Ambulante Palliativversorgung am Hospiz Elias
Selbstbestimmung am Lebensende
Ludwigshafen. Am 1. August 2019 nahm der Stützpunkt für Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung, kurz SAPV, am Ludwigshafener Hospiz Elias seine Arbeit auf. In diesen zwei Jahren hat das Team bereits über 600 schwerstkranke und sterbende Patienten in den eigenen vier Wänden betreut. Um die steigende Patientenzahl optimal zu versorgen, sucht der SAPV-Stützpunkt weitere Palliativmediziner.
Für schwer kranke Menschen gibt es in Ludwigshafen verschiedene Angebote: Neben der Palliativstation im St. Marienkrankenhaus und dem stationären Hospiz Elias kümmert sich auch das ambulante Hospiz um Patienten. Seit über 20 Jahren können sich Kranke und ihre Angehörigen beim Ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst (AHPB) Rat und Unterstützung für die Versorgung zu Hause holen. „Der AHPB ist ein reiner Beratungsdienst“, verdeutlicht Sun Young Yang-Scharf, die am 1. März die Leitung von AHPB und SAPV übernommen hat.
Mit der SAPV hat das ambulante Hospiz sein Angebot deutlich ausgeweitet. Sie hat das Ziel, die Lebensqualität und die Selbstbestimmung schwerstkranker Menschen zu erhalten und zu verbessern und ihnen ein (menschen)würdiges Leben und Sterben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Seit dem 1. Oktober 2020 ergänzt die Palliativmedizinerin Dr. Saskia Stange das neunköpfige SAPV-Team. „Mit der Palliativstation, dem stationären und ambulanten Hospiz und der SAPV können wir die Patienten in unterschiedlichen Krankheitsstadien versorgen und begleiten. Wir kennen den Patienten – und die Patienten kennen uns. Das ist für die Patienten eine Qualitätssteigerung, müssen sie sich doch nicht immer wieder auf neue Menschen einstellen“, fasst Saskia Stange die Vorteile der Rundum-Versorgung zusammen.
An der Palliativmedizin schätzt sie, dass sie deutlich mehr als nur die medizinische Versorgung leistet. „Es ist der ganzheitliche Ansatz einer Medizin, gefordert sind auch psychologische, soziale und spirituelle Themen“, erläutert sie. Dementsprechend kommen auch die Team-Mitglieder aus unterschiedlichen Bereichen. „Unsere Arbeit ist ein gutes Beispiel für gelungenes Diversity-Management“, sagt Sun Young Yang-Scharf. „Mit diesem umfassenden Angebot im Palliativbereich haben wir in der gesamten Vorderpfalz ein Alleinstellungsmerkmal“, betont Hospizleiter Rolf Kieninger. Auch seien das Hospiz Elias und die SAPV gemeinnützig. „Wir dürfen keinen Gewinn machen“, verdeutlicht er. Der Träger der Hospiz- und Palliativangebote ist die gemeinnützige St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH mit Sitz in Ludwigshafen.
Das SAPV Team hat seit dem 1. August 2019 bis heute 602 Patienten palliativmedizinisch und -pflegerisch begleitet. „Wir versorgen die Menschen zwischen einem und mehr als 500 Tagen“, erläutert Sun Young Yang-Scharf die zeitliche Bandbreite der Arbeit. Die Nachfrage ist weiterhin hoch. „Wir suchen dringend einen weiteren Palliativmediziner in Festanstellung und kooperierende Praxen“, wirbt Rolf Kieninger um neue Mitarbeiter. Beim Pflegepersonal sei das ambulante Hospiz derzeit gut aufgestellt.
Die SAPV ist ein ergänzendes Angebot zur hausärztlichen Versorgung: „Wir fangen da an, wo der Hausarzt aufhört, auch nachts und am Wochenende“, sagt Kieninger. Der Hausarzt verordnet die SAPV in der Regel für bis zu 28 Tage. In diesem Zeitraum gelinge es meist, die Patienten optimal einzustellen. Danach übernehmen wieder die Hospizfachkräfte des AHPB die Betreuung – oder der Patient kommt ins stationäre Hospiz. Das Ludwigshafener Team betreut Patienten in Ludwigshafen und den Verbandsgemeinden Maxdorf und Rheinauen. Dies ist eines von 23 Versorgungsgebieten in Rheinland-Pfalz.
Die SAPV ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen für Versicherte, die an einer nicht heilbaren Krankheit und fortschreitenden Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung leiden und einen besonders aufwendigen Versorgungsbedarf aufweisen. Bei der Arbeit der SAPV geht es zum einen um die Symptomkontrolle. Typische Beschwerden schwerkranker Menschen wie Schmerzen, Atemnot, Angstzustände oder Übelkeit sollen gelindert werden. Zum anderen sollen die Patienten und die Angehörigen die Möglichkeit haben, im geschützten Rahmen schwierige Themen anzusprechen.baj/ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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