IHK: Konjunktur Frühjahr 2021
Es geht aufwärts
Konjunktur. Das Konjunkturklima verbessert sich zwar branchenübergreifend, aber die Coronakrise belastet die rheinland-pfälzische Wirtschaft weiterhin massiv. Das geht aus dem Konjunkturklimaindikator der Industrie-und Handelskammern in Rheinland-Pfalz (IHK) hervor, in dem die derzeitige Lage und die Aussichten für die Zukunft verrechnet werden. Dieser Indikator legt um fünf Punkte auf 104 Punkte zu (Jahresbeginn 2021: 99 Punkte). Damit überschreitet dieser Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung erstmalig seit dem Corona-bedingten Einbruch im Frühsommer 2020 (77 Punkte) die Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern (IHKs), die auf der Befragung von 1.257 Betrieben mit mehr als 180.000 Beschäftigten im Zeitraum 29. März bis 3. Mai 2021 basiert.
Stimmung in Unternehmen hellt sich deutlich auf
Die Unternehmen bewerten ihre Lage im Saldo mit zwölf Prozentpunkten erkennbar besser als in der Vorumfrage zum Jahreswechsel 2020/21 (vier Prozentpunkte). Ebenso haben sich die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate im Saldo von minus sechs auf minus zwei Prozentpunkte leicht verbessert, liegen aber immer noch im negativen Bereich. „Die Betriebe spüren eine leichte konjunkturelle Erholung, bleiben aber angesichts der weiterhin hohen Corona-Risiken vorsichtig. Um die Wachstumskräfte und die Resilienz der Wirtschaft zu stärken, sind ein Belastungsmoratorium und ein zügiger Bürokratieabbau nötig und sollten ganz oben auf der politischen Agenda stehen“, kommentiert Arne Rössel, Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz.
Mehr Investitionen, mehr Mitarbeiter
Die verbesserten Stimmungswerte schieben die Investitions- und Beschäftigungsbereitschaft der rheinland-pfälzischen Unternehmen an. Per Saldo erhöht sich die Investitionsbereitschaft von minus fünf Prozentpunkten auf derzeit drei Prozentpunkte. Als Investitionsmotive nennen 65 Prozent der Betriebe die Ersatzbeschaffung und jeweils 34 Prozent die Rationalisierung und die Produktinnovation. 20 Prozent der Betriebe planen, neue Mitarbeiter einzustellen. Dem gegenüber stehen 16 Prozent, die einen Personalabbau ins Auge fassen. Der Saldenwert der Beschäftigungsabsichten steigt damit um acht Prozentpunkte auf derzeit vier Prozentpunkte.
Große Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen
Getragen wird die aktuelle konjunkturelle Lage von der Industrie, deren Konjunkturklimaindikator mit 116 Punkten seit dem Beginn der Pandemie nun zum dritten Mal in Folge zulegt (Jahreswechsel 20/21: 110; Herbst 2020: 105). Insbesondere die Investitionsgüterindustrie verzeichnet hier einen deutlichen Sprung auf 118 Punkte gegenüber dem Jahreswechsel (105 Punkte). Zudem legen die Vorleistungsgüterproduzenten sowohl bei der Lagebeurteilung als auch bei Investitions- und Beschäftigungsabsichten merklich zu.
„Da die Nachfrage nach Investitionsgütern in Abhängigkeit zu der geplanten Produktionstätigkeit der Unternehmen steht, können die guten Stimmungswerte in der Investitionsgüterindustrie auf mögliche Konjunkturimpulse hindeuten. Auch stimmen die in der gesamten Industrie leicht verbesserten Exporterwartungen und der kontinuierlich wachsende Auftragsbestand und steigende Kapazitätsauslastung vorsichtig optimistisch“, erläutert Rössel.
Das Baugewerbe bleibt mit 112 Punkten weiterhin im expansiven Bereich oberhalb der 100-Punkte-Marke, auch wenn die Geschäftserwartungen (im Saldo minus zwölf Prozentpunkte) für die kommenden zwölf Monate etwas schlechter bewertet werden als zum Jahreswechsel (im Saldo minus acht Prozentpunkte).
„Anders als die starke Industrie und das stabile Baugewerbe wirken sich der stationäre Non-Food-Handel und die personenbezogenen Dienstleistungen aufgrund der langen behördlichen Schließungen negativ auf die Konjunktur aus. Die nun in Aussicht gestellten Lockerungen geben Hoffnung, dass sich die Stimmung weiter aufhellt“, betont Rössel.
Auch Einzelhandel optimistischer
Im Einzelhandel erhöht sich das Geschäftsklima um zehn Punkte auf 87 Punkte, im Großhandel um sieben Punkt auf 95 Punkte. Dennoch bleiben die Stimmungs- und Wachstumsindikatoren im Einzel- wie Großhandel allesamt mit deutlich negativen Vorzeichen versehen. Innerhalb des Dienstleistungsgewerbes vermelden die personenbezogenen Dienstleister mit 73 Punkten die schlechtesten Stimmungswerte. Demgegenüber stehen IT-Dienstleistungen und die Informationswirtschaft mit Höchstwerten von 133 Punkten respektive 130 Punkten.
Risikofaktor Corona
Die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie bleibt mit 70 Prozent der Unternehmensstimmen branchenübergreifend das dominante Risiko. Im Handel befürchten sogar 75 Prozent der Betriebe dadurch weitere Beeinträchtigungen. Der Fachkräftemangel wird von 44 Prozent der Unternehmen als Risiko benannt und rückt damit auf den zweiten Platz vor. Deutlich zugelegt in der Risikobewertung der Unternehmen haben die hohen Energie- und Rohstoffpreise, die von den Unternehmen als drittgrößtes Risiko bewertet werden (Frühsommer 2021: 42 Prozent; Jahresbeginn 2021: 29 Prozent). Hier machen sich unter anderem die Einführung der nationalen CO2-Bepreisung für die Sektoren Verkehr und Wärme sowie steigende Ölpreise bemerkbar.
Anhang: Grafik zur Wirtschaftsentwicklung im Branchenvergleich - Frei verwendbar mit Nennung der Quelle: IHK Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.