Tiere des Jahres 2025: Bedrohte Arten finden in der Pfalz geschützte Orte

Moorfrösche im See | Foto: Janusz/stock.adobe.com
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Ludwigshafen/Pfalz. Der Nabu sowie weitere Umweltverbände haben gefährdete und stark bedrohte Arten zu Tieren des Jahres 2025 gekürt. Viele davon finden noch intakte Lebensräume in den Rheinauen oder im Pfälzerwald, wie das große Mausohr, der Aal oder der vom Aussterben bedrohte Moorfrosch.

Aal ist Fisch des Jahres

Aale sind Charakterfische der Pfälzer Rheinauen und viele Rätsel um sie sind noch nicht gelöst. Die Aale wandern ab Oktober die Europäischen Flüsse wie den Rhein hinab bis ins Meer. Von dort ziehen sie 6.000 Kilometer über den Atlantik bis zum Laichgebiet in der Sargassosee bei den Bermudainseln. Wie Zugvögel pausieren und essen sie auf dieser rund 6-monatigen Reise nicht und leben von Fettreserven. Wie sie den Weg dorthin finden, ist wie bei den Vögeln noch nicht endgültig erforscht, es gibt verschiedene Theorien, die sich ausschließen.  

Die Aal-Larven, die dort in der Sargassosee zur Welt kommen, ziehen mit dem Golfstrom zurück zu den Küsten Europas – und als Glasaale die Flüsse hinauf. Sie wachsen bis zum 4. Lebensjahr und werden zu Steig- oder Gelbaalen in den Fließgewässern. Einige bleiben im Meer vor den Küsten. Warum, wissen Forscher bis heute noch nicht.

Doch die Populationen im Rhein gehen wie überall zurück. Der Aal gilt als vom Aussterben bedroht. Staustufen und Wasserkraftwerke werden den Tieren zum Verhängnis. Während Aal- und Fischtreppen den Tieren beim Überwinden der gefährlichen Wehren helfen, bleiben die Turbinen durch ihre Sogwirkung eine Gefahr. Laut SGD Süd fangen Fischervereine in Rheinland-Pfalz Jahr für Jahr Aale in der Mosel ein, um ihnen per Aal-Taxi auf der beschwerlichen Wanderung zu helfen. So müssen sie gefährliche Passagen mit Staustufen und Kraftwerken nicht passieren. Sie werden im Rhein wieder ausgesetzt. Auch die Fischer aus Hessen bringen Aale aus dem Main in den großen Strom, der sie sicher zur Küste bringt. Die Fischerei Kuhn in Karlsruhe fängt im Neckar jedes Jahr große Mengen Aale vor den Staustufen ab und setzt diese im Rhein unterhalb der letzten Schleuse in Iffezheim wieder aus. Wenn es sein muss, können Aale auch größere Strecken über Land zurücklegen, um Hindernisse wie Wehren zu überwinden, allerdings nur in Regennächten.

Die Bestände in Europäischen Flüssen machen heute nur ein bis fünf Prozent der ursprünglichen Bestände um 1950 aus. Als Hauptgründe für den Rückgang gelten die Veränderungen der Meeresströme als Folge der Klimaerwärmung und Wasserkraftwerke. Der Kampf gegen Überschwemmungen macht weitere Wasserverbauungen nötig. Besatzaktionen, Fischtreppen, Aal-Taxis und Schonzeiten helfen, sie zu halten. Während das Angeln der fünf Zentimeter großen Glasaale in Deutschland nicht mehr üblich ist, wird die Delikatesse in Frankreich noch gehandelt. 150 Euro bekommen die Fischer pro Kilo. Allerdings ist auch dort Überfischung nicht das Problem. 

Großes Mausohr

Fledermaus des Jahres ist das große Mausohr, die größte ihrer Art in ganz Europa. Sie erreicht im Flug eine Flügelspannweite von 45 Zentimetern, wiegt aber nur 20 bis 40 Gramm und ist sieben Zentimeter lang. Wer unter dem Dach an seinem Haus eine Mausohrkolonie entdeckt, der wird in kaltem Schauder erstarren. Denn in den Quartieren hängen gleich tausende von Fledermäusen von der Decke. Zur Aufzucht der Jungen schließen sich oft mehrere hundert bis tausende Weibchen zusammen. Lärm durch Sozialrufe, Kot und Urin kann laut Nabu für Hausbesitzer zur Belastung werden. Die Tiere suchen sich jedoch meistens Kirchtürme, alte Scheunen oder Höhlen als Quartiere aus.

