Wärmepumpe Altbau: Sinnvoll oder wenig effizient?
Wärmepumpen Altbau. Wärmepumpen im Altbau können sehr effizient laufen, wenn man einiges beachtet. Mit der richtigen Altbausanierung bringen die Geräte nur Vorteile: Die laufenden Kosten fürs Heizen sinken angesichts explodierender Gaspreise drastisch und der Wert des Gebäudes steigt.
Was Hausbesitzer, egal ob von einem Altbau oder Neubau, wissen müssen: Ab 2024 werden Wärmepumpen in Deutschland beim Austausch der Heizung nach Verschleiß gesetzlich zur Pflicht. Wer ab Januar 2024 seine alte Heizung austauscht, muss ein Heizsystem einbauen lassen, das seine Wärmequelle aus regenerativen Energien speist: Also entweder eine Pelletheizung, eine Wärmepumpe oder Hybridheizung, bei der eine Gasheizung die zusätzlich eingebaute Wärmepumpe unterstützt.
Ziel des Gesetzes ist, von fossilen Brennstoffen wegzukommen und bis 2050 CO2-neutral zu werden. Gasheizungen und Ölheizungen soll es also bis dahin nicht mehr geben. Die Zukunft des Heizens ist elektrisch, weil nur so ausschließlich erneuerbare Energien nutzbar sind und die CO2-Emissionen Richtung Netto-null gesenkt werden können.
Aber Vorsicht: Damit Wärmepumpen auch im Altbau effizient laufen, sich lohnen und die begehrten Fördergelder für ein KfW-Effizienzhaus überhaupt beantragt werden können, hat man einiges zu beachten. Die Voraussetzungen umfassen die Optimierung der Heizung, Wärmedämmung mit teils höheren Mindeststandards als im Neubau, Altbausanierung und den Ausbau der bestehenden Heizung. Werden diese Bedingungen nicht erfüllt, kann die Investition zum finanziellen Fehlschlag werden.
Wärmepumpen im Altbau: Nur bei guter Dämmung
Voraussetzung dafür, dass das neue Heizsystem im Altbau effizient arbeitet, ist ein guter Wärmeschutz: Moderne Fenster, gute Dämmung von Dach, Wänden und Boden. Zudem sind große Heizflächen dafür wesentliche Voraussetzung. Will sagen: Am besten sollte eine Flächenheizung, also eine Wand- oder Fußbodenheizung eingebaut sein. Oder es sollten große Heizkörper da sein. Falls nicht, gilt es etwa mit neuen Heizkörpern oder Flächen-Heizung nachzurüsten.
Denn vor dem Kauf einer Wärmepumpe wird vom Energieberater die Heizlast in jedem Raum ermittelt, also die Wärme, die ein Heizkörper abgeben können muss. Kleine Heizkörper müssen sehr heiß werden, wenn der Raum dafür zu groß ist, also eine zu hohe Heizlast hat. Das wirkt sich direkt auf die Berechnung der Vorlauftemperatur aus: Man muss eine höhere Vorlauftemperatur im Heizkessel veranschlagen, damit der kleine Heizkörper warm genug wird, um den Raum zu heizen. Bei Vorlauftemperaturen von 40 bis 55 Grad Celsius spricht man heute von hohen Temperaturen, ab 40 Grad abwärts gelten sie als moderat, erst ab 35 Grad spricht man von niedrigen Temperaturen.
Je niedriger die Vorlauftemperatur, desto besser ist das für die Jahresarbeitszahl der neuen Heizung. Die Jahresarbeitszahl gibt an, wie stromsparend, also effizient, diese arbeitet: Sie zeigt an, wieviel Kilowattstunden Wärme aus einer Kilowattstunde Strom erzeugt wird. Damit von stromsparender, also effizienter, Wärmepumpe die Rede sein kann, sollte die Jahresarbeitszahl mindestens bei 3 liegen.
Damit bestimmt die Größe der Heizkörper auch die Vorlauftemperatur ein Stück weit. Es lohnt sich also, in einzelnen Räumen größere Heizkörper einzubauen - oder im besten Fall gleich eine Fußbodenheizung oder Wand-Heizung, um die erwünschten niedrige Vorlauftemperaturen von 30 bis 35 Grad zu erreichen besonders wenn es draußen im Winter kalte Tage hat.
