Wie sieht es in Ludwigshafen aus?
Reizthema „Schule und Covid-19“
Von Charlotte Basaric-Steinhübl
Ludwigshafen. Am Montag, 16. November, gab es einen Corona-Gipfel zwischen Bund und Ländern. Dort wollte die Bundesregierung unter der Führung von Kanzlerin Angela Merkel unter anderem Einschränkungen bei den privaten Kontakten beschließen sowie Maßnahmen an Schulen, um das weiterhin hohe Infektionsgeschehen einzudämmen. Insbesondere um das Thema „Schulen“ gab es einen heftigen Streit. Ergebnis der Konferenz: Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen bis zum nächsten Termin am Mittwoch, 25. November, Vorschläge machen, mit welchen Maßnahmen sie das Infektionsgeschehen an Schulen eindämmen möchten.
Lage in Ludwigshafen
Eine Anfrage bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier ergab, dass am Montag, 16. November, 109 Schüler*innen und sieben Lehrkräfte an den Schulen in der Stadt Ludwigshafen als aktuell infiziert gemeldet waren. Es gab keine komplette Schulschließung, aber 20 Teilschließungen. Dies bedeutet, dass einzelne Klassen im Fernunterricht unterrichtet wurden. Insgesamt befanden sich an diesem Tag 1.037 Schüler*innen sowie 49 Lehrkräfte an insgesamt 46 Schulen in Ludwigshafen in Quarantäne.
Das Gesundheitsamt Rhein-Pfalz-Kreis antwortete auf die Anfrage, wie viele Infektionen es in den Schulen gäbe, dass es „nicht mehr auf die Aufzählung jeder Schule“ ankomme. „Das Coronavirus ist mitten unter uns und wir können und sollten uns nicht in Einzelfälle verstricken,“ so die Antwort der Sprecherin des Gesundheitsamtes.
Beispiel: BBS W1
An der Berufsbildende Schule Wirtschaft 1 (BBS W1) gab es schon einige Fälle, wie Schulleiter Wolfgang Stutzmann berichtet. Seit Anfang September gab es 20 bestätige Coronainfektionen. Viermal wurden sogenannte „Massentests“ auf dem Schulhof durchgeführt, bei denen ein mobiles Testfahrzeug vom Klinikum Ludwigshafen im Einsatz war.
Seit den Herbstferien gilt die Maskenpflicht nun auch im Unterricht, demzufolge gilt nun auch eine andere Herangehensweise des Gesundheitsamts. Nur wer im direkten Umfeld von 1,5 Meter im Unterricht saß, gilt als Verdachtsfall der Kategorie eins. Dies bedeutet beispielsweise bei einem Coronafall im Wirtschaftsgymnasium der Jahrgangsstufe 13: Die Sitzpläne von acht verschiedenen Kursen abgleichen. Dies laufe aber von der schulinternen Kommunikation sehr gut.
Am Sonntagabend bekamen sie die Info, dass jemand positiv getestet wurde – daher wurde die ganze Stufe Montag und Dienstag erstmal zuhause unterrichtet. Das sei kein Problem, so der Schulleiter. Die Lehrer*innen seien für den Online-Unterricht geschult, alle seien entsprechend ausgestattet und anlassbezogen werde es ja auch bereits praktiziert. „Wir wären auf Wechselunterricht vorbereitet,“ bestätigt Stutzmann. Für große Klassen würde er das begrüßen, damit die Abstände eingehalten werden können. Er führte weiter aus, dass steigende Infektionszahlen für Schüler*innen und Lehrer*innen eine hohe psychische Belastung darstellten, da man oft keine Abstände einhalten könne und Angst vor einer Infektion habe. Auch bekäme er oft Anrufe von den Betrieben der Berufsschüler*innen, die ihre Sorge darüber äußerten, dass die Schüler*innen Infektionen in die Betriebe einschleppen könnten.
Die Personalräte der fünf Berufsbildenden Schulen in Ludwigshafen hatten Anfang November in einem Brief an die Verantwortlichen auf die Lage an den Schulen aufmerksam gemacht. Sie äußerten als Personalvertretung ihre Meinung, dass das Ministerium die Fürsorgepflicht gegenüber den Lehrkräften und der Schülerschaft verletzte, wenn sie bei hohen Fallzahlen nicht handle und auf ein rollierendes System umstelle. „Unserem Empfinden nach werden hier ,Kollateralschäden’ unter der Lehrerschaft (und auch Schülern/innen) billigend in Kauf genommen, damit die politische Entscheidung, die Schulen in keinem Fall zu schließen oder in ein rollierendes System zu wechseln, durchgesetzt werden kann,“ so die Stellungnahme.
Wobla-Leser*innen für schärfere Maßnahmen
Das Meinungsbild der Leser*innen des Wochenblatts Ludwigshafen zeigt deutlich, dass auch hier eine Mehrheit für schärfere Maßnahmen an den Schulen ist. Bei einer Umfrage „Wie soll es in Bezug auf die Schulen in Ludwigshafen weitergehen?“ waren nur 10,74 Prozent dafür, dass die Schulen komplett im Regelbetrieb weiterlaufen sollten und dass Lüften und Maskenpflicht ausreichen müssten (26 Stimmen). Für ein alternatives Konzept mit unter anderem beispielsweise einem Wechselmodell aus Präsenz- und Onlineunterricht sowie einer Aufhebung der Anwesenheitspflicht waren 41,32 Prozent (100 Stimmen). Die Mehrheit mit 47,93 Prozent (116 Stimmen) war sogar für eine komplette Schulschließung, bis die Infektionszahlen wieder gesunken sind.
Wie geht es weiter?
Die Stadtverwaltung verwies auf Nachfrage darauf, dass in Sachen „Maßnahmen an Schulen“ die ADD und das Bildungsministerium gefragt seien, diese müssten entsprechende Regelungen erlassen. Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg hatte sich vergangene Woche bereits geäußert, dass sie Handlungsbedarf sehe und regte an, dass Land und Schulbehörde aufgrund der steigenden Infektionszahlen und Verdachtsfälle über einen Wechsel- beziehungsweise Schichtunterricht nachdenken sollten.
Am kommenden Mittwoch, 25. November, findet die nächste Konferenz zwischen Bund und Ländern statt. Es bleibt abzuwarten, welche Vorschläge von den Ministerpräsident*innen der Länder vorgetragen und welche Beschlüsse gefasst werden. bas
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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