Johannes Hucke liest im "Bürgertreff West"
Mit Mett geht alles besser
Man kam aus dem Staunen nicht heraus bei der Lesung von Johannes Hucke vergangenen Freitag im "Bürgertreff West". "Literarischer Heimatabend" überschrieb der 58-jährige Autor, der im Hauptberuf bei der Ökumenischen Fördergemeinschaft" arbeitet seinen Leseabend, der restlos ausverkauft war. Mit fast 600 Seiten hat sein Roman "Dragoner wider Willen" ein pfundschweres Gewicht. Bewundernswert ist seine überschäumende Phantasie, mit der er die Geschichte einer Großfamilie, die, so der Klappentext "im nebelfeuchten Niemandsland eines Mittelgebirges" vegetiert. Überbordend ist die Geschichte des Schweinehirten Ulf, der, gut versorgt mit 600 Gläsern eingemachten Metts, vielen Flaschen Kornbrandes und einem kleinen Wollschweines auf den Weg in die Großstadt F. geschickt wird.
Geradezu liebevoll wird dieser Tölpel aus einer Familie von Generationen von Tölpeln auf seinem beschwerlichen Weg beschrieben. Johannes Hucke hat in solchen prall daher kommenden Schilderungen Übung. Der Kolumnist und Kindertheatergrüner, der überaus produktiv Prosa, Lyrik, Dramen und Essays verfasst - und das neben seiner Arbeit als Sozialarbeiter in einem Obdachlosengebiet Ludwigshafens - brilliert mit Sprachwitz und einem tiefgründigen Humor. Wer seiner Lesung folgte, kam aus dem Staunen und Lachen nicht mehr heraus, auch wenn einem manchmal aufgrund der drastischen Darstellungen manches Mal schier die Luft weg blieb.
Doch dagegen halfen Mettbrötchen und mit reichlich Knoblauch versehener Spundkäse, was wieder einmal trefflich bewies, dass körperliche und geistige Genüsse sich nicht wirklich ausschließen müssen. Für Pfälzer Dubbegläser gab es reichlich Nachfüllungen und auch ein vortrefflicher Kornbrand würzte den Abend, der sich auch nach der Lesung noch lange hinzog.
Schade allerdings, dass der "Bürgertreff West" in der Valentin-Bauer-Straße Ende des Jahres geschlossen wird. Alle Anwesenden fanden dies mehr als schade, zumal in diese Räume Menschen aus der Bayreuther Straße leicht kommen können. Dem Vernehmen nach wird im Hemshof eine Nachfolgeeinrichtung entstehen. Ob das zielführend sein wird, bleibt abzuwarten. Schön wäre es jedoch, wenn zu einem weiteren "Literarischer Heimatabend" eingeladen würde. Vielleicht schon in der Fasnachtzeit. Johannes Hucke jedenfalls zeichnet sich durch überaus tiefgründigen Witz aus. Anders als so mancher Büttenredner - aber das ist ein anderes Thema.
güh.
Autor:Günther H.P. Hummrich aus Ludwigshafen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.