Studie der Staatsphilharmonie
Warum ist die Klassikszene nicht divers?
Ludwigshafen. Das Orchester der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ist international besetzt, repräsentiert jedoch nicht die Bevölkerungsstruktur seines Hauptsitzes, der Stadt Ludwigshafen. Menschen mit familiärer Herkunftsgeschichte aus der Türkei sowie dem geografischen Gebiet des Nahen und Mittleren Ostens stellen hier die größten außereuropäischen Minderheiten dar. Warum sie nicht bei der Staatsphilharmonie vertreten sind, treibt André Uelner, Agent für Diversitätsentwicklung, um.
Fehlende Repräsentanz ist ein allgemeines Phänomen: Unter 129 Berufsorchestern in öffentlicher Förderung mit 9.766 Planstellen in Deutschland konnte Uelner nach seiner Recherche lediglich 62 Musiker*innen mit Wurzeln aus der Türkei oder einem Land des Nahen oder Mittleren Ostens in Festanstellung identifizieren. In einer qualitativen Studie wurden nun insgesamt zehn dieser Personen zu folgenden Themenschwerpunkten befragt: Woher kommen sie? Wie sind sie in ihr jetziges Orchester gelangt? Wie geht es ihnen dort? In welches Verhältnis setzen sie ihr Tun zur Gesellschaft im Allgemeinen und zu Menschen mit ähnlicher Herkunftsgeschichte im Speziellen? Welche Bedeutung messen sie der Nachwuchsförderung von in Deutschland geborenen Kindern mit Migrationsgeschichte bei?
Durch die Befragung soll ein fundiertes Verständnis für individuelle und persönliche Situationen, Erfahrungen und Biografien aus der genannten Zielgruppe erlangt werden, um konkrete Handlungsstrategien für die Institution abzuleiten. Dabei geht es um Personalentwicklung, Nachwuchsförderung, Bewerbungsverfahren und Programmgestaltung, aber auch um die bildungspolitische Positionierung und das Erreichen diverser Publika.
Da bislang kaum Studien zur Untersuchungsthematik vorliegen, handelt es sich bei dieser Befragung um eine Pilotstudie.
Methodisch folgt die Studie einem qualitativen Vorgehen mit Einzelfallstudien. Die Studie erhebt keinen allgemeingültigen Anspruch für die Orchesterszene, sondern bezieht sich allein auf die Situation des Orchesters. Gleichzeitig kann sie anderen Orchestern dazu dienen, eigene Erkenntnisse abzuleiten. Die Studie kann unter https://www.staatsphilharmonie.de/de/wie-divers-sind-orchester abgerufen werden. ps/bas
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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