Pfarrerin Susanne Seinsoth wechselt in Ruhestand
„Wenn mich jemand gebraucht hat, war ich da“

Susanne Seinsoth | Foto:  Foto-Schnorr & Gudi KG
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Mehr als 26 Jahre lang hat Pfarrerin Susanne Seinsoth in Ludwigshafen-Oppau gewirkt, Vertrauen aufgebaut und den Menschen beigestanden. Jetzt wechselt die 66-Jährige Ende September in den Ruhestand. Am 6. Oktober wird sie von Dekan Paul Metzger offiziell verabschiedet (14 Uhr, Auferstehungskirche Ludwigshafen-Oppau, Kirchenstraße 1).

„Ich liebe meinen Beruf, er ist meine Berufung“, betont Susanne Seinsoth. In Oppau konnte sie das Pfarramt so ausfüllen, wie sie es sich wünschte: „Mein Bild vom Pfarrberuf ist, mit den Menschen um mich herum zu leben, an ihren Nöten und Sorgen teilzuhaben und für sie da zu sein.“ Seit 1998 war sie Pfarrerin in dem Stadtteil. In dieser langen Zeit ist Vertrauen gewachsen, was sie sehr schätze, sagt sie. Sprechzeiten gab es bei ihr nicht. „Wenn mich jemand gebraucht hat, konnte man mich anrufen und ich war da.“

Über Umwege die richtige Richtung gefunden

Dabei dauerte es eine Weile, bis Susanne Seinsoth zu ihrer Berufung fand. Zwar kam sie 1958 in Saarbrücken in einem christlich geprägten Elternhaus auf die Welt. „Aber ich war ganz weit weg vom Glauben“, blickt sie zurück. Erst in der Oberstufe weckte ein Religionslehrer ihr Interesse an Gott und der Kirche.

Nach dem Abitur steuerte Susanne Seinsoth zunächst in eine andere Richtung: Sie studierte vier Semester Jura. Doch ihr gefiel nicht, wie das Recht die Menschen sieht. Sie brach das Studium ab und schnupperte ein halbes Jahr lang in verschiedene Studiengänge hinein. „Dann kam ich aus einer theologischen Vorlesung und wusste, das ist es.“

Sie studierte Evangelische Theologie in Saarbrücken, Mainz und Heidelberg. Gleichzeitig absolvierte sie Praktika, um Erfahrungen in der Praxis zu sammeln und um Menschen zu unterstützen. Sehr geprägt hat sie die Arbeit bei der Suchthilfe. Bis heute hat sie großen Respekt sowohl vor den Mitarbeitern als auch vor den Erkrankten, die erfolgreich gegen ihre Sucht gekämpft haben. „Es ist verdammt schwer und eine große Leistung, eine Alkoholabhängigkeit zu überwinden und trocken zu bleiben“, weiß sie.

Skeptisch gekommen, aber ein Zuhause gefunden

Das Vikariat – der praktische Teil der Ausbildung zur Pfarrerin – führte Susanne Seinsoth nach Albersweiler an der Südlichen Weinstraße. Anschließend war sie als junge Pfarrerin in Frankenthal tätig, dann in der Kirchengemeinde Heuchelheim-Niedesheim. Der damalige Personalchef der Landeskirche empfahl ihr eine Pfarrstelle in Ludwigshafen. So ging sie als 40-Jährige sehr skeptisch in die Großstadt am Rhein. Doch mit dem dörflich geprägten Oppau wurde sie sehr schnell warm, mit ihrer damaligen Kollegin Ute Friedberg stimmte die Chemie.

Die Zeit in Oppau war nicht nur vom engen Kontakt zu den Menschen geprägt, sondern auch von herausfordernden und schwierigen Situationen. Nicht gern erinnert sich Susanne Seinsoth an einen ausländerfeindlichen Übergriff, bei dem ein Mädchen schwere Brandverletzungen erlitt. Veränderungen in der Kirche betrafen auch sie: die Management-Aufgaben in der Gemeinde wuchsen, aus zwei Pfarrstellen in der Gemeinde wurde eine, dafür wurde die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden enger. „Es war immer viel zu tun“, sagt die Pfarrerin lachend.

Viel tun möchte sie auch im Ruhestand. Zunächst steht der Umzug aus dem Pfarrhaus in eine Wohnung an. Danach will sie sich mehr mit digitalen Medien beschäftigen und Italienisch lernen. „Und wenn ich ganz viel Lust und Laune habe, möchte ich Geschichte studieren“, verrät sie einen lang gehegten Wunsch.

Pfarramt wartet auf Neubesetzung

Die Pfarrstelle in Oppau ist ausgeschrieben, bislang hat sich niemand darauf beworben. Nicht nur dieses Pfarramt, sondern etliche innerhalb der pfälzischen Landeskirche warten auf Neubesetzungen. Aber die Zahl der Pfarrerinnen und Pfarrer geht zurück. Deshalb rechnet Dekan Paul Metzger nicht damit, dass die Stelle im Ludwigshafens Norden gleich wieder besetzt wird. „Doch wir sind natürlich optimistisch“, sagt er. In die Lücke springt Ulf Erxleben. Er ist zwar kein Pfarrer, aber kann als ordinierter Prädikant alle pfarramtlichen Aufgaben ausführen. Er verstärkt das Ludwigshafener Team seit Anfang September.

Weniger Kirchenmitglieder, weniger Einnahmen, weniger Pfarr-Personal, mehr Veränderungen: Die Herausforderungen für die Kirche brechen nicht ab. „Ich wünsche ihr, dass sich trotz aller Einsparungen genügend Hauptamtliche und Ehrenamtliche finden, um die frohe Botschaft weiterzutragen, damit das Christentum in Ludwigshafen weiterhin gehört wird“, sagt Susanne Seinsoth. „Ich wünsche der Protestantischen Kirche Kreativität und Mut für neue Wege und das Wichtigste: Gottes Segen.“

Termin

Susanne Seinsoth wird am Sonntag, 6. Oktober, 14 Uhr, in der Auferstehungskirche in Ludwigshafen-Oppau (Kirchenstraße 1) offiziell von Dekan Paul Metzger verabschiedet. Anschließend lädt das Presbyterium zu einem kleinen Empfang ein.

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Autor:

Yvette Wagner aus Ludwigshafen

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