Mit Kohl-Allee entsteht ein 39 Hektar großes Quartier: Stadtentwicklung im Bürgerdialog startet
Ludwigshafen. Ein großes Zukunftsprojekt wird bis Januar 2025 die Entwicklung des neuen Quartiers um die Kohl-Allee sein. Durch den Bau der neuen Stadtstraße werden 39 Hektar frei. Am Montag beginnt ein Werkstattverfahren, also ein Dialog zwischen Verwaltung, Bürgern, Politik und Wissenschaftlern, der auf eine zukunftsfähige Entwicklung des Areals zielt.
Von Julia Glöckner
„Die Breite der Helmut-Kohl-Allee kommt den Planken oder dem Luisenring in Mannheim gleich. Zwei Spuren sind durchgehend nebeneinander befahrbar, daneben gibt es Auffahrspuren und Abbiegespuren“, erklärt OB Jutta Steinruck beim Pressegespräch. Große Diskussionen habe es in Mannheim vor dem Bau des Luisenrings allerdings nicht gegeben.
Durch den Bau der neuen Kohl-Allee anstelle der Hochstraße entsteht eine neue Freifläche, die es zu entwickelt gilt – auch als verbindendes Quartier zwischen Mitte und Nord. Zur Freifläche gehören die Bahnhofsvorplätze und der Parkplatz auf der Südseite der Gleise. Sie bekommen ein neues Gesicht. „Das ist eine riesige Chance für die Stadt, um auch der Stadtgesellschaft etwas zurückzugeben, ähnlich wie es schon beim Rheinufer-Quartier gelang“, sagt Steinruck. Die OB hofft auf eine breite Bürgerbeteiligung vor allem von jungen Menschen. Für Kinder und junge Erwachsene, die heute Kita oder Schule besuchen, wird das Areal später zum Lebensumfeld, wenn es in rund 30 Jahren fertiggestellt ist.
Werkstattverfahren startet: Bürger, Verwaltung, Politik im Dialog
Das Werkstattverfahren gibt den drei Architekturbüros, die aktuell noch im Rennen sind, viele Impulse. Auf dem Weg zum Siegerentwurf steht ein Beratungsgremium zur Seite. Es kennt die Bedarfe der Stadtgesellschaft: Mit Rat von Vorstandsmitgliedern und Aufsichtsräten von GAG und LU-City Entwicklungs-GmbH, Stadtverwaltung und Ortsvorstehern von Mitte und Süd werden die drei Planungsbüros städtebauliche Lösungen für die Gestaltung der Fläche entwickeln.
Eine Jury, bestehend aus renommierten Architekten, Wissenschaftlern sowie Stadtplanern gibt am Ende eine Empfehlung für einen der drei Entwürfe ab. Auch Stadtvorstand und GAG entscheiden sich letztlich für einen Entwurf. Diesen wird der Ausschuss für Stadtentwicklung und der Rat daraufhin weiter beraten und beschließen. Das ist in der Regel reine Formsache. Ziel des Werkstattverfahrens ist, bis Januar 2025 gute Lösungen für eine moderne und nachhaltige Entwicklung des Areals zu finden. "Um ein möglichst breites fachliches Spektrum an Ideen zu erhalten, haben wir uns dafür entschieden, ein Werkstattverfahren durchzuführen", sagt OB Steinruck.
Vorab legte das Fraunhofer Institut sowie die LCE LU-City Entwicklungs-GmbH die Kernthemen fürs Quartier fest: Vorgesehen ist eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten. Denkbar sind also Industrie, Gewerbe, Dienstleistungssektor. Aber auch eine Kita und Schule sollen dort gebaut werden sowie eine gute Nahversorgung. Gleichzeitig werden zukunftsfähige Mobilitäts-, Energie- und Freiraumkonzepte angestrebt, die dem Klimaschutz Rechnung tragen. Die 39 Hektar große Fläche soll fit gemacht werden für den Strukturwandel, den Ludwigshafen in den nächsten Jahrzehnten erleben wird.
Das Werkstattverfahren sieht eine mehrstufige Bürgerbeteiligung vor. Dabei startet die Stadtverwaltung ab Montag, 19. August auf www.ludwigshafen-diskutiert.de einen mehrwöchigen Online-Dialog. „Bürger haben die Chance, uns unkompliziert mitzuteilen, was bei den Kernthemen beachtet werden soll“, sagt Steinruck.
Die LCE ist eine städtische Gesellschaft unter dem Dach der Stadt Ludwigshafen und der GAG. Sie organisiert das Werkstattverfahren, das noch bis Ende Januar läuft. Sonja Müller-Zaman, Geschäftsführerin der LCE erklärt: „Der Ideenwettbewerb, der dem Werkstattverfahren vorausging, lasst viel Raum für Dialog. Bei dem offenen Wettbewerb bewarben sich 20 Architekturbüros. Für das Werkstattverfahren hatte das Fachgremium des Landeswettbewerbs a:dk aus Mainz vorab die drei Teilnehmer ausgewählt.“ Mit dabei sind Hähnig-Gemmeke Architekten (Tübingen), ADEPT (Kopenhagen) sowie Rheinflügel Severin (Düsseldorf).
Mit Baubeginn kann erst nach Fertigstellung der Kohl-Allee gerechnet werden. Der Stadt gehören die meisten Flächen auf dem Areal. Für die Neuerschließung des Areals und die Bebauung können Fördermittel beantragt werden. "Wir hoffen, unserem Traum von der grünen Achse an Grünflächen, das die Stadt von West nach Ost durchzieht, damit wieder ein Stück näher zu kommen", sagt die OB. "Es wird zudem ein soziales Quartier mit sozialem Wohnraum. Mit Blick auf die Sozialstruktur hat die Stadt laut Ratsbeschluss eine recht hohe Sozialquote erfüllen. jg
Folgende Termine im mehrstufigen Bürgerdialogs des Werkstattverfahrens stehen an:
Die Planungsbüros stellen die Entwürfe dem Beratungsgremium und den Bürgern bis Januar in zwei Schritten vor und erhalten und Impulse für die Weiterarbeit.
Der Auftaktdialog läuft von 19. August bis 8. September auf Lu-diskutiert.de.
Die Auftaktwerkstatt findet am 12. September mit Vorstellung der vorläufigen Ideen sowie Ziele und mit einer Ortsbesichtigung statt. Auch die Hinweise aus dem vorgeschalteten Online-Dialog mit der Bürgerschaft fließen dort ein.
Am 6. November stellen die Planungsteams eine Überarbeitung der Konzepte vor. Abends wird in die Bürgerwerkstatt geladen, damit Bürger und Verwaltung gemeinsam Feedback geben können.
In einer zweiten Entwurfswerkstatt am 17. Dezember im Bloch-Zentrum werden die Konzept und Entwürfe noch einmal vorgestellt, damit Bürger Feedback und Impulse geben können.
Am 29. Januar bewertet ein Fach- und Sachgremium die Entwürfe. Ein Zielkonzept wird für die weitere Planung ausgewählt. Es gibt eine Abschlusswerkstatt im Bloch-Zentrum. Orte und Zeit der Bürgerdialoge werden noch bekannt gegeben.
Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.