Wohnsituation für Studierende - Vier Wände
Wohnen. Wer in einem der beliebten Immobilien-Portale eine Wohnung bis 500 Euro in Mannheim sucht, findet aktuell drei Angebote. Dem gegenüber stehen Hunderte, die solch eine Wohnung suchen. Der Wohnungsmarkt ist eng, seit Jahren und er wird immer enger. Auch Studierende haben große Schwierigkeiten eine Wohnung, ein WG-Zimmer oder eine andere Unterkunft zu finden, nicht nur in den großen Städten. Die Wohnheime der Studierendenwerke können nur einen Bruchteil der Studierenden aufnehmen.
Von Roland Kohls
Endlich die Zulassung für den Studiengang bekommen, endlich in die eigenen vier Wände ziehen, in die große Stadt. So stellen sich das viele vor, wenn sie das Abi in der Tasche haben. Doch meist ist der Blick in die Immobilienportale ernüchternd. Und die Wohnheime der Studierendenwerke sind allenfalls ein Tropfen auf dem mittlerweile glühenden Stein.
Dach gesucht
In Karlsruhe beispielsweise studieren insgesamt etwa 36.000 junge Menschen an den verschiedenen Hochschulen. Für die stehen insgesamt 2.662 Plätze in den 21 Wohnheimen zur Verfügung (Zahlen mit Standort Pforzheim). Deshalb bietet das Karlsruher Studierendenwerk wie alle Studierendenwerke eine Vermittlung von privatem Wohnraum an. Seit zehn Jahren wirbt die Einrichtung mit der Kampagne „Dach gesucht“ um bezahlbaren Wohnraum für Studierende. In Karlsruhe stehen aktuell knapp 900 Studierende auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz. Die Wartezeit für ein WG-Zimmer beträgt etwa ein halbes Jahr, für ein Apartment ein ganzes Jahr, so Irina Rolfes vom Studierendenwerk Karlsruhe.
In Heidelberg ist die Situation noch krasser: 4.536 Wohnheimplätze für fast 35.000 Studierende. Von beinahe 8.500 Bewerbern bekamen 2022 nur 2.169 einen Platz in einem Wohnheim des Studierendenwerks. „In Heidelberg ist Wohnraum knapp und teuer“, berichtet Timo Walther vom Studierendenwerk Heidelberg. Gerade zu Beginn des Wintersemesters im September/Oktober ist der Wohnungsmarkt hart umkämpft. Im Wintersemester kommen etwa 7.000 und im Sommersemester rund 2.500 neue Studierende nach Heidelberg. In den Wohnheimen werden zu Beginn des Wintersemesters allerdings nur etwa 1.000 bis 1.500 Zimmer und zu Beginn des Sommersemesters 500 bis 700 Zimmer frei. Der Rest muss sich eine Bleibe auf dem privaten Wohnungsmarkt suchen.
Generell ist das Mietniveau in Heidelberg hoch und vor allem preiswerter Wohnraum sehr knapp. Für ein Ein-Zimmer Apartment zahlt man auf dem privaten Wohnungsmarkt um die 600 Euro und mehr pro Monat. Zimmer in einer WG sind für etwa 300 bis 500 Euro zu haben.
Ständige Suche nach Standorten
Man könnte meinen, dass die Situation für die Studierenden in der Pfalz besser ist. Doch die Zahlen des Studierendenwerks Vorderpfalz, das für Ludwigshafen, Landau, Germersheim und Worms zuständig ist, sind ernüchternd. Zwei bis drei Semester warten Studierende hier auf einen Platz im Wohnheim. Vier bis fünf Bewerber gibt es für jeden Platz. Allerdings gibt es beispielsweise für die gut 4.700 Studierenden in Ludwigshafen auch nur 173 Wohnheimplätze. Für die 8.337 Studierenden in Landau sind es aktuell 413 Plätze, wobei dort zum nächsten Semester eines der drei Wohnheime mit 145 Plätzen wegfällt und der geplante Ersatzbau mit 199 Plätzen erst 2025 fertig ist. „Wir suchen seit Jahren an allen Standorten nach Möglichkeiten, weitere Wohnheimplätze zu schaffen“, so Thomas Mosthaf vom Studierendenwerk Vorderpfalz.
Westpfalz und Saarland
Entspannter sieht es in der Westpfalz und im Saarland aus. Für die knapp 15.000 Studierenden an der Technischen Universität und der Hochschule in Kaiserslautern gibt es 1.632 Wohnheimplätze. Es gebe zwar eine Warteliste mit gut 300 bis 400 Bewerbern, teilt das Studierendenwerk Kaiserslautern mit. Doch dürften viele auf der Liste mittlerweile einen Platz auf dem freien Wohnungsmarkt gefunden haben. Für die gut 700 Studierenden in Pirmasens gibt es 104, für die etwa 2.500 in Zweibrücken 129 Plätze in Wohnheimen des Studierendenwerks.
Auch im Saarland wird die Wohnsituation für Studierende immer schwieriger, sagt Heike Savelkouls-Diener vom Studierendenwerk Saarland, das sich um die Wohnheime im gesamten Saarland kümmert. Insgesamt bietet das Studierendenwerk 1.039 Wohnheimplätze für insgesamt fast 32.000 Studierende an. Etwa 200 Studierende warten noch auf einen Wohnheimplatz. „Wir kämpfen an allen Fronten, um weiteren Wohnraum für Studierende zu schaffen“, so Savelkouls-Diener. So ist die Fertigstellung eines weiteren Wohnheims mit 234 Plätzen für das Wintersemester 2025/26 geplant.
Drei neue Wohnheime in Mannheim
Für die 24.000 Studierenden an den fünf vom Studierendenwerk Mannheim betreuten Hochschulen ist die Lage etwas besser. Ende März standen 2.812 Plätze in Wohnanlagen des Studierendenwerks und 138 Plätze in einem weiteren öffentlich geförderten Wohnheim zur Verfügung. „Insgesamt haben sich im vergangenen Jahr 10.140 Studierende auf einen Wohnplatz bei uns beworben“, teilt Josua Gassen vom Studierendenwerk Mannheim mit. Anfang April standen noch 150 Studierende auf der Warteliste. Vor Beginn des Wintersemesters werden sich die Zahlen jedoch wieder deutlich erhöhen, so Gassen. Die Wohnkosten für Studierende haben sich in Mannheim nach einer Untersuchung des Moses Mendelssohn Instituts in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-Gesucht.de sowie dem Projektentwickler GBI Group mit einem Plus von 11,9 Prozent im vergangenen Jahr zwar weniger erhöht als in vielen anderen Hochschulstädten, jedoch auf einem relativ hohen Niveau. Aber das Studierendenwerk baut drei neue Wohnheime mit insgesamt 459 Plätzen, deren Fertigstellung für Ende 2023 bis Mitte 2025 vorgesehen ist.
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.