Auch ein sogenannter Niedertemperatur-Heizkörper mit eingebautem Ventilator oder ein Aluminium-Heizkörper, der die Wärme schön verteilt, kann sich lohnen sowie eine optimierte Tag-Nacht-Steuerung, neue Thermostatventile oder Köpfe, Heizkreisverteiler. Ob dies Sinn macht, kann der Energieberater oder ein guter Heizungsinstallateur mit entsprechendem Know-how über den hydraulischen Abgleich feststellen.
Energetische Sanierung des Altbaus sinnvoll
Um möglichst niedrige Vorlauftemperaturen zu erreichen, also eine effizient arbeitende Wärmepumpe einzubauen, ist oft zusätzlich eine Dämmung des Altbaus notwendig. Alte bestehende Gebäude aus den 60ern und 70ern verlieren oft viel aufgeheizte Luft, die gar nicht nutzbar ist. Auch Sanierungen aus den 90ern entsprechen längst nicht mehr die heutigen Standards beim Energie-Sparen. Unsanierte Altbauten können schnell zur Kostenfalle beim Einbau der neuen Heizung werden
Experten empfehlen eine Altbausanierung, um für geringe Vorlauftemperaturen zu sorgen: Besonders viel Energie spart eine Außenwanddämmung des Gebäudes mit Styropor. Günstiger, aber auch weniger effizient ist eine Innendämmung, die die Fassade nicht immer betrifft, sondern bei der vor allem Zwischendeckenbalken ins Mauerwerk eingezogen werden können. Auch eine Innendämmung der Wände ist möglich. Die Nachteile gegenüber der Außendämmung: Die Materialen werden verklebt, was bei Abriss einen Mehraufwand bedeutet. Zudem ist eine 3-scheibige Wärmeschutzverglasung sinnvoll und heute Standard.
Während eine Aufsparrendämmung am effektivsten ist, aber nur bei Neudeckung des Dachs in Erwägung kommt, ist eine Zwischensparren-Dämmung immer möglich. Auch eine Dämmung der obersten Geschossdecke und zum Keller hin sowie eine Wärmebrücken-Optimierung ist im Altbau sinnvoll.
Welche Wärmepumpe ist im Altbau besonders geeignet?
Welche Wärmequelle ist im Altbau am besten nutzbar? Was eignet sich demnach am besten: Luft-Wasser-Wärmepumpen, Luft-Luft-Wärmepumpen, Wasser-Wasser-Wärmepumpen oder Sole-Wasser-Wärmepumpen?
Fürs Heizen Ihres Altbaus können einige Wärmequellen Probleme machen. Denn im Altbau sollte man einerseits bestenfalls besonders ertragreiche Wärmequellen nutzen: Die Erde und das Grundwasser kühlen auch im Winter nicht ab und sind damit ergiebiger. Sole-Wasser-Wärmepumpen, die die Erde als Wärmequelle nutzen, und Wasser-Wasser-Wärmepumpen, die das Grundwasser nutzen, gelten demnach als effizienter als Luft-Wasser-Wärmepumpen, die die Wärme der Luft ernten und ins Haus leiten. Andererseits muss man für den Einbau einer Sole-Wasser-Wärmepumpe eine große Fläche für den Erdkollektor im bestehenden Garten frei machen, der oftmals bepflanzt ist, auch mit für den Kollektor schadhaften Tiefwurzlern. Bei 150 Quadratmetern Wohnfläche, muss man von 225 Quadratmetern Kollektorfläche ausgehen. Auch für eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe werden zwei Bohrungen fürs Grundwasser benötigt ̶ die Frage ist auch hier: Hat man den Platz im Garten dafür?
Am einfachsten lässt sich grundsätzlich die Luft-Wasser-Wärmepumpe installieren, die günstiger ist und bei der die Installationskosten damit am geringsten ist. Auch ist sie platzsparend im Garten, weil es sich um Split-Wärmepumpen handelt, also Geräte, die teils innen und außen angebracht werden. Die Luft-Wärmepumpe ist aber auch weniger stromsparend als die anderen beiden Systeme. Eine Investition der teureren und überlegenen Systeme mit Sole und Wasser kann sich lohnen. Denn die Luft-Wasser-Wärmepumpe ist nicht immer optimal im Altbau geeignet, weil sie weniger effizient ist und weniger leicht moderate Vorlauftemperaturen erreicht als die Alternativen. Gerade diese braucht man in vielen Altbauten.
