Cédric Pintarelli verbindet Kunst und Theater: Freude an Spontanität
Heidelberg. Cédric Pintarellis Augen strahlen, wenn er darüber spricht, was ihn antreibt und was ihn glücklich macht: „Gute Menschen, an guten Orten“. Diese Einstellung zieht sich nicht nur durch sein künstlerisches Schaffen, sondern durch sein gesamtes Leben.
Geboren und aufgewachsen in der Nähe von Basel, war Pintarelli früh klar, dass er etwas Bildendes machen möchte. Parallel zur künstlerischen „Schule“ in der Graffiti-Szene Basels, folgte nach der Schule eine Grafikausbildung. Das Theater als Schmelztiegel verschiedenster kreativer Gewerke, war der nächste „gute Ort“, der ihn schon während der Schauspielausbildung in Freiburg im Kreisgau in seinen Bann zog. Es folgten langjährige Engagements am Heidelberger Kinder- und Jugendtheater – ehemals Zwinger – und am Schnawwl, jetzt Junges Nationaltheater Mannheim. Beide Engagements boten ihm die Möglichkeit, vielseitig arbeiten zu können und Formate für Kinder- und Jugendliche mitzuentwickeln, die seine beiden Leidenschaften, (Graffiti-)Kunst und Theater, vereinen. Seit ein paar Jahren ist Pintarelli als freischaffender Theatermacher und Künstler in der Rhein-Neckar-Region aktiv, unter anderem unter dem Künstlernamen Sweetuno als regelmäßiger Gast beim Heidelberger Festival Metropolink und dem Projekt Stadt.Wand.Kunst in Mannheim.
„Für mich ist Kunstschaffen mit Freude und Spontanität verknüpft“, sagt Cédric Pintarelli. Ein Ort, der ihm das deutlich vor Augen geführt hat, ist Marokko. Das Goethe-Institut Rabat hat das gemeinsam mit Breakdancer und Choreograph Jonas Frey entwickelte Projekt „Shared Canvas“ im Juni 2022 zum Festival für Tanz und visuelle Kunst – NADAR‘ART eingeladen. Bei „Shared Canvas“ treffen Tanz und Malerei aufeinander, Frey und Pintarelli teilen sich im wahrsten Sinne des Wortes eine Leinwand. Wenn beide miteinander interagieren, wird der Tanz zum Malwerkzeug und die Performance zum Action-Painting. Aus spontaner Interaktion wird Kunst – das hat Pintarelli mehrfach in Marokko erlebt, als sich aus zufälligen Begegnungen spontane Aktionen entwickelt haben. Unter anderem bat ihn ein Galerist kurzfristig ein Garagentor zu bemalen. Eine Begegnung, die im Kontrast zur Erfahrung der Streetart-Szene im Rhein-Neckar-Raum steht, die oftmals mit bürokratischen Hürden zu kämpfen hat. Durch Festivals, wie Metropolink oder Projekte, wie Stadt.Wand.Kunst ändert sich die Einstellung zur Straßenkunst langsam und Außenstehende gewinnen einen neuen Zugang zu Graffiti und Streetart.
In seiner Arbeit widmet sich Cédric Pintarelli leidenschaftlich der Frage, wie sich Kunst und Theater verbinden lassen. Dabei will er weg vom klassischen Bild des Malers, der alleine im Atelier malt. „Ein Malvorgang kann total theatralisch sein“, appelliert er und zeigt das in Performance-Projekten, bei denen das Publikum ihm beim Kunstschaffen über die Schulter schauen kann. So ist auch „Freche Fläche“, ein Stück für die Allerkleinsten ab zwei Jahren entstanden, das im Repertoire des Jungen Nationaltheaters Mannheim zu sehen ist. Die Projekte von Pintarelli gehen eher in eine tänzerische Richtung, zeigen Vorgänge und sind so eine sinnliche Erfahrung. „Körpersprache, das ist ein Feld, das mir und den Zuschauern guttut“. Dabei hat Pintarelli immer den Begriff „Vorstellung“ vor Augen, der für ihn stellvertretend für die Vorstellungskraft der Zuschauer*innen steht. „Vorstellungskraft ist so etwas Wichtiges – nicht nur für Kinder, für uns alle.“
Die Freude, die Cédric Pintarelli beim Schaffen empfindet, beschreibt er selbst als fast schon kindlich, nach dem Motto: „Kuck mal, was ich gemalt habe!“ Diese Freude mit dem Gegenüber zu teilen, ihm zu schenken, was man geschaffen hat, damit er selbst etwas daraus machen kann, ist, was ihn antreibt und glücklich macht. Denn: „Wenn man an die Vorstellungskraft des Betrachters glaubt, dann ist mein Bild von heute, morgen ein anderes und kann sich immer weiter verändern.“ sic
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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