Weihnachtsmarkt der 1000 Lichter in Haßloch
Schnitzen als Leidenschaft

Schnitzen als Leidenschaft: Hans Herrmann betreibt sein Hobby mit viel Geduld, Feingefühl und handwerklichem Geschick.  | Foto: pixabay/LUM3N
  • Schnitzen als Leidenschaft: Hans Herrmann betreibt sein Hobby mit viel Geduld, Feingefühl und handwerklichem Geschick.
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Haßloch. Hans Herrmann ist ein Hobby-Drechsler und Schnitzermeister. Vor fünfzehn Jahren bekam er drei Engel aus Holz geschenkt, die ihn so faszinierten, dass er sich dieser individuellen Handwerkskunst bis heute mit großer Leidenschaft widmet.

Von Jutta Meyer
„Überall auf der Welt, wo Christen die Menschwerdung Gottes feiern, findet man den Brauch, zur Weihnachtszeit in Kirchen und Häusern Weihnachtskrippen aufzustellen. Krippen sind figürlich-künstlerische Darstellungen der Geburt Jesu in einer Futterkrippe in einem Stall zu Bethlehem. Die ersten bekannten schriftlichen Zeugen, die das Geschehen der Menschwerdung Christi beschrieben haben, sind die Evangelisten Lukas und Matthäus. Eine der ältesten Weihnachtskrippen steht in der Sixtinischen Kapelle der Kirche von St. Maria Maggiore in Rom, die 1289 von Arnolfo di Cambio aus Alabasta gefertigt und 1291 dieser Kirche gestiftet wurde. Eine der berühmtesten Krippen mit gut 500 Figuren steht im Diözesanmuseum in Brixen, die Nißl-Krippe des Zillertaler Bauernsohnes und Schnitzers Franz Xaver Niß“, weiß Hans Herrmann zu berichten.
In der Vorweihnachtszeit ist das Wohnzimmer der Familie Herrmann mit zahlreichen Krippen geschmückt, es wirkt nicht überladen, vielmehr weckt es die Neugier. „Die Heilige Familie regt mich immer wieder aufs Neue an, beim Anblick erhalte ich immer neue Ideen, die ich dann umsetze. Wir sind eine gläubige Familie, meine Frau Christa versieht seit 36 Jahren den Kirchendienst in der evangelischen Kirche. Wenn die Adventszeit beginnt, schmückt sie die Kirche mit einer der Pyramiden, die aus meiner Hand entstanden sind. Auch meine Tochter Tanja, Presbyterin, hält den Kindergottesdienst und meine Enkelin Lara bewundert stets die Heiligen Figuren,“ berichtet Herrmann.
Er ist bescheiden, dabei hätte er allen Grund mehr Stolz zu zeigen. Bevor er sich an die Drechselmaschine setzt, zeichnet er seine Ideen auf, verbessert oft, bis er schließlich zufrieden mit allem ist. Ganze Landschaften entstehen, den Mittelpunkt bildet das Geschehen im Stall von Bethlehem. Der Blick fällt auf ein Waldhaus mit Bäumen und Tieren in der Mitte eine kleine Krippe mit Maria und Josef und dem Christkind. Eine andere Arbeit zeigt die Dresdner Frauenkirche, einen mit Menschen belebten Platz. Krippenfiguren schmücken das Bord, dazwischen Esel und Schafe, die drei Weisen aus dem Morgenland sowie die Hirten, hier steckt eine Menge Arbeit drin: „Die Zeit darf man nicht rechnen, wenn ich arbeite, verliere ich das Zeitgefühl. Geduld ist eine wichtige Eigenschaft, um die verschiedenen Menschen, die Tiere, die Natur mit Tannenbäumen herzustellen“, erklärt Hans Herrmann Ein Prachtstück ist eine ein Meter hohe Pyramide, dahinter ein Haus mit vier Türen, die geöffnet werden können. „An jedem Adventssonntag steckt für die Enkelin eine Überraschung hinter der Tür“.
Lara kann es kaum erwarten, sie zu öffnen. Vor dem Haus, auch eine Arbeit von Hans Herrman, dreht sich eine Pyramide mit der Heiligen Familie, den drei Königen, Schäfern und Tieren. Ein Wunderwerk, an dem Hans Herrman eineinhalb Jahre arbeitete und von dem sich der Blick nicht wenden will. Vor diesem Exponat steht ein Stuhl.
„Ich setze mich gerne, die Szenerie beruhigt, ich kann dieses Arrangement lange betrachten“, freut sich Christa Herrmann. In einem anderen Raum begegnet dem Besucher eine weitere Rarität: eine Konzertmuschel mit vierzig erzgebirgischen Engeln. Unter einem Schwibbogen noch einmal die Dresdner Frauenkirche. Übrigens alle Exponate sind beleuchtet, die Elektrik stammt auch von dem begabten Drechsler.
Der Schwibbogen hat seine eigene Geschichte: Schwibbogen bedeutet Schwebebogen. Der Begriff wurde von der Baukunst übernommen und meint einen Bogen, der von Säule zu Säule gespant ist, sie verbindet, mit Lichtern bestückt, verschönt er seine Umgebung. Der Schibbogen ist ein Brauch aus dem Bergwerk im Erzgebirge kamen alle Bergleute unversehrt wieder zu Tage, dann wurden die Grubenlampen an einen solchen Bogen, der aus Eisen war, und an deren Enden zwei Bergleute standen, gehängt. An einer anderen Stelle finden wir Kerzen aus Banksia, einem hochwertigen Produkt aus Australien. Der Banksiaabaum wächst vornehmlich in Eukalyptuswäldern. Um seinen Glanz zu erhalten wird das fertige Produkt mit Öl oder Möbelpolitur eingerieben. Aus einem Krebsgeschwür einer Birke zauberte Hans Herrmann einen Bärenbrunnen.
Aus einem Fliederast wurde ein „Adventskranz mit vier Lichterkuhlen“, in die im Frühling Vogelnester gesteckt werden. Hans Herrmanns „Handschrift“ zeigen auch eindrucksvoll den Weinbruder Bacchus, den Heiligen Georg, den Schutzpatron der Feuerwehr. den Heiligen Florian und den Speyerdorfer Frosch mit einem Weinglas in der Hand, auf dem Tisch eine Weinkaraffe, ein geschnitztes Ensemble, das schmunzeln lässt. Zu den Prachtstücken aus seiner gut eingerichteten Schreinerwerkstatt gehören auch das mit Fässern Bier beladene Pferdegespann, ein Bellheimer Gefährt, ein Pfluggespann, ein Planwagen, ein Herbstwagen und ein Ochsengespann Außerdem hat Hans Hermann einen kompletten Bauernhof, mit Scheune, Ställen, einer Bauernfamilie und verschiedenem Vieh geschnitzt - ein Prachtstück in seiner Sammlung.
„Ich bin in meiner Werkstatt glücklich, danke meiner Frau, dass sie für mein Hobby Verständnis hat und hoffe, dass ich noch lange mein Hobby ausüben kann. Ich stelle auch bei der Weihnachtsausstellung im Haßlocher Heimatmuseum aus“, hebt der Hobby-Künstler hervor. jm

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