Radeln wird in LU immer beliebter
Schönste, hässlichste und gefährlichste Routen in und um die Stadt

Rheinradweg führt durch Flusslandschaft   | Foto: Armin Winkler
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Ludwigshafen.In den Großstädten der Pfalz steigt ein Viertel der Bewohner pro Woche mindestens ein Mal aufs Rad. Der ADFC Ludwigshafen zeigt die schönsten, gefährlichsten und kuriosesten Radwege, den Status quo beim Radwegeausbau und was alles noch Zukunftsmusik ist.

Von Julia Glöckner

Ludwigshafen landet laut ADFC-Fahrradklima-Test 2022 im Vergleich mit gleich großen Städten in Deutschland in Sachen Fahrradfreundlichkeit auf Platz 24 von 40 ‒und damit durchaus im Mittelfeld. Für Infrastruktur und Sicherheit erhielt die Stadt durchschnittliche Noten von den Bürgern. Die direkten Wege in die City sowie der Fahrradverleih wurden von den Ludwigshafenern recht gut bewertet, die Falschparkerkontrolle genauso wie die Führung an Baustellen dagegen unterdurchschnittlich.
Das überrascht nicht. Denn der Ausbau des Radwegenetzes stagniert wegen der angespannten Haushaltslage seit Jahren. „Es gibt immer wieder kleine Verbesserungen, etwa Asphaltierungen, neue Radwege auf breiten Bürgersteigen. Der große Wurf bleibt jedoch aus. Es fehlt am Geld“, sagt Armin Winkler, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Ludwigshafen.

Viele Pläne, wenig Geld

Laut ADFC Ludwigshafen bemühen sich Baudezernat und Stadt um den Ausbau des Wegnetzes und die Verbesserung der Radinfrastruktur. Das Dezernat stehe dafür im engen Austausch mit den Radclubs und die Zusammenarbeit sei gut. Im Stadtrat könnten aber viele Ideen und Pläne nicht ausgearbeitet werden, solange das Geld fehle.

So musste die konkrete Planung des Schnellradwegs, der unter der neuen Hochstraße Süd verlaufen soll, erstmal von der Tagesordnung des Stadtrats abgesetzt werden. Der vier Meter breite Pendlerradweg sollte eigentlich ab 2025 die Lücke im Radwegenetz zwischen Hauptbahnhof, Berliner Platz und Mannheim schließen. Die Maßnahmenliste kann der Rat erst ausarbeiten, wenn der ADD den Haushalt ab Mitte Juni genehmigt haben wird.

Für das Stadtentwicklungskonzept Innenstadt haben Bauausschuss und Stadtrat die Voraussetzungen für Städtebaufördermittel vom Land geschaffen. Die Pläne kann die Stadt nicht konkretisieren, solange der Haushalt noch offen ist. Grobe Ziele sind die Beruhigung des Kfz-Verkehrs sowie der Radwegeausbau in der Innenstadt.

Ähnlich standen in den vergangenen Jahren einige Radwegeprojekte auf der Agenda des Stadtrats – verzögerten sich jedoch angesichts der defizitären Haushalte in der Vergangenheit. Der Radweg in der Mundenheimer Straße, der gewaltig bröckelt, soll bereits seit einigen Jahren neu asphaltiert werden. Entlang der Wollstraße ist ein Radweg geplant, da die Straße für Radler besonders nachts durch die vielen Kurven nicht ganz ungefährlich ist. Ein Teil ist jedoch in Privatbesitz und kann für den Ausbau nicht einfach beansprucht werden.

Asphaltkaries in der Mundenheimer Straße | Foto: Julia Glöckner
  • Asphaltkaries in der Mundenheimer Straße
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Geplant sind dem ADFC zufolge auch Verbesserungen der innerstädtischen Verbindungen. Am Hauptbahnhof soll als Ersatz für den Posttunnel und als Lückenschluss des Radschnellwegs aus Richtung Rheingönheim künftig eine Brücke für Fußgänger und Radler die Stadtteile West mit Süd verbinden. Auch dies sei eine Frage des Gelds und damit der Zeit, so Winkler.
Die Planung der künftigen Stadtstraße Nord sehe zwar Radwege vor, aber vor allem an Kreuzungen werde auch hier der Kfz-Verkehr deutlich stärker berücksichtigt als der Radverkehr.

„Wenn man seine Route kennt und weiß, wie man durchkommt, ist die Situation akzeptabel“, sagt Winkler. „Insgesamt hat Ludwigshafen aber kein gutes Netz. Für mehr Qualität und Sicherheit bräuchte es teils nur kleine Maßnahmen.“ So ließen sich manche Gefahrenstellen mit geringem Aufwand vermeiden. Er nennt hier die häufige Situation, dass ein Radweg neben einer Straße endet, ohne dass der Kfz-Verkehr auf Radler aufmerksam gemacht wird. „Eine deutliche Beschilderung und geschützte Ausfädelspuren würden unsere Sicherheit subjektiv und objektiv stark erhöhen“, sagt Winkler. 

Im Stadtgebiet gibt es einige Gefahrenstellen. So hat Ludwigshafen hat nun eine neue Fahrradstraße entlang der Heinigstraße, in die das Einfahren nicht ganz angstfrei gelingt. Sie besteht aus einer gesperrten Kfz-Spur, um dort Luftverschmutzungswerte wieder auf vorgeschriebene Grenzwerte zu senken. Doch der neue Vorzeigeradweg beginnt an einer heiklen Stelle: Vom Hemshof kommend, fährt man auf die Radstraße bereits auf der Sumgaitallee ein. Dort kreuzt die Radstraße eine Autospur. Als Radler muss man bei hohem Verkehrsaufkommen trotz eigener Vorfahrt oft warten, bis kein Auto mehr kommt.

