Düsseldorf
ProWein 2023 - Die Weinmesse
Sie nennt sich "The World's No.1" ... und führt im Untertitel den Zusatz "Getting the Taste for Business" - eine internationale Fachmesse für Weine und Spirituosen. Die ProWein auf dem Messegelände in Düsseldorf vom 19.-21. März 2023 kann nach mehr als 20 Jahren noch immer als "die Weinmesse" bezeichnet werden. Beeindruckend ist die Vielzahl der Aussteller aus aller Welt, es sind rd. 6.000 Anbieter edler Genussmittel im Bereich alkoholischer Getränke. Vertreten sind die Creme de la Creme der besten Weingüter aus nahezu allen Anbaugebieten der Welt bzw. aus 140 Ländern. Auch zahlreiche Journalisten, sofern diese die Möglichkeit haben und deren Aufgabe es ist, das Geschehen des Handels und der Weinbetriebe zu hinterleuchten, reisen aus allen Kontinenten der Welt nach Düsseldorf.
Nach mehr als 2 Jahren Corona und zahlreicher Lockdowns wurde die Branche mit einem weiten Spektrum an Gastronomiebetrieben, Hotellerie und Handelsunternehmen deutlich strapaziert. Betriebsschließungen und massive Umsatzeinbrüche konnten nur zum Teil ausgeglichen werden und brachten viele Betriebe an die Grenzen ihrer Kräfte. Insofern wird der Messetermin in diesem Jahr als Barometer für die zukünftige Entwicklung besonders wichtig. Trendthemen innovative Produkte neben den Klassikern der berühmten Anbaugebiete wie Bordeaux oder Toskana aber auch Exoten aus weniger für Konsumenten bekannten Weinregionen wie der Türkei, Indien und anderen Ländern, die es zu entdecken gilt, suchen im deutschen Weinmarkt Anschluss.
Gerade die Vielfalt der Weinwelt macht beim Zusammentreffen auf der ProWein den Reiz und die Neugierde aus, in der unsagbar reichen Genusswelt den oder die richtigen und passenden Weine zu finden. So finden sich gut ausgebildete Weinkenner und Sommeliers auf der ProWein in Düsseldorf ein, aber auch alle namhaften Händler und Einkäufer des Lebensmittelhandels und bekannten Discounter in Deutschland, die zusammen in Deutschland einen Marktanteil von nahezu 80% vertreten. Nicht nur für die rd. 900 auf der Messe vertretenen deutschen Weinanbieter, seien es Weingüter, Winzergenossenschaften oder Weinkellereien, sondern gerade auch für die internationalen Produzenten, die den deutschen Markt als viertgrößten Weinmarkt der Welt für sich entdeckt haben und die Plattform der ProWein einer der wichtigsten Termine im Jahr darstellt, da jede zweite konsumierte Flasche Wein aus dem Ausland importiert wird.
In diesem Jahr werden auf der ProWein auf dem Messegelände für die fast 40.000 Fachbesucher auch wieder Trendthemen vorgestellt, diskutiert und kritisch beäugt. Aktuell sind dies "no und low" Alkoholprodukte, aber auch die von mehr und mehr Konsumenten nachgefragten Bio-Weine. Neben der zunehmenden Zahl kleinerer Gin- und Whiskey-Erzeugern haben sich die Konsumgewohnheiten nicht zuletzt während der Pandemie in Richtung Natürlichkeit und besonnenem Alkoholgenuss deutlich verschoben. Hierdurch ist die Spirituosen- und Weinbranche mit neuen Herausforderungen konfrontiert und muss sich von bisherigen liebgewonnenen Rahmenbedingungen verabschieden.
Neben den allgemeinen Fragen nach Genuss, kulinarischen Herausforderungen und Konsumwünschen hat aber auch die geopolitische Welt deutliche Spuren in der einstmals glückseligen Welt der Weinanbieter hinterlassen. Mit harten wirtschaftlichen Auswirkungen. Deutliche Kostensteigerungen, Preisanstiege und gestörte Lieferketten haben die ein oder andere Kalkulation platzen lassen und der Druck der Einkaufsabteilungen großer Handelsunternehmen nimmt unvermindert zu, sodass erste Unternehmen vom Markt verschwinden oder von größeren Betrieben übernommen werden. Eine Entwicklung, welche in anderen Branchen seit vielen Jahren zu beobachten ist. Trotz allem Optimismus, welcher von den Marktteilnehmern und Veranstaltern versprüht wird, darf man nicht vergessen, das der Hype um das Kulturgut Wein hinter den Kulissen auch immer noch ein hartes und manchmal unnachgiebiges Geschäft ist, beim den auch die Anbieter mit Dumpingpreisen im Regal kämpfen müssen und kleinere Betriebe mit hohem Aufwand um die Gunst der Kundschaft buhlen müssen. Das "Business", wie es international betitelt ist, ist auch international über die Jahre nicht einfacher geworden. Das muss auch von den Veranstaltern erkannt werden, wenn die Zahl der Marktteilnehmer immer weniger werden und die Kosten für den Weinvertrieb und -transport unablässig zunehmen.
Wie hat dies ein bekannter Vertreter eines großen Betriebes aus der Pfalz auf der ProWein einmal treffend gesagt, auch wenn er namentlich nicht genannt werden möchte: "Wein ist ein phantastisches Produkt, wenn man geschäftlich nicht damit zu tun hat." Auf zur ProWein.
Autor:Curt-Christian Stoffel aus Ludwigshafen |
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