„Sagen und Geschichten aus Ludwigshafen am Rhein“
Sagenhaft
Ludwigshafen. Paolo Parisi und Karl-Heinz Halbedl haben Legenden und historische Anekdoten aus Ludwigshafen zusammengetragen und in einem Band veröffentlicht. Die Geschichten handeln von den Nöten und Ängsten der Bauern sowie von ihrem Aberglauben.
Legende von Hans Warsch
Es war im Dreißigjährigen Krieg als die Spanier über die Pfalz herfielen und auch Oggersheim war bedroht. Alle Oggersheimer Bürger flohen über den Rhein nach Mannheim, nur einer harrte aus: Hans Warsch blieb, weil seine Frau ein Kind erwartete. Als dann die Spanier vor den Toren standen, spielte er ihnen eine starke Besatzung der Stadt vor und rang ihnen so das Versprechen ab, die Stadt weder zu plündern, noch den protestantischen Glauben der Bewohner anzufechten. Der Coup gelang und die Spanier hielten sich an ihr Versprechen, auch als sie merkten, dass sie genarrt wurden und Hans Warsch mit seiner Frau alleine in der Stadt war. Als am nächsten Tag das Kind geboren war, hielt der spanische Feldhauptmann den Jungen zur Taufe und zog dann weiter.
Diese Geschichte, die in dem frühen Geschichtsbuch „Theatrum Europaeum“ aus dem 17. Jahrhundert festgehalten wurde, findet sich in der Sammlung „Sagen und Geschichten aus Ludwigshafen am Rhein“ von Paolo Parisi und Karl-Heinz Halbedl. Insgesamt 73 kürzere und längere Legenden, Schauergeschichten und Anekdoten sind in der aktuellen Auflage des Bandes zu finden.
Sagen und Geschichten aus der Heimat
Da Ludwigshafen eine junge Stadt ist, gibt es vor allem aus den eingemeindeten Orten, die deutlich älter sind, Sagen und Legenden, berichten Parisi und Halbedl. Als Kind italienischer Eltern ist Parisi in Ludwigshafen geboren, hat Sprachen in Heidelberg studiert und ist heute Lehramtsanwärter an einem Gymnasium in Sandhausen. „Meine Eltern haben mir immer Sagen und Geschichten von ihrer Heimat erzählt und ich habe mich gefragt, ob es hier auch solche Geschichten gibt“, sagte Parisi, der auch die Illustrationen für das Buch gestaltet hat. Halbedl ist Historiker und arbeitet in der Prähistorischen Sammlung in Heidelberg. Als gebürtiger Heidelberger interessiert er sich für die Geschichte der Orte in der Kurpfalz. Quellen für das Buch waren überwiegend Heimatblätter, die als Beilagen zu Tageszeitungen erschienen sind. Im vergangenen Jahrhundert war historisch interessierten Bürgern bewusst, dass die alten Geschichten drohen, in Vergessenheit zu geraten. Deshalb haben sie die Geschichten aufgeschrieben und in diesen Heimatblättern veröffentlicht. „Ich habe auch eine mündliche Überlieferung aufgenommen“, so Parisi. Aber das alte Wissen ist heute meist schon verloren gegangen.
Nöte und Alltag der Menschen
Da die Orte außer Oggersheim keine große Bedeutung hatten, sind die meisten Geschichten eher bäuerlich geprägt. Sie beschreiben die Nöte und den Alltag der Menschen. So handeln die Überlieferungen von den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges und des Pfälzischen Erbfolgekrieges, von Hungersnöten, vom Hochwasser und was die Menschen eben beschäftigte.
Spannend sei, dass nach dem Dreißigjährigen Krieg in der Kurpfalz Menschen aus aller Herren Länder angeworben wurden, die ihre Sagen, Märchen und ihren Aberglauben mitgebracht haben, die sich mit den örtlichen Geschichten vermischten. So haben sich in Ruchheim Protestanten aus der Schweiz und in Friesenheim Hugenotten aus Frankreich niedergelassen. Es lasse sich zwar nicht abschließend belegen, sagen Parisi und Halbedl, aber es gebe einige Übereinstimmungen von Motiven und Geschichten mit den Sagen aus den Regionen, aus denen die Menschen kamen. rk
Sagen und Geschichten aus Ludwigshafen am Rhein
Das Buch „Sagen und Geschichten aus Ludwigshafen am Rhein“ ist 2016 in einer zweiten erweiterten und überarbeiteten Fassung im Verlag Regionalkultur erschienen. Der Band verfügt über ein Inhaltsverzeichnis nach Orten und eines nach Themen, einen üppigen Anmerkungsapparat sowie über eine historisch Karte mit den Orten, die heute zu Ludwigshafen gehören. ISBN: 9783897 359383. rk
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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