Gefahrenstelle in der Sumgaitallee. Hier kreuzt die Fahrradstraße die Autospur.  | Foto: Julia Glöckner
  • Gefahrenstelle in der Sumgaitallee. Hier kreuzt die Fahrradstraße die Autospur.
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Weitere Gefahrenstellen

Bei der Radwegkreuzung Sumgaitallee/Heinigstraße sind die Betonpoller häufig auf die Radstraße verschoben, die als Abgrenzung zur Autospur gedacht sind – vermutlich durch Lkw, die die Kurve nicht kriegen. Auf die Radspur verschobene Betonpoller finden sich auch oft im Hemshofkreisel am BASF Tor 1, wo die Carl-Bosch-Straße die Bleistraße kreuzt.

Auf dem Weg von Melm über die Straße Im Zinkig zur Gesamtschule in Oppau sind tagaus tagein Schüler auf einem gefährlichen Schotterstück unterwegs.

Zu den kleinen, machbaren Maßnahmen, mit denen man die Situation zudem attraktiver machen könnte, zählt der ADFC die Freigabe von weiteren Einbahnstraßen, neue Fahrradstraßen und die Tempolimits in Kfz-Straßen. Damit schließe man Lücken im Radnetz und zeige, dass man den Radverkehr gleichberechtigt einordne. Im Austausch mit dem Baudezernat wurde bereits die eine oder andere Einbahnstraße freigegeben.„Familien, in denen jedes Mitglied ein Auto besitzt, verschärfen das Problem des Platzmangels“, sagt der stellvertretende Vorsitzende und geübte Alltagsradler Andreas Ziegle. Parken beanspruche viel des knappen Raums in Ludwigshafen und sei viel zu billig, ergänzt Winkler. Die Vermutung der ADFC-Aktiven: Die Verkehrsplanung in Deutschland ist eher autozentristisch, also vorrangig an Bedarfen von Autofahrern angepasst. Die Prioritäten sollten angesichts von Verkehrswende und der zunehmenden Beliebtheit des Radelns anders aussehen.

Immer mehr Radler in Ludwigshafen

Der Studie „Mobilität in Deutschland“ zufolge benutzt bereits ein Viertel der Menschen in Rheinland-Pfalz mindestens einmal pro Woche das Fahrrad. Der Fahrradanteil an allen zurückgelegten Wegen stieg in den fünf Großstädten seit 2002 von zehn auf 15 Prozent. „Auf den Brücken nach Mannheim bilden sich morgens und abends schon Radlerstaus“, so Ziegle. Angesichts der Förderprogramme von Bund und Ländern ist mit weiterer Zunahme zu rechnen. In Mannheim werden von der Radschule Rhein-Neckar auch Fahrradkurse für Erwachsene angeboten. Deshalb treten immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund in die Pedale, die in ihren Herkunftsländern oft nicht Radfahren gelernt haben.

Schönste Radwege

Radler können vor der Haustür auch Natur erleben, wenn sie grüne Umwege fahren. Die stadtteilverbindenden Routen lohnen sich. Der alte Rheinradweg führt teils durch eine traumhafte Fluss- und Naturlandschaft. Ausgehend von der Lagerhausstraße, führt er am Luitpoldhafen und der Pegeluhr vorbei, über die Hannelore-Kohl-Promenade, entlang der BASF und den Oppauer Seen bis zur A6. Kurios ist das Radwegestück über die A6-Brücke nach Sandhofen, die man zwischen rasant befahrenen Autobahnspuren befährt.

Kurios ist der Radweg zwischen den Autobahnspuren der A6 Richtung Sandhofen.  | Foto: Julia Glöckner
  • Kurios ist der Radweg zwischen den Autobahnspuren der A6 Richtung Sandhofen.
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Eine Alternativroute des Rheinradwegs führt vom Süden kommend den Rehbach entlang nach Rheingönheim, Gartenstadt und Maudach. Von dort aus durchquert man die grüne Auenlandschaft des Maudacher Bruchs und des Brückelgrabens, kommt am Begüten- und Großpartweiher vorbei über Oggersheim nach Oppau.

Durch das gesamte traumhafte Auenwäldchen des Maudacher Bruchs führt ein gut ausgebauter Radweg vom Holzschen Weiher aus am Jägerweiher und am Michaelsberg vorbei bis nach Oggersheim.

Highlights sind auch die Radwege durch den Friedenspark oder am Glockenloch vorbei zwischen Studernheim und Edigheim sowie der Radweg von Rheingönheim zum Kieffschen Weiher am Rhein. jg

Weitere Touren:
https://touren-termine.adfc.de/
https://www.lukom.com/rheinradweg/
https://radtouren.lukom.com/
https://www.lukom.com/radtouren-zur-buga23/
https://www.ludwigshafen.de/lebenswert/stadt-am-rhein/ludwigshafen-entdecken/stadtfuehrungen-gruppenangebote-1
https://ludwigshafen.adfc-rheinland-pfalz.de/radtouren/
https://www.komoot.de/guide/41262/radtouren-in-ludwigshafen-am-rhein

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Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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