Was es braucht, damit Stadtteile lebenswert sind
Nachbarschaft

Auf dem Podium (von links): Tanja Hahn, Gabriele Gehm, Annette Spellerberg und Sabine Jester-Zürker.   | Foto: ps
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Ludwigshafen.Was braucht es, damit eine gute Nachbarschaft gelingen kann? Das haben am 17. Oktober Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis mit Kontext der geplanten Heinrich Pesch Siedlung diskutiert. Hier sollen zukünftig mehr als 1.500 Menschen aus verschiedenen Altersgruppen, sozialen Schichten und Kulturen wohnen und leben, lernen und arbeiten.

„Ein Basisbedürfnis eines Menschen ist ein Haus, also einen Ort zu finden, der Schutz gibt vor Regen und den Elementen. Aber ein Haus kann viel mehr sein als ein Gebäude. Im sozialen Kontext ist es ein Ort, an dem der Mensch liebt und Leben mit anderen teilt.“ Diese Worte nach Petro Arrupe SJ, dem 28. Generaloberen der Jesuiten, setzte die stellvertretende Direktorin des HPH und Moderatorin des Abends, Ulrike Gentner, als Motto über die Veranstaltung. Denn genau dies sei auch für die Heinrich Pesch Siedlung geplant. „Wir sehen dort ein miteinander Wohnen und Leben, Lernen und Arbeiten vor“, sagte sie. Sabine Jester-Zürker, Sozialplanerin der Stadt Ludwigshafen, übernahm die Begrüßung in Vertretung des Dezernates für Soziales und Integration der Stadt Ludwigshafen am Rhein.

Interesse an Nachbarschaft steigt
Dr. Annette Spellerberg, Professorin an der TU Kaiserslautern für Stadt- und Regionalsoziologie, begleitet den Siedlungsentwicklungsprozess. Sie stellte Vor- und Nachteile gemeinschaftsorientierter Nachbarschaften vor. „Nachbarschaft ist ein doppeldeutiger Begriff für soziale Beziehungen und für eine sozialräumliche Einheit“, sagte sie. In den letzten Jahren habe das Interesse am Thema Nachbarschaft deutlich zugenommen. Als Gründe nannte sie etwa die Versorgung, soziale Bande, Sicherheit und Unterstützung. Aber es gebe auch gegenläufige Tendenzen zu gemeinschaftsorientierten Nachbarschaften, zum Beispiel durch heterogene Lebensstile, Mobilität, Internationalität und ethnische Mischung und nicht zuletzt auch wegen fehlender (städte-)baulicher Voraussetzungen.

Elemente gemeinschaftlichen Wohnens
Für ein gemeinschaftliches Wohnen sind Gemeinschaftsflächen genau so wichtig wie abgeschlossene Wohneinheiten. Nachbarschaftliche Unterstützung müsse auf freiwilliger Basis erfolgen, sagte die Professorin. „Ähnliche Lebensstile, Religionen, Ethnien und ähnliche biographische Phasen begünstigen die Bildung einer Gemeinschaft“, führte Annette Spellerberg aus. Abschottungen und mangelnde Modernität erschweren hingegen den Integrationsprozess.

Allengerechtes Wohnen
Tanja Hahn von der BASF Wohnen + Bauen GmbH berichtete am Beispiel des Haus Noah in der Ludwigshafener Pfingstweide und des Vereins „Pfingstweide Miteinander“ über „Gelebte Nachbarschaft — Allengerechtes Wohnen in der Pfingstweide“. In dem Mehrgenerationenhaus gibt es generationenübergreifende und altershomogene Wohngruppen. Ein Concierge-Angebot erleichtert den Alltag, ein Bewohnertreff ermöglicht Begegnungen. Die Bewohner erhalten bei Bedarf hauswirtschaftliche und auch pflegerische Unterstützung. Das Konzept wurde im Vorfeld in Workshops mit Vertretern des Stadtteils erarbeitet.

Ein Dorf in der Stadt
Gabriele Gehm, Sozialmanagerin bei der Bau AG Kaiserslautern und Projektleitung von „Nils – Wohnen im Quartier“ stellte das Wohnprojekt im Goetheviertel in Kaiserslautern vor. „Nils – Wohnen im Quartier“ steht für nachbarschaftliches, inklusives, lebenswertes, selbstbestimmtes Wohnen im Quartier. Es ist ein selbstorganisiertes Projekt für alle Bewohner der Siedlung. „Im Goetheviertel haben wir eine lebendige und starke Nachbarschaft, in der sorgsam miteinander umgegangen wird“, berichtete die Projektleiterin von ihren Erfahrungen. Das Quartier sei wie ein Dorf mitten in der Stadt, aber ohne Sozialromantik.

Basis für eine gute Nachbarschaft
In der anschließenden Talkrunde definierte die Sozialplanerin der Stadt Ludwigshafen, Sabine Jester-Zürker, die Basis für eine gute Nachbarschaft: Für sie gehören Respekt, Rücksicht und Austausch dazu. Möglichkeiten zur ungezwungenen Kontaktaufnahme und zum Kennenlernern sind ein wichtiger Aspekt.

Die Fragen der Teilnehmenden zeigten, wie bedeutsam eine gute Nachbarschaft ist, aber auch wie unterschiedlich die Bedürfnisse und Erwartungen sind. Fragen zum Umgang mit Konflikten etwa bei Lärm wie Steuerungsfaktoren des Quartiersmanagements wurden diskutiert. Die Abendveranstaltung war eine Kooperation des HPH mit dem Katholischen Dekanat Ludwigshafen und dem Caritas-Zentrum Ludwigshafen. ps

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Autor:

Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen

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