Motorrad Weltmeisterschaft
Ducati räumt in der MotoGP alles ab!
Die Königsklasse im Motorradstraßenrennsport, die MotoGP, wurde 2022 von Ducati in selten gesehener Dominanz beherrscht. Der Fahrertitel ging an Ducati Werkspilot Francesco Bagnaia, Ducati holte sich den WM-Titel in der Herstellerwertung und das Ducati-Lenovo Team gewann den Titel des besten Teams. Viel mehr geht nicht! Dabei sah es in der ersten Saisonhälfte nicht danach aus als sollten am Jahresende am Firmensitz der Roten in Bologna im Stadtteil Borgo Panigale die Sektkorken knallen.
Saisonauftakt mit Überraschungen
Im Jahr 1 nach Rossi startete die MotoGP in eine ungewisse Saison. Nach den Rücktritt des Superstars am Ende der letzten Saison und der langen Verletzungsmisere die seinen potentiellen Nachfolger Marc Marquez seit Sommer 2020 verfolgt war zunächst nicht abzusehen wie sich die Serie sowohl an der Strecke wie auch an den TV-Einschaltqouten in Szene setzen würde. Sportlich gingen die Experten von einer Wiederholung des Duells aus dem Vorjahr aus zwischen Weltmeister Fabio Quartararo und Vizechampion Francesco Bagnaia. Doch beim Auftaktrennen spielten die beiden keine große Rolle - Quartaro belegte im Nachtrennen von Qatar lediglich Platz 9, Bagnaia stürzte nach 11 Runden und verzeichnete den ersten Nuller seiner Saison. Überraschungssieger Enea Bastianni holte für Ducati die ersten 25 Punkte in de Herstellerwertung. Auch in zweiten Saisonrennen in Indonesien gab es mit Miguel Oliveira einen Überraschungssieger, doch mit Platz 2 meldete sich Titelverteidiger Quartararo im WM-Kampf an während Bagnaia lediglich Platz 15 erreichte. Die Serie der Überraschungssieger ging mit Aleix Espargaro in Argentinien beim 3. Grand Prix weiter. Für den Spanier und seiner Aprilia war es der Premierensieg in der MotoGP. Das letzte Überseerennen vor der Europa-Tournee der MotoGP ging widerum an den Sieger des Auftaktrennens, Enea Bastianini, der damit auch die WM-Führung inne hatte.
Die Titelkandidaten nehmen Fahrt auf
Bei der Rückkehr nach Europa zum 5. Saisonlauf in Portugal nahm dann die MotoGP 2022 die Konturen an die von den Experten prophezeit worden war - Quartararo und Bagnaia kämpften in Ihrer Liga, hin und wieder zeigten aber auch andere Piloten dass die Spitze in der MotoGP sehr eng beieinander ist. Dabei lastete auf Franceso Bagnaia ein besonderer Druck. Seit Jahren hat Ducati mit technischen Innovationen in der MotoGP die Nase vorn, keine Saison vergeht ohne dass die Ingenieure unter der Führung von Technik- Guru Luigi Gigi Dall´Igna der Desmosedici eine Neuerung zukommen lassen mit der die Konkurrenz dann zähneknirschend und mit der entsprechenden Verzögerung auch ihre Maschinen nachrüsten muss um mit Ducati mithalten zu können. Das Startsystem holeshot device, bei dem durch das Absenken der Gabel beim Losfahren ein schnellerer Start erreicht wird oder das ride height device, bei der das Motorrad in der Beschleunigungsphase während des Rennens abgesenkt wird, sind dafür nur zwei Beispiele. Trotzdem war es vor Saisonbeginn bereits 14 Jahre her dass Ducati der letzte Fahrer-WM-Titel 2007 mit dem Australier Casey Stoner gelang.
Und mit den Siegen in Portimao, Barcelona und am Sachsenring durch Quartararo lag zunächst einaml der Franzose an der Spitze der WM-Wertung. Mit dem Erfolg von Bagnaia in Mugello sah die MotoGP bis zur Sommerpause nur Siege der beiden Titelanwärter, unterbrochen lediglich in Le Mans , einmal mehr von Bastianini. Und wo lag zu diesem Zeitpunkt Multiweltmeister Marc Marquez? Bis zum Grand Prix von Frankreich kämpfte sich der 8-fache Champion mit seiner Langzeitverletzung am rechten Oberarm durch die Saison, allerdings mit mäßigem Erfolg. Kein Podestplatz, beste Platzierung Rang 4 in Barcelona und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit bei anhaltenden Schmerzen veranlassten Marquez dann zu einer neuerlichen Operation. Nach 6 Rennen Pause kehrte der verletzungsgeplagte Honda Werkspilot im Herbst in Aragon wieder in das Starterfeld der MotoGP zurück. Bis dahin wurde er von HRC Testfahrer Stefan Bradl vertreten womit auch wieder ein deutscher Fahrer im Starterfeld der höchsten Klasse im Motorradrennsport zu finden war.
