Haus der Nachhaltigkeit gibt Tipps zur Fastenzeit
Veränderung statt Verzicht
Nachhaltigkeit. Klimaschutz ist unmittelbarer Waldschutz und damit eine Investition in die Zukunft. Das Haus der Nachhaltigkeit gibt für die Fastenzeit Anregungen zu einem klimafreundlicheren Lebensstil. Wie dies tatsächlich gelingen kann, hat die Umweltpsychologie erforscht.
Herausforderung nachhaltiger Lebensstil
Viele Religionen und Weltanschauungen kennen Fastentage. In den christlichen Kirchen sind die 40 Tage ab Aschermittwoch die Fasten- oder auch Passionszeit. In diesem Zeitraum bereiten sich die Gläubigen unter anderem durch eine individuelle Form des Opferns auf Ostern vor, verändern ihren Lebensstil. Besonders bekannt ist der Verzicht auf Süßigkeiten oder auf Alkohol. In den letzten Jahren machten aber immer mehr moderne Formen der „Entsagung“, wie Plastik-Fasten oder Auto-Fasten von sich Reden. Das Haus der Nachhaltigkeit regt aus Anlass der Fasten- beziehungsweise Passionszeit mit Impulsen dazu an, den persönlichen Lebensstil zu hinterfragen und zu verändern, um das Klima und damit den Wald besser zu schützen.
Die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung
Um wirklich relevante Ansatzpunkte zu identifizieren, haben sich die Mitarbeiter des Johanniskreuzer Infozentrums an einigen zentralen Aussagen und Herausforderungen der 17 SDGs (sustainable development goals) orientiert. Diese Entwicklungsziele sind das Kernstück der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und schlagen sich auch in den Bildungszielen einer nachhaltigen Entwicklung nieder. Die Bundesrepublik Deutschland und das Land Rheinland-Pfalz haben sich förmlich dazu verpflichtet, die Nachhaltigkeitsziele bis zum Jahr 2030 umzusetzen. Auf der Ebene des Biosphärenreservats Pfälzerwald gibt es dazu ein Modellprojekt, an dem insgesamt acht Städte, Gemeinden und Verbandsgemeinden beteiligt sind.
Während der nächsten Wochen werden auf der Internetseite des Hauses der Nachhaltigkeit konkrete Beispiele, Tipps und Anregungen zu finden sein, wie jeder Einzelne im eigenen Lebensumfeld tätig werden kann. Unter den 17 SDGs finden sich neben den großen und allseits bekannten Nachhaltigkeitszielen wie beispielsweise Energie, Klimaschutz oder Konsum auch Themen wie Gesundheit, Gerechtigkeit oder Ungleichheit.
„Die Nachhaltigen“ leben glücklicher
Im 10. Deutsche Post Glücksatlas wurde festgestellt, dass nachhaltiger Konsum beim Großteil der Deutschen die Lebenszufriedenheit steigert. 70 Prozent der Befragten geben an, dass es ihnen ein gutes Gefühl gibt, ein Produkt zu kaufen, das nachhaltig hergestellt wurde. Differenziert man nochmal nach Gruppen, so geben die „konsequent Nachhaltigen“ an, zu 48 Prozent sehr zufrieden mit ihrem Leben zu sein. Bei den „moderat Nachhaltigen“ sind es 41 Prozent. Dagegen bezeichnen sich von den „Sorglosen“ nur 29 Prozent als sehr zufrieden mit ihrem Leben.
Vom Wissen zum Handeln
Unabhängig von konkreten Inhalten und Herausforderung stellt sich die Frage, wie aus einer zeitlich befristeten „Challenge“ während der Fastenzeit ein dauerhafter Wandel werden kann. Dazu gibt die Umweltpsychologie gleich ein ganzes Bündel an Antworten. Fünf Ansätze einmal vorgestellt:
1. Unsere Werte sind ein machtvoller Hebel: Wenn sich Menschen der Dinge, der Eigenschaften und der Beziehungen vergewissern, die ihnen viel bedeuten und an denen sie deshalb ihre Entscheidungen orientieren, dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass damit Veränderungen bewirkt werden. Immer wieder an das Wertegebäude der Nachhaltigkeit und des „Guten Lebens“ zu appellieren, ist ein wirkmächtiger Ansatz.
2. Sich den Zusatznutzen verdeutlichen: Bei einer Kampagne, die für die Klimakrise relevant ist, muss das Klima nicht immer im Mittelpunkt stehen. Fachleute empfehlen, ergänzend zu den unmittelbaren Gründen für Klimaschutz die sogenannten „Co-Benefits“ wie Gesundheit, soziale und globale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Entwicklung oder Vermeidung von Luftverschmutzung zum Thema zu machen.
3. Herausforderungen sind in der Gruppe viel besser zu bewältigen: Wer kennt sie nicht, diese deprimierenden Fragen: „Was kann ich alleine denn bewirken? Was zählt meine einzelne Stimme schon?“. Beim Thema Klimaschutz trifft diese Annahme bei Weitem nicht zu. Es ist erwiesen, dass die Mehrheit der Bundesbürger in der Klimakrise eine größere Bedrohung sieht als in der Corona-Pandemie. Wir sind demnach nicht allein und können selbst in kleinen Gruppen durch gegenseitige Motivation und Unterstützung sehr, sehr viel bewirken.
4. Die kleinen Anstupser: Seit mehr als 50 Jahren untersuchen Psychologen schon, wie durch kleine Anreize Rahmenbedingungen so verändert werden können, dass Menschen sich anders verhalten. Beispiele dafür sind die tägliche Erinnerung an ein bestimmtes Vorhaben durch einen Handy-Alarm, der Einkaufswagen-Chip aus Holz im Geldbeutel, die Fliege im Urinal oder aber auch der berühmte Knoten im Taschentuch.
5. Der Verstand ist von den Gefühlen abhängig, nicht umgekehrt: Es ist ein Mythos, dass der Mensch seine Entscheidungen als vernunftbegabtes Wesen trifft. 99 Prozent der mentalen Prozesse laufen außerhalb des bewussten Denkens ab, wissen wir heute. Mehr noch – wir benutzen unseren Verstand oft dazu, um ein bereits getroffenes emotionales Urteil zu bestätigen. Folglich müssen wir uns verstärkt den Emotionen zuwenden, wenn wir beim Klimaschutz wirklich etwas bewirken wollen. ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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