Änderung der Kastenstandshaltung auch in der Pfalz
Mehr Tiergerechtigkeit
Rheinland-Pfalz. „Es ist kein Wunder, dass die Tierschützerinnen und Tierschützer beim Thema Kastenstand auf die Barrikaden gegangen sind. Der Vorschlag von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner war absolut inakzeptabel: Lange Übergangsfristen für einige Verbesserungen und sogar rechtliche Verschlechterungen waren vorgesehen. Wir haben in den Verhandlungen mit den Ländern jetzt eine Neuorientierung in der Sauenhaltung erreicht. Die lange Fixierung der Tiere, rund 160 Tage im Jahr, ist bei der heutigen Standard-Haltung das relevanteste Tierschutz-Problem. Jetzt wird die Haltung in den Kastenständen grundsätzlich abgeschafft und eine Fixierung nur in den „Abferkelbuchten„ für fünf Tage pro Wurf zum Schutz der Ferkel gestattet. Das ist ein enormer Fortschritt für den Tierschutz“, so die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken anlässlich der heutigen Bundesratssitzung.
Eine Ablehnung dieser Verbesserungen würde, so Höfken, einzig zu der Umsetzung des Magdeburger Urteils führen, das heißt nur zur Ermöglichung des Ausstreckens der Gliedmaßen. Aber das wäre, so die Umweltministerin, nur eine Fortführung der langen Aufenthaltsdauer im Kasten mit ein bisschen mehr Platz, dafür aber im Abstand der Sauen zueinander und würde damit diese tierschutzwidrige Haltungsform noch weiter zementieren.
Höfken sagt: „Ich danke allen Tierschützerinnen und Tierschützern für Ihr Engagement. Aber eine Verschlechterung des Tierschutzes durch Verhinderung besserer Gesetze kann ich nicht verantworten und wir haben uns deswegen für diese neue gesetzliche Grundlage eingesetzt. Ich freue mich, dass dies jetzt auch viele Tierschutz-Organisationen unterstützen.“
Die Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung ist ein wichtiger Baustein hin zu mehr Tierschutz für die Sauen und bedeutet mehr Rechts- und Investitionssicherheit für Tierhalter. Die Sauen haben künftig viel mehr Bewegungsfreiheit. Konkret bedeutet das: Im Deckzentrum ist die Kastenstandhaltung fortan verboten, es besteht eine Übergangsfrist von acht Jahren, um den Landwirten die Möglichkeit zu geben, ihre Ställe entsprechend umzurüsten. Für Betriebe, die nicht um- oder neu bauen werden und damit nichts an den Haltungsbedingungen ändern, ist nach fünf Jahren für die Sauenhaltung Schluss. Im Abferkelbereich dürfen Sauen ab sofort maximal fünf Tage zum Schutz der Ferkel fixiert werden. Zuvor war es üblich, die Sauen über die gesamte Säugezeit im Kastenstand zu fixieren. Zudem bekommen nur die Betriebe die finanzielle Förderung, die schneller als die Übergangszeit dauert, ihre Ställe auf tiergerechtere Haltung umbauen.
Höfken sagte: „Wir haben erreicht, dass Schweine in Zukunft, also nach den Übergangszeiten, fast ausschließlich in der Gruppe gehalten werden müssen. Damit hat der Kastenstand in Deutschland keine Zukunft mehr. Die Kastenstände im Deckzentrum müssen innerhalb von acht Jahren verschwinden. Zugleich werden die Betriebe bei diesem Umbau unterstützt, damit hat die regionale Schweinehaltung eine Zukunft in Deutschland. Das vorgesehene Geld aus dem Konjunkturprogramm wird effektiv für den Umbau zur Gruppenhaltung genutzt.“ Die Debatte um die Kastenstandshaltung dauerte fünf Jahre an. 2015 erfolgte das sogenannte Magdeburger Kastenstandsurteil, das 2016 vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt wurde. Seit Jahren fordert das Land Rheinland-Pfalz Verbesserungen in der Nutztierhaltung.
Höfken wies in ihrer Bundesratsrede daraufhin, dass neben der Änderung zu den Vorschriften der Kastenstandshaltung weitere Schritte zum Tierschutz nötig sind. „Aus Sicht des Tierschutzes fehlen immer noch wichtige Aspekte, wie beispielsweise der Ausstieg aus der ganzjährigen Anbindehaltung von Rindern, verbindliche Haltungsanforderungen für Puten oder auch Elterntiere von Legehennen und Masthähnchen. Deswegen begrüßen wir hier die Ankündigung der Bundesregierung, bald weitere Veränderungen vorzulegen“, so Höfken.
Die Umweltministerin wies ferner darauf hin, dass der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik bereits 2015 aufgezeigt habe, dass die landwirtschaftliche Tierhaltung umgebaut werden müsse, um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden und zukunftsfähig zu sein. Auch das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung habe, so Höfken, zu Anfang des Jahres ganz konkrete Maßnahmenvorschläge zusammengestellt, um die Verbesserung der Nutztierhaltung nachhaltig umzusetzen. Nötig sind faire Preise für alle Akteure der Kette: vom Erzeuger bis zu den Arbeitnehmern im Schlachtbereich oder im Handwerk. Zudem braucht es Unterstützung regionaler Schlachtstätten – auch zur Vermeidung von Tiertransporten – und entsprechende Finanzierungsinstrumente, wie sie die Borchert Kommission vorgeschlagen hat. ps
Weitere Informationen:
Weitere Informationen gibt es unter www.mueef.rlp.de
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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