Siegesserie von Bagnaia im Sommer
Die Rennen in den heißen Sommermonaten gehörten allesamt Francesco Bagnaia. In Assen/Niederlande, Silverstone/England, Spielberg/Österreich und Misano/San Marino stand der 25-jährige Turiner jeweils ganz oben auf dem Podest und liess so den Punkteabstand im WM-Gesamtklassement zu Quartararo dramatisch zusammenschmelzen. Als dann der Franzose in Aragon eine Kollision mit Rückkehrer Marquez hatte und einen Nuller schrieb war der ehemals große Abstand der beiden Kontrahenten auf magere 10 Punkte ( 211:201 ) zusammengeschrumpft. Nur weitere 7 Punkte zurück auf WM-Rang 3 lag zu diesem Zeitpunkt der erstaunliche Aleix Espargaro ( 194 ) der mit der Aprilia GP-RS seine bislang beste Saison in der Königsklasse absolvierte. Nahezu fehlerfrei mit einem guten Gefühl im Handling für die Reifen brachten der Kombination A.Espargaro/Aprilia ausser dem GP-Sieg in Argentinien noch weitere 5 Podestplätze und zahlreiche Top-Ten Platzierungen die sich im WM- Klassement zu diesem Zeitpunkt in Rang 3 wiederspiegelten.
Zweikampf Bagnaia gegen Quartararo
Viele die glaubten dass Ducati-Pilot Bagnaia jetzt voranmarschieren würde um den Titel mir nichts dir nichts an sich zu reißen sahen sich getäuscht - Ausfall für den Dominator des GP-Sommers beim Rennen in Japan durch Sturz in der letzten (!) Runde und Platz 8 für Quartararo brachten dem Franzosen wieder etwas Luft in der Titelverteidigung. Vier Rennen vor Schluss stand es damit 219:201 für Quartararo. In Buriram/Thailand drehte sich die WM ann doch wieder in Richtung Ducati. Während Muguel Oliveira für KTM einen vielumjubelten Sieg im Regenrennen von Thailand einfahren konnte holten die Ducati-Twins Miller und Bagnaia die Plätze 2 und 3 während Quartararo mit Platz 17 ohne Punkte zum nächsten Rennen nach Australien abreisen musste. Punktestand vor diesem Lauf waren 219:217 zu Gunsten des Franzosen. In Phillip Island mussten sich die Titelanwärter mit Nebenrollen zufrieden geben, das Rennen lebte vom Kampf zwischen Alex Rins und Marc Marquez das Rins überraschend für sich entscheiden konnte. Ein Grand Prix Sieg zum Ende der MotoGP - Aktivtäten von Suzuki die Ende das Jahres aus der Serie austeigen, was für ein tolle Geschichte. Die WM - Führung ging an Francesco Bagnaia mit Platz 3 bei einem Nuller für Quartararo der in Runde 10 einen Sturtz hinnehmen musste. Stand jetzt 233:219 für Bagnaia. Bei diesem Punktestand hatte Bagnaia die Chance in Sepang zum nächsten Ducati MotoGP- Weltmeister nach Casey Stoner 2007zu werden. Tatsächlich holter der Italiener den Sieg mit seiner GP22 Desmosedici vor Bastianini und Quartaro, doch der WM Stand mit 258:235 für Bagnaia gab den Titel noch nicht her - es fehlten noch 2 Punkte.
Traumfinale in Valencia für Suzuki - WM-Titel für Bagnaia
Das letzte Rennen der Saison 2022 war dann voller Emotionen. In aller erster Linie sorgte dafür natürlich Francesco Bagnaia der es mit einem 9. Platz schaffte die WM-Krone 15 Jahre nach Casey Stoner wieder zu Ducati nach Bologna zu holen. Entsprechend groß war die Fiesta die nach 27 Runden auf dem Circuit Ricardo Tormo vor den Toren Valencias in der Ducatibox gefeiert wurde. Aber auch einige Boxen weiter war die Party groß. Alex Rins, der bereits in Australien gewinnen konnte und schon dort von einem tollen Abschiedsgeschenk für Suzuki sprach wiederholte dieses Kunststück nochmals in Valencia. In einem superspannenden Rennen hatte Rins im Ziel gerade einmal 3/10 Sekunden Vorsprung vor Brad Binder auf der KTM RC16. Mit zweiten Plätzen von Binder beim Saisonauftakt in Qatar und beim Finale in Valencia umrahmte der Südafrikaner die KTM MotoGP-Saison 2022 die zudem noch 2 Siege von Teamkollege Miguel Oliveira zu bieten hatte. Bittersüß dagegen die Tränen bei Suzuki, hat man doch ein siegfähiges MotoGP-Bike, muss sich aber auf Grund eines Vorstandsbeschlusses im fernen Hamamatsu aus dem Grand Prix Sport zunächst zurückziehen. Fabio Quartararo landete auf Platz 4 und sicherte sich damit den Vizeweltmeistertitel, Aleix Espargaro, der in Valencia einen techischen Ausfall an seiner RS-GP zu verzeichnen hatte verlor den 3. Platz im WM-Schussklassement noch an Enea Bastianini und landete auf Rang 4.
Text und Bilder : Hartmut Reuschel
Autor:Hartmut Reuschel aus Mannheim |
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