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Autoren-Quartett als Syndikat im Polizeipräsidium

Gruppenfoto mit Polizeipräsidentin | Foto: Brigitte Melder
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Mannheim. Anlässlich des „Krimitags des Syndikats“ am Freitag, den 13. Dezember hatten das Polizeipräsidium in Mannheim und der „Weiße Ring e.V.“ für einen ganz besonderen Krimiabend eingeladen. Die Mitwirkenden dieser Benefizlesung verzichteten auf jegliches Honorar zugunsten von Kriminalitätsopfern, die vom Weißen Ring e.V. betreut werden. Die Karten für diesen Abend konnte man in der ältesten Buchhandlung Mannheims „Bücher Bender“ ergattern, denn alsbald hieß es „Ausverkauft“. Auch am heutigen Abend war von der Bücherei Christine Schneider Herrin über einen großen Bücherstand von den vier Autoren und Autorinnen. Rechts und links des Ganges gab es Getränke, Brezel und von Claudia Schmid extra für den heutigen Abend gebackene Knabberpistolen, alles auf Spendenbasis und wanderte in eine große Box. An einem Stand konnte man sich bei Niklas Sockoll über die Kriminaltechnik informieren, wie früher alles noch „händisch“ gemacht wurde, und erkennungsdienstliche „Fahndungsfotos“ von Barbara Meyer erstellen lassen, die mit einem separaten Daumenabdruck komplettiert wurden. „Gefahndet“ wurde außerdem nach vier Autoren, die sich ja für heute hier angemeldet hatten. Am heutigen Abend stand der Spaß an erster Stelle und gute Laune wurde versprüht. Der Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit Philipp Kiefner empfing und verabschiedete später die ankommenden Gäste
Musikalisch eingestimmt wurde man auch dieses Jahr von dem aus Mannheim kommenden „Ferrara Duo“. Annina Holland-Moritz mit Fagott und Stefan Conradi mit seiner Ukulele „bewaffnet“ unterhielten von Anfang bis zum Ende immer wieder mit Krimimusik wie Thriller, Mecky Messer, der dritte Mann oder der rosarote Panther. Ein wahrer Genuss für die Ohren.

Das Syndikat ist ein Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur. An vielen Orten finden an diesem Tag Lesungen für gute Zwecke statt, in Mannheim traditionell im Polizeipräsidium in L6. Der Schirmherr der Veranstaltung war bis zu seinem plötzlichen Tod über mehrere Jahre hinweg Polizeipräsident Siegfried Kollmar, dessen Tochter heute tatkräftig mitwirkte. Heute begrüßte die neue Polizeipräsidentin des Polizeipräsidiums Mannheim Ulrike Schäfer das Publikum und betonte, dass dieser heutige Termin ein ganz wichtiger mit Tradition sei und das bereits seit 10 Jahren. Heute würde aus Krimis gelesen werden und „Vielleicht können wir ja etwas davon lernen!“ Der große Saal fasste 100 Gäste und war alleine schon durch seine Bauart mit wunderschöner Stuckdecke und hohen Fenstern ein Eyecatcher. Zum Gruppenfoto musste sich der Hüne Harald Schneider wegen der Perspektive etwas kleiner machen, was zu Gelächter unter den Zuschauern führte.

Ein Weihnachtsglöckchen kündigte an, dass es nun zur Sache ging. Die Weinheimer Autorin Ingrid Noll, die Mannheimerin Claudia Schmid, Marlene Bach aus Heidelberg und der von Claudia Schmid als Quotenmann bezeichnete Harald Schneider aus Schifferstadt lasen Passagen aus ihren Büchern. Claudia Schmid waltete ihres Amtes als Ehren-Kriminalkommissarin und blickte auf 10 Lese-Jahre hier im Polizeipräsidium zurück. Sie vermeldete ein Rekordjahr, in dem 32 Benefizveranstaltungen stattgefunden haben. Zum heutigen Abend waren sie noch nie so früh ausverkauft gewesen. Sie erinnerte an den verstorbenen Polizeichef Siegfried Kollmar, den sie kennen und schätzen gelernt habe. Sie erzählte über das Syndikat, was es damit auf sich hat und dass die Autoren sich einmal im Jahr zur „Criminale“ in Schwetzingen treffen. Der „Weiße Ring e.V.“ hat eine wertvolle Aufgabe in unserer Gesellschaft.

Und es begann jeweils mit einem Kreuzverhör von Claudia Schmid mit der ersten Autorin des Abends, der Grand Dame Ingrid Noll, die im nächsten Jahr bereits 90 Jahre alt wird und eine der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart ist. Sie wurde nach ihren vielen Preisen „verhört“, die sie bereits erhalten habe, und das waren schon einige. Im Februar bekommt sie den Verdienstorden der Bundesrepublik. An Schlagfertigkeit ist Ingrid Noll nicht zu überbieten und nahm das Publikum sogleich für sich ein. Sie bekomme unglaublicherweise den Preis für Mord und Totschlag. Sie las aus ihrem neuesten Buch „Gruß aus der Küche“, wobei sie viele moderne Redewendungen wie „spuky, hammergeil, on fire, positive Vibes“ der Jugendlichen einfließen ließ, was zum Schmunzeln anregte.

