Corona-Pandemie darf Ausbildung nicht ausbremsen
12.000 Ausbildungsplätze frei
Rheinland-Pfalz. In der Corona-Pandemie scheuen manche Betriebe, junge Menschen auszubilden und die fehlenden Ausbildungsmessen machen es Unternehmen wie den jungen Menschen schwierig zueinander zu kommen. „Die Corona-Pandemie darf die duale Ausbildung nicht ausbremsen“, forderte Ministerpräsidentin Malu Dreyer nach einer Sitzung des Ovalen Tischs mit Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie den Fachministern in der Staatskanzlei. Die duale Ausbildung sei für junge Menschen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein spannender und erfolgversprechender Einstieg in das Berufsleben und für viele Unternehmen ein hervorragender Weg der Fachkräftesicherung. Insgesamt sind in Rheinland-Pfalz derzeit mehr als 12.000 Ausbildungsangebote noch verfügbar, auch in Branchen, die von der Pandemie nicht negativ betroffen sind. "Die Aussichten, einen Ausbildungsplatz und im Anschluss auch eine Anstellung zu finden sind also sehr gut“, sagte die Ministerpräsidentin.
„Um die Ausbildung unbeschadet der Krise fortführen zu können, haben wir in Rheinland-Pfalz sehr früh die überbetrieblichen Ausbildungsstätten wieder geöffnet", sagte Wirtschaftsminister Volker Wissing. Das sei wichtig gewesen, auch um die Betriebe zu entlasten. So konnten die Jugendlichen ihre praktischen Ausbildungsinhalte trotz Homeoffice oder Schließung mancher Betriebe weiterhin erlernen. „Ich begrüße, dass auch die Bundesregierung die duale Ausbildung stärken möchte und sich dabei an Rheinland-Pfalz orientiert“, so Wissing. So habe Rheinland-Pfalz bereits seit längerem ein Förderprogramm für Betriebe, die Auszubildende aus insolventen Unternehmen übernehmen. Aus Landesmitteln erhalten Betriebe einen nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 2.500 Euro, der sicherstellen soll, dass Auszubildende die Ausbildung in einem neuen Betrieb fortsetzen und abschließen können.
Wirksame Instrumente für sichere Ausbildungsplätze
Diese Zuschussregelung sieht auch der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Rheinland-Pfalz, Dietmar Muscheid, positiv. „Wir begrüßen, dass die Bundesregierung der Forderung der Gewerkschaften nach einer Übernahmeprämie für Auszubildende aus Insolvenzbetrieben auch auf Bundesebene nachgekommen ist", sagte der Gewerkschafter. Auch die Auftrags- und Verbundausbildung sowie die Ausbildungsprämie könnten wirksame Instrumente sein, um einen Rückgang der angebotenen Ausbildungsplätze abzufedern, der durch die wirtschaftlichen Folgen der Krise zu erwarten ist. Erfreulich sei, dass der besondere Schutz von Auszubildenden nicht ausgehebelt wurde und Kurzarbeit erst nach sechs Wochen für sie angemeldet werden kann, so der Arbeitnehmervertreter. Insgesamt habe die Bundesregierung mit den Maßnahmen zur Stärkung der Ausbildung ein ordentliches Paket geschnürt. "Jetzt kommt es darauf an, möglichst viele Ausbildungsinteressierte auch in Ausbildung zu bringen“, sagte Muscheid.
Hier sieht der Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz, Gerhard F. Braun, durchaus Nachholbedarf. "Die Unternehmen betrachten mit Sorge, dass sich aktuell weniger Jugendliche für eine Ausbildung interessieren", sagte Braun. Um die freien Stellen noch besetzen zu können, sollte die Berufsorientierung schnellstmöglich wieder hochgefahren werden - auch während der Sommerferien. "Außerdem müssen wir alle gemeinsam für die duale Ausbildung werben und bei Eltern und Jugendlichen wieder Vertrauen schaffen. Denn die duale Ausbildung ist für die jungen Menschen und für die Unternehmen selbst eine wichtige Investition in die Zukunft", sagte Braun.
Zahlreiche Beratungsmöglichkeiten
„Auszubildende und Ausbildungsinteressierte können sich auch in Pandemie-Zeiten auf die berufsbildenden Schulen verlassen“, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig. „In den Bildungsgängen, die auf eine Ausbildung vorbereiten, werden wir die ohnehin fest verankerte Berufsorientierung noch verstärken. Die Berufs- und Studienorientierung an den allgemeinbildenden Schulen haben wir ebenfalls an die besondere Situation angepasst. Ich ermutige die Schülerinnen und Schüler, sich weiterhin mit ihrer beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen und die zahlreichen Informations- und Beratungsangebote zu nutzen“, so Hubig.
„In den letzten Wochen waren unsere Beratungsfachkräfte unverändert für die jungen Menschen da", sagte Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit. Per Mail oder Telefon konnten und werden auch künftig Fragen besprochen und Beratungen durchgeführt. Gespräche werden auch wieder in den Schulen stattfinden. Zudem unterstützt ein breit gefächertes Online-Angebot die Jugendlichen bei der Berufs- und Studienwahl. "Ich ermutige noch unschlüssige junge Frauen und Männer auch die Sommerferien zu nutzen und Kontakt zu unseren Berufsberaterinnen und -beratern aufzunehmen, um einen passenden Ausbildungsplatz zu finden“, so Schulz.
„Die Auszubildenden von heute sind unsere Fachkräfte von morgen“, sagte Arbeitsstaatssekretär Alexander Wilhelm, "wir werden deshalb unsere Beratungsangebote zur Abbruchvermeidung fortsetzen und so einen Beitrag zur Stabilisierung von Ausbildung leisten. Gleichzeitig werde das Arbeitsministerium bei Bedarf seine Angebote ausweiten und anpassen, wenn mehr junge Menschen Unterstützung beim Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf benötigen. Dabei könne das Haus auf die Maßnahmen aufbauen, die sich im Rahmen der Fachkräftestrategie zum Beispiel zur Sicherung des Nachwuchses bewährt haben. "Ich freue mich, dass hier die Partner am Ovalen Tisch wieder einmal alle an einem Strang ziehen“, sagte der Staatssekretär. rk/ps
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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