Theaterpädagogisches Angebot an Schulen
Spielend die Welt verändern
Von Charlotte Basaric-Steinhübl
Ludwigshafen. Um einen respektvollen Umgang miteinander und gewaltfreie Kommunikation ging es beim theaterpädagogischen Angebot „Willkommen im Wir“ des People’s Theater aus Offenbach am Main. Dabei stand Ende Januar für rund 400 Schüler*innen an drei Ludwigshafener Schulen das Thema Gewaltprävention im Mittelpunkt.
Die Corona-Pandemie wirke sich durch die Einschränkungen auch auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern aus. Der Mangel an sozialen Kontakten und weniger Bewegungsaktivitäten erschweren das Erlernen von sozialen Kompetenzen. Einige Kinder reagierten vermehrt aggressiv oder mit Verhaltensängsten und Rückzug, das haben Pädagogen festgestellt.
Um diesen Tendenzen entgegen zu wirken, bot der Rat für Kriminalitätsverhütung der Stadt Ludwigshafen in Zusammenarbeit mit dem People’s Theater das interaktives Gruppentraining unter dem Titel „Willkommen im WIR“ an drei Ludwigshafener Schulen an. Auf spielerische Weise wurde durch das Training das Sozialverhalten und die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen gestärkt. Das Theater machte es möglich, in eine andere Rolle zu schlüpfen und verschiedene Perspektiven zu übernehmen. Damit können die Schüler*innen in einer realen Konfrontation Ungerechtigkeit besser verstehen und gemeinsam nach Handlungsmustern für ein friedlicheres Miteinander suchen.
Die vergessenen Hausaufgaben
Hans hat vergessen, seine Hausaufgaben zu machen. Wenn das der Lehrer erfährt, gibt es einen Eintrag im Klassenbuch und es hat Konsequenzen. Die Klassenkameraden diskutieren - ist es OK, das Klassenbuch verschwinden zu lassen? Oder zu lügen? Was könnte man sonst tun?
Dieser Fall „Hausaufgaben nicht gemacht“ ist einer der Konflikte, die durch Schauspieler*innen des „Peoples Theater“ aus Offenbach im Rahmen ihres Besuchs bei den Schülern der Integrierten Gesamtschule (IGS) Edigheim schauspielerisch dargestellt werden. Am Höhepunkt des Konflikts wird die Vorstellung gestoppt und dann gemeinsam mit den Schüler*innen analysiert. Fakten werden gesammelt, was ist genau passiert? Danach wird auf mögliche Sichtweisen, Gefühle und Wünsche der dargestellten Charaktere eingegangen. Das Problem wird identifiziert und es werden verschiedene Handlungsmöglichkeiten entwickelt.
Im beschriebenen Fall „Hausaufgaben nicht gemacht“ wurde als eine Handlungsmöglichkeit genannt, Hans könnte doch einfach lügen. Nur - ist das gut? Was ist die Folge? „Mit Lügen kommt man nicht weiter“, sagt ein Schüler. „Lügen sind manchmal einfacher“, so ein anderer. Jemand fragt: „Ist das wirklich so?“ und jemand sagt „Zuhause bei mir kommen Lügen immer raus“.
Eine Schülerin der IGS schlüpft in die Rolle der Mitschülerin von Hans und vertritt die Meinung, dass es nicht gut sei, zu lügen. Dass man ihm, wenn es heraus käme, danach nichts mehr glauben würde. Und dass er Angst haben müsse, ob es heraus kommt.
Parallel zur Analyse des Falles, der Diskussion und der Lösungsfindung entsteht dazu ein Tafelbild, mit dessen Hilfe am Ende noch einmal diskutiert wird.
Am Ende entscheiden sich die Freunde, Hans bei den Hausaufgaben zu helfen und die Situation so gemeinsam zu lösen.
Über das People’s Theater
Das People’s Theater aus Offenbach ist Träger des hessischen Präventionspreises und wurde als eines der erfolgversprechendsten sozialen Vereine in Deutschland ausgezeichnet (Bundessieger start social). Das Trainerteam besteht aus jungen Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren.
Das Programm wurde durch die Förderung der Leitstelle Kriminalprävention des Innenministeriums und des Bildungsministeriums Rheinland-Pfalz sowie der Stadt Ludwigshafen und einem Obulus der Schulen finanziert. bas
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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