Tod des Speyerer Domdekans Albert von Mußbach
Mord im Morgengrauen
Speyer. Der Streit um die Steuerprivilegien zwischen der Stadt Speyer und dem Domkapitel gipfelt im Mord am Domdekan Albert von Mußbach. Am Karfreitag 1277 wird der Kirchenmann brutal gemeuchelt.
Die Klinge bohrte sich in seinen Rücken, in die Seite und schließlich in die Brust und traf sein Herz. Ein Dolch schnitt ihm die Kehle durch. Ein Hieb mit dem Säbel und seine linke Hand fiel zu Boden, bevor er zusammensackte und sein Kopf auf dem Pflaster zerbarst. Noch ein paar Tritte gegen Kopf und Körper und die Täter verschwanden. Ein Schwein schleckte grade die Hirnflüssigkeit, als man Albert von Mußbach am Morgen des Karfreitag, 26. März 1277, derart zugerichtet fand, heißt es in der Schilderung des Leichenfundes in Franz Remlings Geschichte der Bischöfe zu Speyer von 1852, das einzige Zeugnis dieses Mordes.#
Politischer Mord
„Ein politischer Mord!“ sagt der Freiburger Professor für mittelalterliche Geschichte Kurt Andermann. Albert von Mußbach war Domdekan zu Speyer und an jenem Morgen offenbar vom Schlegelhof, wo er wohnte, zum Dom unterwegs, um die Karfreitagsmette vorzubereiten. Wie alt er damals war, ist nicht bekannt.
Nahe liegt, dass der Mord mit einem Streit zwischen der Stadt Speyer und dem Speyerer Domkapitel zu tun hat: Stadt und Kirche stritten erbittert um das Ungeld, eine Verbrauchssteuer, die etwa auf Bier und Wein erhoben wurde. Auch Getreideausfuhren, die von der Kirche teuer verkauft wurden, waren ein Streitthema.
Privilegien der Kirche
Als Domdekan vertrat von Mußbach die Interessen des Speyerer Domkapitels und übernahm sogar die Aufgaben des Bischofs Friedrich von Bolanden während dessen Abwesenheit ab 1276. In dieser Funktion setzte er sich für die steuerlichen Privilegien der Kirche ein und wurde so zum Feindbild der Bürger.
Der Mord an dem Vertreter des Bischofs änderte freilich nichts an der Haltung der Kirche. Nach der Ermordung von Mußbachs eskalierte die Situation weiter. Ein Schlichtungsversuch des Königs blieb erfolglos. Allerdings blieben die Bürger letztlich Sieger, denn die bischöfliche Herrschaft über Speyer endete 1294: Speyer wurde erste Freien Reichsstadt und war nur noch seinen Bürgern und dem Kaiser verpflichtet. Ähnliche Konflikte wurden auch in anderen Städten am Rhein ausgetragen, wenn sie auch nicht wie in Speyer in einem Mord gipfelten.
Die Mörder wurden wohl nie gefasst. Für die Kirche war die Tat besonders brisant, da ein hoher Vertreter der Kirche an einem heiligen Feiertag brutal ermordet wurde. So belegte die Kirche die Täter mit dem Kirchenbann, was aber auch nicht zur Ergreifung der Täter führte. ds
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
Amtsstraße 5-11, 67059 Ludwigshafen | |
+49 621 5902484 | |
redaktion@suewe.de |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.