Den Kammerjäger zu rufen, ist allerdings nicht ratsam – er darf nichts unternehmen und das kann die Ungnade nicht nur von Umweltschützern nach sich ziehen. Die Tiere sind streng geschützt. Der Nabu, die Städte und die unteren Umweltämter beraten die Gebäudebesitzer, entlasten sie und suchen nach Lösungen. „Zu der genauen Populationsgröße der Großen Mausohren in Rheinland-Pfalz können wir leider keine ganz genauen Angaben machen, da erst im nächsten Jahr das FFH-Monitoring beginnt. Aber wir haben mehrere Wochenstuben in der Größenordnung von 400 bis 3.500 Tieren“, sagt Kerstin Krämer, Sprecherin der Koordinationsstelle Fledermausschutz des Nabu.

Foto: NABU/ Otto Schäfer
Den Dachstuhl von St.Anne nannten zeitweise zirka 3.500 Große Mausohren ihr zuhause. Ehrenamtler reinigen ihn jährlich. Seit Beginn der Sanierung ist der Fledermausschutz auch hier beratend tätig und hilft durch Kommunikation mit dem Bauunternehmen, dem Architekturbüro, dem Denkmalschutz, der oberen Naturschutzbehörde und der Kirchenverwaltung ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Tier zu ermöglichen.  | Foto: Katharina Schritt
  • Den Dachstuhl von St.Anne nannten zeitweise zirka 3.500 Große Mausohren ihr zuhause. Ehrenamtler reinigen ihn jährlich. Seit Beginn der Sanierung ist der Fledermausschutz auch hier beratend tätig und hilft durch Kommunikation mit dem Bauunternehmen, dem Architekturbüro, dem Denkmalschutz, der oberen Naturschutzbehörde und der Kirchenverwaltung ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Tier zu ermöglichen.
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Amphib des Jahres

Der Moorfrosch zog vor 100 Jahren im Frühling durch seine satte hellblaue Farbe und den Balzgesang noch große Aufmerksamkeit auf sich, selbst in der Industriestadt Ludwigshafen, am Rehbach, in Maudach und Neuhofen. Die Rheinauen sind bis heute größtes Verbreitungsgebiet Deutschlands, von Worms im Norden bis Hagenbach im Süden. Allerdings sind die Bestandseinbrüche laut Landesumweltsamt katastrophal, vor allem im Norden der Pfälzer Rheinauen zwischen Ludwigshafen und Speyer. Die Kolonien bei LU und südlich der A65 bei Wörth sind kurz vor dem Erlöschen. Kleine Kolonien finden sich auch an Seen westlich von Kaiserslautern. 

Moorfrösche bevorzugen hohe Grundwasserspiegel. Die vielen Dürrejahre trocknen die Rheinauen aus, die mit ihren Bach- und Flussauen ideale Lebensräume sind. Nur in regenreichen Frühjahren wandern die Tiere zu ihren Geburtsorten, um dort auf Brautschau zu gehen. Bleibt der Regen aus, gibt es auch keine Wanderung. Hinzu kommen Nitrate und Phosphate aus Düngung im Grundwasser, Gifte und Mikroplastik. In Rheinland-Pfalz sind die Tiere stark gefährdet und streng geschützt.

Nach der geplanten Wiedervernässung des Maudacher Bruchs könnte der Moorfrosch zurück nach Ludwigshafen kommen, wie es auch mit der Wiedervernässung des Bienwalds gelang. Die GNOR legt seit Jahren im Land Gewässer wieder neu an und vernetzt Biotope, etwa in der der Speyerbachaue, was den Beständen zugutekommt.

Weitere gekürte Tiere

Der Hausrotschwanz wurde bei der fünften öffentlichen Wahl im Oktober 2024 zum „Vogel des Jahres 2025“ gewählt. Laut Roter Liste „Brutvögel“ Rheinland-Pfalz ist der Bestand 80.000 bis 100.000 Paare. Damit ist der nicht gefährdet. Ursprünglich ist der Hausrotschwanz ein Felsenbrüter und war früher eher im Pfälzerwald anzutreffen. Heute brütet er vor allem in Siedlungen. Mit seinem Wahlslogan „Mut zur Lüge!“ macht der Nabu darauf aufmerksam, dass es durch Haussanierungen immer schwerer für Gebäudebrüter wird, geeignete Nistmöglichkeiten zu finden. In Rheinland-Pfalz gibt es noch vereinzelt Brutvorkommen in Mittelgebirgen, etwa in der Eifel, an Felsformationen in Flusstälern oder in Steinbrüchen. Laut Nabu ist der Insektenfresser Hausrotschwanz vom Insektenrückgang durch Landwirtschaft und naturferne Gärten stark betroffen.

Dank seiner Schönheit sowie seiner relativen Seltenheit war er schon immer der Liebling der Schmetterlingskundler und der Sammler. Heute gilt der Mosel-Apollo als Inbegriff einer gefährdeten Art schlechthin. Wildtier des Jahres ist außerdem der Alpenschneehase, den es in Deutschland nur in den Alpen gibt. jg

Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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