Dubiose Geldanlagen im Internet: Woran ein Schneeballsystem erkannt werden kann
Ratgeber. Fabelhafte Gewinnversprechen für geringe Einzahlungen: Schneeballsysteme funktionieren, indem immer mehr Menschen ihr Geld dazugeben. Stockt aber das System, brechen die illegalen Geschäfte zusammen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Schneeballsysteme sind illegal, im Internet wird aber immer wieder auf diese Art mit vermeintlich hohen Gewinnen geworben.
- Meist geht ihnen schnell die Puste aus - und Geld verdient haben dann nur wenige.
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz gibt Anhaltspunkte, wie die verbotene Masche zu erkennen sind.
Was ist ein Schneeballsystem?
Als Schneeballsystem oder Pyramidensystem werden Geschäftsmodelle bezeichnet, die eine ständig wachsende Anzahl an Teilnehmern brauchen, um zu funktionieren. Für die bekommt man ein "Kopfgeld", analog einem den Hang hinab rollenden und dabei stetig anwachsenden Schneeball.
Gewinne für Teilnehmer entstehen beinahe ausschließlich dadurch, dass sie neue Teilnehmer werben, die wiederum Geld investieren, ohne jegliche Dienstleistung oder ein Produkt zu erhalten. Eine rasante Verbreitung bringt wie ein Strohfeuer Geld ins System. Es ist aber auch genauso schnell wieder raus aus diesem System. Das Wachstum an Neumitgliedern kann gar nicht lange anhalten.
Welche Risiken bergen Schneeballsysteme?
Auf längere Zeit sind Schnellballsysteme aber gar nicht angelegt. Wirklich profitieren können nur diejenigen, die das Ganze losgetreten haben und Beteiligungen kassieren. Alle anderen verlieren wahrscheinlich sogar ihren Einsatz.
Verbraucher:innen beschwerten sich bereits 2018 über Anbieter, die mit Geschäften zu Kryptowährungen in dubiose Investitionen locken. Auch hinter solchen Angeboten könnten sich Schneeballsysteme verbergen.
Für jeden neuen Teilnehmer lockt ein "Kopfgeld"
Recherchen des Marktwächterteams aus dem Jahr 2018 ergaben außerdem, dass bei Facebook ein Like unter einem Beitrag genügte, um direkt vom Anbieter kontaktiert zu werden. Über den Facebook-Messenger wiederum wurden zum Beispiel Handynummern ausgetauscht, die Zutritt zu WhatsApp-Gruppen verschaffen. Die Marktwächter-Experten der Verbraucherzentrale Hessen warnten deshalb schon 2018 vor betrügerischen Angeboten, die sich online als simple, seriöse und renditestarke Geldanlage präsentieren.
Auch über Dating-Portale werden Verbraucher:innen in riskante Investitionen gelockt. So ist den Verbraucherzentralen ein Fall bekannt, in dem eine Frau versuchte, einen Mann, den sie über Tinder und Telegram kennengelernt hatte, zu überreden, in digitales Gold zu investieren. Dafür musste der Mann einer Telegram-Gruppe beitreten und der Frau Geld schicken. Als er sich weigerte, wurde er aus der Gruppe entfernt.
Ihre Erfahrungen sind wichtig!
Für die Marktbeobachtung aus Verbrauchersicht können Ihre Erfahrungen sehr wertvoll sein: Schwierigkeiten mit Unternehmen, Anbietern oder Produkten können im kostenlosen Beschwerdeformular der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz eingetragen werden.
Schneeballsysteme sind illegal
Aufbau und Betrieb eines Schneeballsystems sind in Deutschland verboten (§ 16 Abs. 2 UWG). Das heißt aber nicht, dass man investiertes Geld ohne weiteres zurückbekommen kann. Sitzen die Verantwortlichen etwa im Ausland oder ist die Betreibergesellschaft insolvent, kann es sehr schwierig werden, den Schaden ersetzt zu bekommen.
So erkennt man Schneeballsysteme
Von außen sollen Schneeballsysteme seriös aussehen. Die Initiatoren werden oft verschleiert. Außerdem bleibt unklar, in welchem Stadium sich das jeweilige System gerade befindet. Da die Zahl der Teilnehmer exponentiell steigen müsste, ist der Kollaps jedenfalls zwangsläufig. Wie also lässt sich erkennen, wo man kein Geld investieren sollte?
Misstrauen gegenüber vermeintlich genialen Geschäftsideen, die sich schnell erklären lassen, sind angebracht und ratsam. Vom Sofa aus lässt sich Geld nicht einfach am Handy vermehren, indem andere Menschen zum Mitmachen überredet werden.
Meist soll mit relativ geringen Beträgen eingestiegen werden - wenige Hundert Euro klingen nach einem überschaubaren Risiko.
Schneeballsysteme sind immer darauf ausgelegt, dass die Zahl der Teilnehmer stark steigen soll. Es wird dazu gedrängt, viele neue Mitglieder anzuwerben, für die dann jeweils "Kopfgeld" ausgezahlt werden soll.
Typisch: Eine Provision geht immer an den Initiator. Damit ist er am Ende der einzige echte Gewinner. Oft ist gar nicht zu erkennen, wofür das Geld verwendet wird – dann sollte man besonders vorsichtig sein.
Es sollen oft verschiedene Ebenen oder Positionen erreicht werden können, nach denen sich der Gewinn richtet. Einziger Zweck: Das Bemühen, immer mehr Menschen und deren Geld mit hineinzuziehen. red
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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