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Übergabe von „Schüttelpuppe“ für die Geburtshilfe
Ludwigshafen. Am 1. Juli fand in der Geburtshilfe des St. Marienkrankenhauses die feierliche Übergabe der von der Rhein-Galerie gespendeten „Schüttelpuppe“ statt. Die Puppe soll Leben von Neugeborenen retten. Es fanden sich etliche interessierte Medienvertreterinnen (auch SWR aktuell) und in die Geburtshilfe involvierte Krankenhaus-Mitarbeitende ein.
Was der Rhein-Galerie-Manager Patrick Steidl mitbrachte war eine ganz besondere Puppe, die einem Neugeborenen sehr ähnelte, sowohl durch das fast 5 kg schwere Gewicht als auch von der Größe her. Nur dass dieses Baby auf Knopfdruck und Schüttelbewegungen reagiert (die Gebrauchsanweisung muss vom Team allerdings noch näher studiert werden) und das Hirn im durchsichtigen Kopf bei zu starkem Schütteln aufleuchtete. Aber was wie ein Spielzeug anmutet, ist im wahren Leben lebensnotwendig, damit Eltern wissen, dass dieses Schütteln ein absolutes „no go“ ist. In dem kleinen Körper verbirgt sich jede Menge Technik. Mit der Puppe kann auch lautes Weinen und sich steigerndes Schreien eines realen Babys nachempfunden werden. Dadurch werden Situationen simuliert, die junge Eltern zur Verzweiflung bringen und starkem Stress aussetzen. Die neue „Kollegin“ soll zukünftig bei Einsätzen der Familienhebammen, Kreißsaalführungen und Kursen in der Elternschule des St. Marienkrankenhauses zum Einsatz kommen. Mit der Schüttelpuppe übergab Patrick Steidl eine Patenschaftsurkunde.
Der Chefarzt der Kinderklinik Dr. med. Ulrich Merz gab einen kleinen Einblick zum „Schütteleffekt“. Die ersten vier bis acht Wochen erlebe das Neugeborene vielfältige Reize, das Hirn muss sich entwickeln, hat Regulationsstörungen, muss alles in sich aufnehmen und verarbeiten, denn schließlich war es 9 Monate lang geschützt im Bauch der Mutter. Er rät den Eltern den Kleinen möglichst früh einen geregelten Lebensrhythmus zu geben, Rituale einzuführen wie gleiche Schlafenszeit, denn das Kind braucht das zur Sicherheit. Wenn es die neue Situation nicht kennt, kann es sie nicht verarbeiten und schreit dann. Das geht manchmal so weit, dass die Eltern verzweifelt sagen „Ich kann nicht mehr!“ Dann ist es an der Zeit, sich Hilfe zu suchen, Entlastung zu schaffen, das Kind einmal Freunden oder bei Eltern „abgeben“, damit man selbst zur Ruhe kommt.
Kinder können nach einem Schütteltrauma, hervorgerufen wenn der kleine Kopf vor- und zurückschlägt, sterben. Das halten die Gefäße und Nerven nicht aus, es kommt zu Einrissen in den Blutgefäßen und zu einem Erguss, was evtl. zu Langzeitschäden mit bleibenden schwersten langzeitlichen Behinderungen führt. Bereits in der Schwangerschaft kann man Kurse besuchen und sich darüber informieren.
Nach offiziellen Schätzungen sterben in Deutschland jährlich etwa 100 Kinder daran. Die Rhein-Galerie setzt sich für die Sicherheit von Neugeborenen ein, denn es gibt immer wieder Meldungen, dass ein Neugeborenes oder junge Säuglinge durch Schütteln zu Tode gekommen sind und oft mit Gehirnschädigungen schwerbehindert sein werden. Dabei sind sich die jungen Eltern nicht bewusst, welche Auswirkungen bereits von ihnen als nicht so schlimm empfundene Schüttelbewegungen für die Kleinsten haben.
Im Rahmen der bundesweiten #SchüttelMichNicht-Kampagne hat die Rhein-Galerie Ludwigshafen die Patenschaft für eine Schüttelpuppe im Wert von rund 2.000 Euro für die Geburtshilfe des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus übernommen. Der Center-Manager Patrick Steidl kam mit dieser Puppe und übergab sie feierlich in die Hände der Ärzte und Hebammen. „Die Rhein-Galerie freut sich sehr, die Patenschaft für dieses wichtige Projekt zu übernehmen und wünscht der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe hier in Ludwigshafen viel Erfolg bei der Umsetzung der mit der Schüttelpuppe geplanten Präventions-Schulungen für werdende Eltern“, so Patrick Steidl. „Als Teil der „#SchüttelMichNicht“-Initiative möchten wir einen aktiven Beitrag zur Prävention und Aufklärung über dieses wichtige Thema leisten. Ganz konkret übernehmen bei dieser Aktion unsere Shopping-Center eine Patenschaft für eine Schüttelpuppe und unterstützen so zielgerichtet eine lokale Geburtsklinik vor Ort“, ergänzt Ulrich Schmitz, Director Center Operations bei der ECE Marketplaces (nicht vor Ort).
„Andauerndes Schreien ihres Kindes ist für junge Eltern schwer auszuhalten. Der damit verbundene Stress kann zu Schüttelreaktionen mit schlimmen Auswirkungen führen. Die Schüttelpuppe wird unsere Aufklärungsarbeit wesentlich unterstützen, denn sie kann Eltern eindrücklich für Stress- und Überforderungssituationen sensibilisieren und zeigt zusätzlich die Konsequenz ihres Handelns auf“, freut sich der Chefarzt der Geburtshilfe Dr. med. Thomas Reichel. Die Schüttelpuppe sorgt bei allen, die sie einmal im Arm gehalten haben, für nachhaltige Eindrücke, auch weil die mögliche Schädigung des Gehirns angezeigt wird. So können Eltern sich selbst von der Auswirkung der Schüttelbewegungen überzeugen.
#SchüttelMichNicht ist ein Kooperationsprojekt der Klinik für Geburtsmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin mit dem German Council of Shopping Places. Bei der deutschlandweiten Aktion werden durch rund 100 Shopping-Center Schüttelpuppen-Patenschaften im Wert von über 200.000 Euro für Geburtskliniken übernommen. Ziel ist es, durch Aufklärung zur Prävention des Schütteltraumas bei Neugeborenen und jungen Säuglingen beizutragen, das die häufigste Form der Misshandlung im Säuglingsalter darstellt und oft zu schweren oder gar tödlichen Gehirnschädigungen führt. Intention ist das Erreichen von mehr Elternkompetenz und damit verbunden mehr Schutz für Kinder. #SchüttelMichNicht ist damit ein wichtiges Präventionsprojekt zur Unterstützung des gesunden Aufwachsens von Kindern, so die Verantwortlichen.
Nähere Informationen: https://www.st-marienkrankenhaus.de/aktuelles/detail-news/2024/7/1/puppe-soll-leben-von-neugeborenen-retten
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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