Ausstellung zur Geschichte von Radio und Fernsehen im Technoseum
Mannheim. Zum 100. Jahrestag des öffentlichen Rundfunks zeichnet das Technoseum mit der großen Sonderausstellung „Auf Empfang! Die Geschichte von Radio und Fernsehen“ die Mediengeschichte in Deutschland nach. Die Schau ist ab Donnerstag, 17. November in Mannheim zu sehen und spannt den Bogen von den Anfängen der Funktechnik über den Aufstieg von Hörfunk und TV zu Massenmedien bis hin zu den Social-Media-Plattformen, die den Medienkonsum der Gegenwart prägen.
„Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin im Vox-Haus auf Welle 400 Meter.“ Mit diesen Worten ging am 29. Oktober 1923 die Funk-Stunde AG als erster offizieller Radiosender in Deutschland auf Sendung – damals noch mit keinem einzigen zahlenden Haushalt, dafür mit etlichen Schwarzhörerinnen und -hörern. Das gilt als Geburtsstunde des öffentlichen Rundfunks. Das 100-jährige Jubiläum nimmt das Technoseum zum Anlass für die Ausstellung "Auf Empfang"Die Geschichte von Radio und Fernsehen".
Altes Hörfunkstudio und Sende-Bildregie
Über 300 Objekte sind zu sehen, darunter ein Hörfunkstudio aus den 1960er Jahren, eine noch funktionstüchtige Sende-Bildregie aus den 90ern, die TECHNOscouts regelmäßig vorführen, sowie ein Original-Film-Set aus der Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Auch Kurioses ist dabei, zum Beispiel der rote Knopf, auf den Willy Brandt 1967 in einer Live-Sendung auf der Internationalen Funk-Ausstellung drückte, um die Ära das Farbfernsehens einzuläuten. Der Knopf ist, auch das erfährt man in der Ausstellung, eine Attrappe: Den echten Schalter betätigte ein Techniker hinter der Bühne – und zwar etwas zu früh, so dass das Fernsehen schon kurz vor dem Knopfdruck des damaligen Bundeskanzlers in Farbe sendete.
Erstmals werden im Rahmen dieser Ausstellung zwei umfangreiche Sammlungsbestände öffentlich gezeigt, die das Technoseum 2014 vom Deutschen Rundfunkarchiv und vom Südwestrundfunk übernommen hat – ergänzt um zahlreiche Leihgaben aus ganz Deutschland. „Dabei zeigen wir die technischen Innovationen in der Rundfunkgeschichte ebenso wie Berufsbilder im Medienbereich und die sich ändernden Nutzergewohnheiten“, erläutert Kuratorin Dr. Anke Keller das Konzept, bei dem Technik-, Sozial- und Kulturgeschichte miteinander verschränkt und historische Exponate mit Experimenten kombiniert werden.
Von der Maus und Medienkompetenz
An Mitmach-Stationen können sich große wie kleine Bewegtbild-Begeisterte unter anderem vor einen Greenscreen stellen, die Intro-Melodien legendärer Serien erraten oder Filmsequenzen vertonen und auf diese Weise dem mittlerweile weitgehend verschwundenen Beruf des Geräuschemachers nacheifern. Nicht zuletzt gibt es ein Wiedersehen mit TV-Helden etwa aus der Sendung mit der Maus, der Augsburger Puppenkiste, der Sesamstraße und dem Ost- wie West-Sandmännchen. Das Thema Medienkompetenz erhält einen eigenen interaktiven Bereich. Heute kann jeder die eigene Meinung veröffentlichen, Algorithmen bestimmen, welche Beiträge man sieht, die Kontrolle liegt in den Händen kommerzieller Großkonzerne. Deshalb müssen Nutzerinnen und Nutzer laufend prüfen: Welchen Inhalten kann man noch vertrauen? Dies lässt sich bei „Auf Empfang!“ anschaulich mit einem Faktenchecker-Spiel erleben, bei dem man Nachrichten einem Fake-News-Test unterzieht und herausfindet, wie Such-Algorithmen und Filterblasen im Netz funktionieren. Beste Voraussetzungen also, um sich nach dem Museumsbesuch sicher und selbstreflektiert im Mediendschungel zu bewegen.
Führungen, Vorträge und mehr
Begleitet wird „Auf Empfang!“ von einem umfangreichen Rahmenprogramm: Neben einem Kneipen-Quiz im Zeichen der Rundfunkgeschichte gibt es ein Live-Hörspiel rund um Orson Welles‘ legendäre Inszenierung von „Krieg der Welten“ aus dem Jahr 1938, sowie einen Talk mit keinen Geringeren als Ernie und Bert aus der Sesamstraße. Vorträge widmen sich Faktencheck, Physik und Geschlechterrollen im Film, und das Dr. Manfred Fuchs-Kolloquium am Freitag, 27. Januar, thematisiert die Wirkung von Nachrichten. Darüber hinaus bietet das TECHNOSEUM maßgeschneiderte Führungen und Workshops für Schulkassen. Auch die bewährten und beliebten öffentlichen Führungen, an denen die Besucherinnen und Besucher ohne Aufpreis und Anmeldung teilnehmen , werden regelmäßig immer sonntags und an Feiertagen angeboten – wahlweise auch in einfacher Sprache oder ganz kindgerecht und speziell für Familien. Die Ausstellung ist noch bis zum 12. November 2023 zu sehen. rko
Informationen
Technoseum, Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim, Museumsstraße 1, in 68165 Mannheim.
Weitere Auskunft erhält man telefonisch unter 0621 4298-9, per E-Mail unter info@technoseum.de oder online unter www.technoseum.de.
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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