Ingrid Noll nahm Claudia Schmid ins Kreuzverhör, in dem sie unter anderem fragte, auf was sie sich im neuen Jahr am meisten freue. „Auf die Kriminale, die nur 10 km von mir entfernt stattfindet.“ Claudia Schmid las aus ihrem letzten Buch (das neueste „Blumenlust“ zu 50 Jahre Luisenpark ist im Anmarsch) zwei Handlungsstränge. Der eine handelte um die Entführung und den Mord und der andere um einen autonom fahrenden Bus in Mannheim. Außerdem gab es noch eine Kurzgeschichte zu einem Nachbarschaftsstreit und abgeschnittenen Tulpen im Vorgarten. Kein Wunder, wenn dort ein Schild angebracht war mit „Blumen zum Selbstschneiden heute gratis“, was für Lacher im Publikum sorgte. In ihrem neuen Buch geht es um einen „Tod am Neckar“, in dem als Schaltzentrale der „Bücherhimmel“ auserkoren wird, der zu Ehren des Luisenpark-Jubiläums sozusagen die Hauptrolle hat. Claudia Schmid merkt man ihr schauspielerisches Talent an, denn auch im Ludwigshafener Tatort spielt sie schon mal eine kleine Rolle. „Auf gute Nachbarschaft!“ und ab ging es in die Pause zur Stärkung und Signierung von Büchern.

Es folgte das Kreuzverhör von Harald Schneider mit Marlene Bach, die ihre Leichen immer in Heidelberg abgelegt habe und jetzt nach Schwetzingen abgewandert sei. Zählt Baden-Württemberg als Ausland? Gelächter. Ihre Hauptperson Maria Mooser sei tatsächlich im Ausland. Auch sie hatte ein neues Buch dabei „So weit das Land so frei das Herz“, was ja eher als Liebesroman zu verstehen war. Wie es komme? Ja, es sei mehr Liebe reingekommen. Wenn man mehr als 20 Jahre Krimis geschrieben habe, komme man nicht so schnell aus seiner Haut raus. Auch sie las zwei Geschichten, in der es unter anderem zu einer Hausbesichtigung ging, in dem eine Tote gefunden wurde. Spekulationen zu einem Mord gab es. Mit „Komm mal bei mich!“ rief sie Harald Schneider als Quotenmann zum Verhör.

Seine Titelfigur Kommissar Palzki sollte außerhalb der Familie stattfinden. So wie er Palzki im Roman beschreibt kann es im richtigen Leben nicht passiert sein. Er wurde gefragt, ob er Rituale habe. Nein, aber eine grenzenlose Fantasie, sozusagen ein Burn in. Manchmal wisse er am Anfang noch gar nicht, wer am Ende der Täter sei. Ein Krimi muss nicht zwangsläufig mit Leichen zu tun haben. Und dann gab er eine Kostprobe von seiner Protagonistin Frau Ackermann aus seinem Buch, die für ihr schnelle Sprechweise bekannt ist. Man kennt ja den Schnellsprecher Dieter Thomas Heck, aber gegen das Dargebotene von Harald Schneider war er ein Waisenknabe. Das Publikum honorierte es mit lobendem Applaus. Nicht nur auf seinem T-Shirt, sondern auch sein Buch trug den Titel seines neuesten Buches „Pfalz Wein Mord“. Es ging um eine „tödliche Weinlegende“. Neben dem Neustadter Saalbau stolpert Palzki über einen ermordeten Historiker. Nach einer Legende soll ein Handwerker bei der Grundsteinlegung unbemerkt neben alten Weinflaschen Teile seines Vermögens mit eingemauert haben. Palzki, der zum zweiten Mal gemeinsam mit dem Schriftsteller Michael Landgraf ermittelt, findet heraus, dass mehrere prominente Personen auf der Suche nach dem Schatz sind. Eine Jahrhunderte alte gestohlene Bibel und die Wahl zur Pfälzischen Weinkönigin spielen eine Rolle sowie ein Einkaufsbummel, in den sich wohl jeder hier hineinversetzen konnte. Toll gespielt und lebhaft erzählt und das alles ohne Headset.

Mit den Worten, das Bücher inflationssicher seien und man sich draußen noch bedienen könne verabschiedete die Polizeipräsidentin das Publikum und bedankte sich bei den ehrenamtlich anwesenden Autorinnen und dem Autor Harald Schneider. Im Hinausgehen hörte man noch einmal die Musikerduo mit „Stranger in the night“. (mel)

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Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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