Ludwigshafenerin Luise Moser feierte 100. Geburtstag
Ohne Arbeit war es langweilig
Ludwigshafen.Ein lokales Urgestein hat vergangene Woche im DSK-Seniorenzentrum Ludwigshafen 100. Geburtstag gefeiert: Luise Moser hat fast 40 Jahren bei der BASF in der Krebsforschung mitgewirkt, Kunstbutter getestet, aber auch die schwere Explosion 1948 erlebt.
Wenn Luise Moser von ihrem Geburtstag spricht, ist das Lächeln warm, ihre Augen glänzen. Einen ganzen Tag im Kreis der Familie samt Essen im Restaurant und Spaziergang in der Sonne – das war wegen der Corona-Pandemie lange nicht möglich. Generell lächelt die alte Dame viel, wenn sie von früher erzählt. „Wir hatten ein gutes Leben“, sagt sie. Sie hatte schöne Urlaube erlebt, viel Sport getrieben und war 38 Jahre bei der BASF. „Dass ich einmal 100 Jahre alt werde, hätte ich nie gedacht“, lacht sie.
Die Jubilarin wurde in Oppau-Süd mit Blick auf die BASF geboren . „Da wirst du mal arbeiten“, soll ihr Großvater in Mosers ersten Lebensminuten gesagt haben. Er selbst hatte als Obermeister bei der damaligen Badischen Anilin- und Sodafabrik gearbeitet. Bei ihrem Vater, einem Fachkalkulator und Ausbilder bei der BASF, drückten viele Ludwigshafener die Schulbank. „Wir konnten noch nicht einmal Urlaub machen, ohne dass mein Vater erkannt wurde“, erinnert sich Moser. Ihr Mann Wilhelm „Willi“ Ludwig Moser, den sie mit 17 Jahren in der Tanzschule Baumann kennenlernte und mit dem sie am liebsten Tango tanzte, war bei der Werkpolizei. Als Fußballspieler beim SV Phönix Ludwigshafen war auch er eine kleine Lokalprominenz. „Wohin wir auch gingen, alle Frauen haben mich um meinen Mann beneidet“, sagt Moser.
Sie selbst begann nach der Schule ihr Pflichtjahr in der Gärtnerei der BASF, es folgte eine Ausbildung, die sie mit Auszeichnung bestand, und die Beschäftigung als Biolaborantin in der Krebsforschung unter jenem Professor, der auch an der Entwicklung von Margarine mitwirkte. „Alle Tage bekamen wir von den Tests ein Stück Kunstbutter mit nach Hause“, sagt Moser, dann gab es Bratkartoffeln. Später wechselte sie zur Abteilung Anwendungstechnische Versuche, bis sie mit 55 Jahren in Rente ging. Aber nach vier Jahren kehrte sie zurück. „Ich konnte einfach nicht ohne die Arbeit“, sagt sie, „ mir war langweilig!“
Mit ihrer endgültigen Pensionierung kam dann die Zeit zum Reisen. Zwei Weltreisen, Schiffsreisen und viele Urlaube nach Italien, Spanien oder auf die Krim hat sie unternommen. Das und viel Sport sind Mosers Rezept für ein gutes Altern. „Ich fühle mich überhaupt nicht wie 100“, sagt die rüstige Frau. Im Sommer schwamm sie jeden Morgen in der Blies, im Winter ging es zum Skifahren nach Österreich.
Vor allem Gesundheit und die kirchliche Hochzeit ihrer Großnichte zu erleben, wünscht sich Moser für die Zukunft. rk/ps
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.