Entscheiden Sie gemeinsam mit Ihrem Energieberater mit Blick auf langfristigen Kosten, ob eine Luft/Wasser-Wärmepumpe in Frage kommt oder Sie sich doch für eine auf Basis der Wärmequelle von Erde oder Grundwasser entscheiden. Das Besondere an der Erd-Wärmepumpe im Vergleich zu Luft-Wärmepumpe: Sie ist auch als Klimaanlage nutzbar.
Guter Fördersatz? Nur bei guter Umsetzung der Sanierung des Altbaus
Für Sanierung und Umstellung des Heizsystems auf erneuerbare Energien, also auch für die neue Wärmepumpe, winken attraktive Förderungen. Zuschüsse gibt es keine, nur Tilgungskredite. Die am meisten nachgefragten sind die Kredite der KfW. Alternativ gibt es viele weitere Förderprogramme, etwa für die Energieberatung sowie die BAFA-Kredite.
Wenn man beide Maßnahmen ehrgeizig umsetzt ̶ und nicht nur die Grundanforderungen für die Sanierung erfüllt, um überhaupt den Mindeststandard staatlicher Förderungen zu bekommen ̶ kann man den Fördersatz auf bis zu 40 Prozent hochtreiben. Dies umfasst teils höhere Standards im Altbau als im Neubau:
Wer seine alte Gasheizung oder alte Ölheizung durch eine Wärmepumpe oder Pelletheizung ersetzt, also durch einen Wärmeerzeuger, der auf Basis erneuerbarer Energien heizt, erhält bis zu 25 Prozent Tilgungszuschuss. Dies aber nur bei effizienten Gebäuden, die mit besagten Maßnahmen bei Sanierung, Dämmung oder Heizung-Optimierung geschaffen werden: Damit erfüllt man das sogenannte EE-Paket, das 5 Prozent mehr Förderung ermöglicht. Ohne diese Maßnahmen erhält man 10 bis 15 Prozent nur für den Einbau einer Wärmepumpe, allerhöchstens 20 Prozent für eine besonders effiziente Wärmepumpe, die in der Regel auch teurer ist. Hybridsysteme, bei der eine alte Heizung, also etwa Gasheizung die neue Wärmepumpe unterstützt, bringen in der Regel keine hohe Förderung.
Welche Alternativen gibt es fürs Erfüllen des EE-Pakets: Sollte die Dämmung Ihres Altbaus nicht hinreichend gut umsetzbar sein, damit die Wärmepumpe mit hoher Effizienz arbeitet, lässt sich nachhelfen: Mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach können Sie unterstützend einen Pufferspeicher aufheizen. Dieser kann tagsüber aufladen und die Wärmepumpe beim Heizen in der Nacht ersetzen. Mit einer Solarthermie-Anlage können sie alternativ auch die Energie für die Warmwasser-Aufbereitung erzeugen. Bedenken Sie: Strom durch Photovoltaik lässt sich immer auch in Wärme umwandeln. In Baden-Württemberg etwa lässt sich damit der Fördersatz noch weiter nach oben treiben. So kann man dort so bis zu 40 Prozent herausholen.
Handelt es sich zudem um einen Altbau mit dem Energieausweis H, also um ein "Worst Performing Bildung", etwa noch mit alter Ölheizung, ein wenig effizientes Gebäude also, erhält man weitere 5 Prozent KfW-Tilgungszuschuss auf die Investitionskosten.
Um ein KfW-Förderung hochzutreiben und zugleich möglichst viel Strom zu sparen, sollten Sie grundsätzlich die effektivste Kälte-Wärme-Dämmung auswählen. Dabei kann Ihnen nur ein guter Energieberater helfen, den Sie laut Sanierungsgesetz auch engagieren müssen. Dieser kann abschätzen, was im Haus umsetzbar ist und ob Sie tatsächlich ein KfW-Effizienzhaus mit bis zu 30 Prozent Fördersatz herbeiführen. Kontakte zu guten und förderfähigen Energieberatungen finden Sie unter https://www.energie-effizienz-experten.de. jg
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Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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