiviert und wird Christoph Keimes mit viel Engagement und Leidenschaft unterstützen. Christoph Keimes bringt beste Voraussetzungen mit: Er hat gute Kontakte, kann verbinden. In der Rheingalerie hat er viele Unternehmen zu einer „Einheit“ geformt. Christoph Keimes kennt „sein“ Ludwigshafen. Ich freue mich sehr, dass der Aufsichtsrat ihn für diese Aufgabe gewinnen konnte.
???: Wie geht es für Sie persönlich weiter?
Michael Cordier: Ich werde weiter für die Themen „WIR in der REGION, Mittelstand & Unternehmertum“ als Berater arbeiten dürfen und freue mich auf viele spannende Projekte. Natürlich bleibe ich Ludwigshafen auch weiterhin verbunden. Auch darf ich für die Ehrenämter, Bürgerstiftung, Grüner Kreis, Joblinge und Jugendtheater weiter aktiv in unserer Stadtgesellschaft sein.
???: Sie kennen jede Ecke hier: Verraten Sie uns, wo Ihr Lieblingsort in LU ist?
Michael Cordier: Ich liebe das Wasser, es gibt einem Energie. Den Rhein und die vielen kleinen Seen rund um unsere Stadt mag ich sehr. Ein wunderbarer Ort für Kultur sind für mich die Lucations. Egal ob beispielsweise das Hallenbad Nord oder Cinema Paradiso. Aber auch der Ebertpark ist eine Oase in der Stadt.
???: Seit Ihrer Geburt leben und arbeiten Sie in Ludwigshafen. Was lieben Sie an „Ihrer“ Stadt?
Michael Cordier: Ich setze mich mit meiner Frau Uschi sehr oft aufs Rad und radle rund um den Willersinn nach Oggersheim – über den Maudacher Bruch – die Parkinsel am Rhein entlang und zurück nach Friesenheim. Mit dem Rad ist das mehr als eine Stunde. Ludwigshafen ist eine vielfältige Stadt. Der Artikel ist zu kurz, um aufzuzählen, was ich in meiner Heimatstadt gut finde. Ich kann nur allen zurufen: „Findet es raus … und bringt euch ein“. Motzer ohne Ideen und Engagement ärgern mich eher. Konstruktive Kritiker, die „machen“ sind mir immer herzlich willkommen.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft! bas
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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