Forschungsergebnisse über den geheimnisvollen Diebstahl des Goldsiegels anno 1774 - Vortrag im Ladenburger Kreisarchiv
Ladenburg. Kreisarchivar Dr. Kreutz stellt am Mittwoch, 3. Juli, 17 Uhr, im Ladenburger Kreisarchiv sein Buch mit Forschungsergebnissen über den geheimnisvollen Diebstahl des Goldsiegels anno 1774 vor.
"Goldene Bulle aus dem Mannheimer Schlossarchiv gestohlen“ – das hätte vor 250 Jahren eine gewaltige Schlagzeile sein können. Denn mit dem Goldsiegel erhielt das von Kaiser Karl IV. 1356 erlassene Verfassungsdokument des Heiligen Römischen Reiches die kaiserliche Beglaubigung. Da es dem Beraterkreis um den Kurfürsten Carl Theodor jedoch gelang, diesen Diebstahl zu vertuschen, gab es auch keinen Skandal, der hätte erwähnt werden können.
Aber diese Geschichte, die keine Legende ist, erzählt nun der 13. Band der renommierten Reihe „Bausteine zur Kreisgeschichte“, der am Mittwoch, 3. Juli, um 17 Uhr im Ladenburger Kreisarchiv (Trajanstraße 66) der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Der Autor des Buches, Kreisarchivar Dr. Jörg Kreutz, wird nach der Begrüßung durch Landrat Stefan Dallinger berichten, dass das Goldsiegel der heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrten, für die Kurpfalz ausgefertigten Goldenen Bulle tatsächlich eine Nachbildung des 18. Jahrhunderts ist. Er tut dies anhand eines umfangreichen stilistisch-ikonografischen Vergleichs aller Goldbullen, die zwischen 1355 und 1378 von der Kanzlei Kaiser Karls IV. ausgestellt wurden. Dass das Verfassungsdokument in lateinischer Sprache – es regelte den Ablauf der Königswahl durch ursprünglich sieben Kurfürsten – ebenfalls als Goldene Bulle bezeichnet wird, wurde ab dem 15. Jahrhundert gebräuchlich und rührt vom der Urkunde eigentlich angehängten goldenen Siegel her. Beitrag des Kreises zum Jubiläumsjahr des Kurfürsten Carl Theodor
Das Buch ist der Beitrag des Rhein-Neckar-Kreises zum Jubiläumsjahr des Kurfürsten Carl Theodor, das 2024 in der Metropolregion und in Bayern gefeiert wird. Unter seiner Herrschaft wurden 1777/1778 die bayerische und die pfälzische Linie der Wittelsbacher nach mehr als 550 Jahren wiedervereinigt. Bei den geheimen Erbfolgeverhandlungen im Vorfeld hätte das Fehlen des Goldsiegels am wichtigsten Verfassungsdokument des kurfürstlichen Hauses durchaus einen Skandal auslösen können. Deshalb ließ Carl Theodor durch seinen Münzmeister Anton Schäffer eine hochwertige Nachbildung der Goldbulle fertigen, wie erst jetzt im Buch nachgewiesen wird. Eine solche Replik hatte der Münchner Archivar Max Josef Neudegger, der als Erster in den 1890er Jahren den Diebstahl anhand der im Generallandesarchiv Karlsruhe überlieferten geheimen Ermittlungsakten publik gemacht hatte, jedoch noch ausgeschlossen. Seine offenkundige Fehlinterpretation, die sich bis heute nach wie vor als unumstößliches Narrativ behauptet hat, ist aber nicht mehr aufrechtzuerhalten.
So werden die Geschehnisse rund um den Diebstahl von 1774 vom Autor Dr. Jörg Kreutz, Leiter des Kreisarchivs, neu bewertet und erhellen ein spannendes Kapitel der Mannheimer Regierungsjahre des Kurfürsten. Das Buch „Das kurpfälzische Exemplar der Goldenen Bulle – Der Mannheimer Diebstahl des Goldsiegels im Jahr 1774 und seine erfolgreiche Vertuschung“ hat einen Umfang von 108 Seiten und enthält 107 Abbildungen und ist am Vorstellungsabend im Kreisarchiv beziehungsweise per E-Mail an eigenverlag@rheinneckar-kreis.de oder telefonisch unter: 06221 522-7740 erhältlich. red
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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