Luxusstudentenwohnheim am Halberg sorgt für durchmischte Reaktionen
Ludwigshafen. Bis zum Frühjahr 2025 baut IC International Campus ein Studentenwohnheim mit 337 Apartments im Halbergviertel. Es wird wohl Studenten aus wohlhabenden Familien anziehen. Die Reaktionen darauf sind durchmischt.
Im Neubauquartier Halberg entsteht derzeit ein Studentenwohnheim für Studierende, die bereits ein Einkommen haben oder aus Familien mit gutem Einkommen kommen. Der Investor IC International Campus hat schon viele dieser „Fizz Wohnheime“ gebaut, unter anderem in Hannover, München, Berlin, Darmstadt, Frankfurt, Bremen. Ein Apartment kostet in diesen bereits fertiggestellten Wohnheimen zwischen 629 und 1000 Euro kalt. Sie sind voll möbiliert und haben eine Küchenzeile.
Wie in den anderen Wohnheimen der Fizz Gruppe wird es auch im Ludwigshafener Wohnheim ein Gaming Zimmer, einen Studierraum, Gemeinschaftsküchen, ein Musikzimmer sowie eine Dachterrasse mit Blick aufs Rheinufer geben. Das Wohnheim steht künftig an der Ecke Halbergstraße/Rheinallee. Im Erdgeschoss des Wohnheims entsteht eine Kita mit 75 Plätzen. Das hatte die Stadt dem Investor zur Auflage für den Verkauf des Areals gemacht.
Zum Vergleich: Die Kaltmiete für ein Studentenzimmer kostet in anderen Vierteln Ludwigshafen zwischen 300 und 400 Euro. Ein-Zimmer-Apartment in der Innenstadt kostet rund 450 Euro kalt. Ein Zimmer in den Wohnheimen des Studierendenwerks Vorderpfalz kostet 365 Euro.
Die Stadt hatte das Grundstück auch dem Studierendenwerk Vorderpfalz angeboten, das dort für jedermann erschwingliche Zimmer gebaut hätte. Allerdings konnte die stark verschuldete Stadt das Grundstück nur zu marktüblichen Preisen anbieten. Das Studierendenwerk Vorderpfalz lehnte ab. Es hätte das Areal nur zum Preis unterhalb des Marktwerts kaufen können, um Wohnungen zu den üblichen Kosten von 365 Euro zu schaffen. Die Wohnungen wären also viel zu teuer geworden oder das Studierendenwerk hätte sich als Investor übernommen.
Die Reaktionen auf das neue Studentenwohnheim sind durchmischt. Der DGB kritisiert, dass dadurch die Lücke auf dem Wohnungsmarkt für Studenten nicht geschlossen wird. Kinder aus ärmeren Familien müssten bei den Eltern wohnen blieben. „Mit diesen Mietpreisen kann die Wohnungsnot unter Studierenden kaum bekämpft werden, die wenigsten Studierenden verfügen über genügend finanzielle Mittel, um die aufgerufenen Mietpreise stemmen zu können“, so Rüdiger Stein, Regionsgeschäftsführer der DGB-Region Pfalz. „Dass der Bau neuer Wohnheime in Rheinland-Pfalz nicht bezuschusst wird, verschärft die Situation.“ Gerade in einer Stadt wie Ludwigshafen, in der das durchschnittlich verfügbare Haushaltseinkommen niedrig sei, solle ein Fokus auf sozialen und bezahlbaren Wohnraum gelegt werden. Zu teure Wohnungen würden die Stadt auch um Einkommensteuer bringen, die am Wohnort entfällt.
Felix Lieser von den Jusos kritisiert: "Wer also soll sich hier einmieten? Richtig: Die, die auch ohne The Fizz keine Probleme haben dürften, eine Wohnung zu finden."
Befürworter glauben dagegen, dass dort ein modernes, verkehrsberuhigtes Areal in Rheinlange entsteht, in das sich das Wohnheim gut einfügt. Michael Stump, Chief Operating Officer von Internation Campus, sagt: „Studierende stärken die Zukunftsfähigkeit, senken den Altersschnitt, bringen Frische und Tatendrang in die Region – und sind nach dem Studium heißbegehrt auf dem Arbeitsmarkt.“
Die IHK Tischrunde forderte schon vor einigen Jahren für die Stadtentwicklung, das Studentenwohnheim der Hochschule Ludwigshafen in die City zu legen, um sie nachts und am Wochenende zu beleben, die Bars und Gaststätten mit noch mehr Leben zu füllen und für mehr Kaufkraft zu sorgen. Zum neuen IC Wohnheim äußerte sie sich bislang nicht.
In Ludwigshafen gibt es bereits viel günstigen Wohnraum und immer noch einige Leerstände, vor allem in der Innenstadt. Eine städtebauliche Modernisierung steht der Stadt dagegen gut. Auch von den Einkommensteuereinnahmen am Rheinufer profitiert die stark verschuldete Stadt. Als städtebaulich optimal gilt allerdings, dass eine Modernisierung sich an vielen Orten vollzieht und weniger konzentriert als aktuell am Rheinufer und im Halbergviertel. Dies sorgt für die erwünschte Durchmischung statt für mehr Gentrifizierung. jg/red
Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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