Motorradsport
Franz Rau - Ein Leben mit Leidenschaft für den Motorradsport
Bereits in seiner Jugend war der in Neuhofen, ganz in der Nähe Ludwigshafen beheimatete Pfälzer, vom Motorradsport infiziert. Auf seiner Zündapp KS 50 besuchte er zusammen mit seinem Freund Walter Hoffmann viele Rennen auf dem benachbarten Hockenheimring. So war es absehbar, dass er, wie auch sein Freund, einmal Rennen fahren wollten. Da man damals erst mit 18 Jahren an Rennen teilnehmen durfte, erwarb er sofort ein Yamaha-Rennmotorrad und fuhr damit 1973 die ersten Rennen. Bereits 1975 holte er sich den Titel des Deutschen Juniorenmeisters in der 500 cm³ Klasse.
Verbunden mit dem steilen sportlichen Erfolg, bekam er die internationale Lizenz. Damit konnte er internationale Rennen bestreiten. Sein Auftritt im professionellen Motorradsport konnte sich sehen lassen. Mit Sponsor Kazenmaier, einer großen regionalen Autovermietung, stachen die giftgrün und braun lackierten Maschinen im Feld heraus.
Während fast alle Fahrer in der Epoche auf Yamahas starteten, legte er sich zwei Harley-Davidson Rennmotorräder mit 250 und 350 cm³ zu, um seine Startchancen als unbekannter Fahrer mit einer außergewöhnlichen Marke zu erhöhen. Eigentlich waren die Harley-Rennmaschinen umgetaufte italienische Aermacchis, mit denen Walter Villa Weltmeistertitel holte. Doch die Production Racer von Harley, respektive Aermacchi waren nicht so konkurrenzunfähig, wie die Werksmaschinen und die Produktions-Yamahas.
Also stieg auch er auf Yamahas um und legte sich noch eine Suzuki RG 500 zu. Die war damals in der Halbliterklasse das Maß der Dinge war. In den Folgejahren belegte er in dieser Klasse zweimal Rang 2 in der Deutschen Meisterschaft und holte bei Weltmeisterschaftslauf 1977 in Brünn mit dem 9. Platz seine ersten Weltmeisterschaftspunkte.
Dennoch war der erfolgreiche motorsportliche Weg bereits nach der Saison 1978 zu Ende. Sein Vater stellte ihn vor die Wahl: Entweder die Übernahme des elterlichen Recyclingbetriebes oder Motorradsport. Schweren Herzens entschied er sich für die Fortführung des elterlichen Betriebes, der schließlich seine zukünftige wirtschaftliche Existenz bildete.
Der Motorsport ließ ihn aber nicht los. Nach einer kurzen Pause stieg er in die Organisation des Flugplatzrennens Speyer in seiner Geburtsstadt mit ein. Bei seinem Club, dem BMC Hockenheim, engagierte er sich ebenfalls bei den Grand Prix Veranstaltungen und den Superbike-Weltmeisterschaftsläufen. Unvergessen die Aktion mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl auf der BMW mit Toni Mang als Fahrer. Das war auch der Zeitpunkt, wo er seinen späteren Geschäftspartner Steve Mc Laughlin kennenlernte.
Für die neu ins Leben gerufene Superbike-Weltmeisterschaft hatten vor allem alle japanischen Motorrad-Hersteller entsprechende Motorräder in ihrer Modellpalette, mit denen sie sich in der Meisterschaft beteiligen konnten. Deren deutschen Importeure wollten den Absatz dieses sportlichen Segments ankurbeln und sich in einer nationalen Meisterschaft ebenfalls engagieren. Franz Rau präsentierte mit seiner Vermarktungsagentur Moto Motion ein erfolgversprechendes Veranstaltungskonzept. Mehrere Unternehmen der Motorradbranche sagten zu und somit war die Pro-Superbike-Serie geboren, die 1991 in Speyer ihre Premiere feierte.
Weitere glückliche Umstände ermöglichten in der gerade aufbrechenden TV-Medienlandschaft mit den Privatsendern den Einstieg in die Fernsehübertragung. Erstmals in der Geschichte des deutschen Motorrad-Rennsports wurde eine komplette Meisterschaftsserie im Fernsehen gesendet. Anfangs noch zeitversetzt, später sogar als Liveübertragung, konnten Rennfans die Rennen in mehrere europäischen Länder die Rennen verfolgen.
Parallel dazu holte sich Moto Motion noch die Vermarktung einiger Motorrad Grand Prix Events, wie die Großen Preise von Österreich, Tschechien, Ungarn und Deutschland auf dem Nürburgring. Die Pro-Superbike-Serie entwickelte sich weiter prächtig. Mit Fahrern aus mehreren europäischen Ländern stieg einerseits das sportliche Niveau. Allerdings endete mit der Saison 2001 die Erfolgsgeschichte der Pro Superbike aus unterschiedlichen Gründen.
Für Moto Motion öffneten sich Mitte der 2000er neue Geschäftsfelder mit der TV-Übertragung der Truck Grand Prix Veranstaltungen. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Steve Mc Laughlin veranstalteten sie in Los Angeles das Stadion Cross für einige Jahre. Zwischendurch reifte der Plan, im Osten Deutschlands eine weitere Rennstrecke zu bauen, die jedoch wegen der fehlenden Gesamtfinanzierung nicht realisiert wurde.
Gegen Ende des ersten Jahrzehnts gönnte sich Franz Rau eine kleine Pause und trat kürzer. Im Technik-Museum in Speyer baute er mit der RaceBikeCollection eine Rennmotorrad-Sammlung mit über 60 Rennmaschinen und vielen Utensilien rund um das Thema Motorrad-Rennsport auf.
Seinen Freund Manfred John unterstütze er bei dessen Durchführung der Moto Trophy Serie.
Aber auch die Pro Superbike ließ ihn nicht los. Beim Sachsenring Classic organisierte er mehrmals ein Treffen der ehemaligen Piloten der Serie. Die Pro-Superbike-Familie war 2022 letztmalig mit ihrem Gründer bei der Sachsenring Classic vereint.
Als Macher gab Franz Rau dem Motorradsport neue Impulse, die heute noch ihresgleichen suchen. Mit dem motorsportlichen Verbandswesen und deren Funktionäre lag er öfters über Kreuz. Er fand immer wieder unkomplizierte Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme. Seine Handlungsweise im Bereich des Motorsports war geprägt aus der Sicht eines Rennfahrers, der den Sport liebte.
Geschäftspartner behandelte er fair, Abmachungen hielt er ein und gab oftmals mehr als vereinbart war. Personen mit dem Weitblick und realistischen Visionen, wie er sie hatte, sucht man heute leider vergebens.
Mit ihm verlieren wir einen der letzten Persönlichkeiten im Motorrad-Rennsport, die sich nicht jedem Mainstream anpassen.
Franz Rau wurde am 17. November 1954 in Speyer am Rhein geboren und verstarb am 27.12.2023 in der Uniklinik in Heidelberg.
Ruhe in Frieden Franz !
Text von Manfred John
Autor:Michael Sonnick aus Ludwigshafen |
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